München:
Kunstminister Dr. Ludwig Spaenle gibt Preisträger des „Bayerischen Kunstförderpreises 2016“ in der Sparte „Bildende Kunst“ bekannt – „Außergewöhnliche künstlerische Begabung gewürdigt“
Die Preise in der Sparte „Bildende Kunst“ des „Bayerischen Kunstförderpreises 2016“ gehen in diesem Jahr an Jakob Egenrieder, Funda Gül Özcan, Miho Kasama und Felix Leon Westner sowie Anna McCarthy. Das gab Bayerns Kunstminister Dr. Ludwig Spaenle heute in München bekannt. Minister Spaenle gratulierte den Preisträgern: „Mit den Bayerischen Kunstförderpreisen würdigen wir herausragende Leistungen von jungen Menschen mit außergewöhnlicher künstlerischer Begabung. Die Auszeichnung ist zugleich Anerkennung für das bisherige künstlerische Wirken der jungen Künstlerinnen und Künstler wie auch Ansporn für ihr künftiges Schaffen.“ Die Preise sind mit je 6.000 Euro dotiert.
Informationen zu den einzelnen Preisträgerinnen und Preisträgern der Sparte „Bildende Kunst“ für den „Bayerischen Kunstförderpreis 2016“:
Die Arbeiten des in München lebenden Bildhauers Jakob Egenrieder spannen den Bogen von der Skulptur als Einzelobjekt im klassischen Sinne über große installative Werke bis hin zu veritablen Bühnenszenerien. Die Jury betonte die Intensität und Überzeugungskraft, welche zum einen aus der Spannung der jeweils konkreten Form und dem besonderen Sinn für architektonische Zusammenhänge resultieren. Dabei impliziere Egenrieders konzeptueller Ansatz keinesfalls, dass seine Arbeiten kopfgesteuert oder gar intellektuell zu bezeichnen wären. Das Gegenteil sei der Fall: Alle seine skulpturalen Erfindungen, seine Installationen und Aktionen einige ein hohes Maß an schöpferischer Spontaneität und Sinnlichkeit.
Die in Garmisch-Partenkirchen geborene Künstlerin Funda Gül Özcan setzt sich in ihrem Schaffen, das Skulptur, Video, Audio und Performance kombiniert, mit Fragen der Identität, des Körpers, der Sexualität und der Gewalt auseinander. Nach Ansicht der Jury lässt sie mit der offenen Präsentation ihrer eigenen inneren Konflikte zudem einen emotional aufgeladenen Dialog mit ihrem Publikum entstehen. Die Betrachter führe dies oft an die Grenze des Erträglichen, weil das Gezeigte eindringlich, bisweilen schmerzhaft sei und stets eine psychische wie physische Herausforderung darstelle. Die Jury überzeugt das Werk Funda Gül Özcans durch die kompromisslose Bildsprache und den originären wie spielerisch-souveränen Umgang mit den gewählten Materialien. Die Künstlerin biete der Diskussion um individuelle und gesellschaftliche Identitätsmuster reichlich Stoff, der die menschliche Existenz schonungslos ausleuchte, wie die Jury abschließend feststellt.
Die Werke der in Japan geborenen und heute in Nürnberg lebenden Miho Kasama widmen sich auf vielfältige Weise wissenschaftlichen Ordnungssystemen, die unsere Wahrnehmung der Welt prägen. Sie verwendet Vermessungstechniken als Material und legt deren Konstruktion offen. Die Jury beeindruckt, wie in ihren Installationen und 3D-Animationen Farben zu Klängen werden, zweidimensionale Landschaftsfotografien zu dreidimensionalen Gebilden und Räume zu Messdaten. Der Prozess des Knickens und Faltens steht dabei für die kontinuierliche Veränderung von Karten, die Miho Kasama in ihren Werken verwendet. Durch ihre persönlich assoziative Annäherung an die Landschaft als Karte erschafft sie, so die Jury, höchst subjektive Modelle: Neukartierungen verbinden Fiktion und Wirklichkeit miteinander, festgefahrene Zuschreibungen werden aufgebrochen und Perspektivwechsel, die unsere Wahrnehmung herausfordern, möglich gemacht.
Die künstlerische Arbeit des Münchners Felix Leon Westner ist geprägt durch zahlreiche Auslandsaufenthalte. Nach Ansicht der Jury fließen in seine künstlerische Arbeit das konkrete Erlebnis sowie das Erfahren anderer Kulturen und das damit verbundene Erkennen von vorhandenen Überschneidungen des alltäglichen Geschehens und gesellschaftlich relevanter Themen ein. Die Jurymitglieder heben die Vielschichtigkeit der Installationen und performativen Arbeiten des Künstlers hervor: Angetrieben durch eine lebendige dialogische Auseinandersetzungsbereitschaft entstehen performative Collagen aus Ton, Wort, Zeichnung und seiner eigenen Präsenz. Konzentriert baue Westner seine Choreografien auf, die nachdenkliche Ruhe ausstrahlen oder im Stakkato auf die Projektionsfläche zeichnerisch gesetzt werden. Bei seinen Performances bezieht er projektbezogen selbst entwickelte Soundelemente und Videoelemente ein.
In diesem Jahr vergibt Kultusminister Dr. Ludwig Spaenle zudem einen Spezialpreis für „Sound und Geräusche“, den die in München lebende Künstlerin Anna McCarthy erhält. Sie überzeugt die Jury mit ihrem künstlerischem Schaffen, das sämtliche Spielarten der synästhetischen Aktion umfasst: Performative Installation, Konzert, Musical, Parade, Demonstration. Anna McCarthys Arbeit ist – wie die Künstlerin selbst – ein Gesamtkunstwerk, so die Jury. Sound und Geräusche seien jeder ihrer Ausdrucksformen immanent, jedes ihrer virtuosen ‚Spektakel‘ basiere auf musikalischen oder sprachlichen Elementen, die Anna McCarthy meisterhaft beherrsche. Überschrieben sind Anna McCarthys Projekte zumeist mit einem politischen Gedanken, sie rufen zu Verweigerung oder Rebellion auf, aufbauend auf historischen Recherchen und unter Verwendung von Zitaten.
Der Bayerische Kunstförderpreis
Der Bayerische Kunstförderpreis wird jährlich in den vier Sparten „Bildende Kunst“, „Darstellende Kunst“, „Musik und Tanz“ sowie „Literatur“ vergeben. Die Preisträger müssen in Bayern leben, hier ihren Schaffensmittelpunkt haben und dürfen höchstens 40 Jahre alt sein. Voraussetzung ist zudem, dass sie über eine außergewöhnliche künstlerische Begabung verfügen und durch herausragende Leistungen hervorgetreten sind. Die Preise werden vom Bayerischen Staatsminister für Bildung und Kultus, Wissenschaft und Kunst auf Vorschlag von Fachjurys vergeben. Die feierliche Verleihung der Preise erfolgt am 28. November durch Kultusminister Dr. Ludwig Spaenle in der Hochschule für Fernsehen und Film München.
Quelle: stmbw.bayern.de