München:

„Herausragendes Sprachgefühl und hohe Sensibilität für die emotionalen Untertöne“ – Kunststaatssekretär Sibler übergibt Übersetzerstipendium des Freistaats an Birgit Leib – Erstmals wird die Übersetzung eines zeitgenössischen Debütromans ausgezeichnet
„Das literarische Übersetzen ist eine große künstlerische Leistung. Dies hat Birgit Leib mit ihrem Übersetzungsprojekt überzeugend unter Beweis gestellt. Ihr herausragendes Sprachgefühl und ihre hohe Sensibilität für die emotionalen Untertöne eines Texts sorgen dafür, dass ihre Stimme eine überzeugende Symbiose mit der Stimme der Autorin eingeht“, würdigte Bayerns Kunststaatssekretär Bernd Sibler heute im Literaturhaus München die Arbeit von Birgit Leib. Sie erhielt das mit 6.000 Euro dotierte Arbeitsstipendium des Freistaats Bayern für ein literarisches Übersetzungsprojekt.
Leib arbeitete an der Erstübersetzung des Romandebüts „La malédiction du bandit moustachu“ („Der Fluch des schnauzbärtigen Banditen“) von Irina Teodorescu, das 2014 erschienen ist. Der Roman handelt von einer jungen Frau, die die Geschichte ihrer rumänischen Familie über ein Jahrhundert hinweg rekonstruiert und dabei in Erfahrung bringt, dass ein Fluch auf den jeweils erstgeborenen Söhnen liegt und diese deshalb von absurden Unfällen und Krankheiten ereilt werden. Die deutsche Übersetzung ist kürzlich im Klaus Wagenbach-Verlag erscheinen.

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Erstmalig Auszeichnung für einen zeitgenössischen Roman

Staatssekretär Sibler sprach von „einem neuen Akzent in der Vergabe des Stipendiums.“ Nach den Klassikerübersetzungen der letzten Jahre wurde in diesem Jahr die Übersetzung des Debütromans einer jungen zeitgenössischen Autorin ausgewählt. Er begrüßte die Wahl der Jury ausdrücklich: „Die Entscheidung für dieses Projekt setzt ein wichtiges Signal: Als aus-zeichnungswürdig gelten nicht nur Übersetzungen von klassischer Literatur, sondern auch von anspruchsvoller Gegenwartsliteratur. Ich freue ich mich sehr, dass wir die Arbeit von Birgit Leib durch ein Stipendium prämieren können, und wünsche ihr für ihre weiteren Vorhaben viel Erfolg.“
Die Jury würdigte das Übersetzungsvorhaben aufgrund seiner hohen sprachlichen Qualitäten: „Es gelingt der Übersetzerin Birgit Leib, den Ton des Originals zu treffen und gleichzeitig originelle Lösungen für den eigenwilligen bildhaften Stil der Autorin zu finden, der seine Lebendigkeit besonders aus der Fülle von französischen oder rumänischen Redewendungen gewinnt.“ Aufgrund der notwendigen Recherchen stelle Irina Teodorescus Text hohe Ansprüche an die Übersetzung. „Die Überlagerung verschiedener Sprachkulturen ist in der deutschen Übertragung überzeugend nachgebildet“, so die Jury.

Das Übersetzerstipendium des Freistaats Bayern

Das bayerische Kunstministerium vergibt jährlich ein Arbeitsstipendium an einen literarischen Übersetzer oder eine Übersetzerin, das es ermöglichen soll, sich ohne wirtschaftlich-materiellen Zwang einem Übersetzungsvorhaben zu widmen. Das Stipendium wird heuer zum siebten Mal vergeben.

Birgit Leib, geboren 1965 in Schwäbisch Hall, studierte Romanistik (Französisch), Germanistik und Komparatistik in München und Paris. 17 Jahre lebte sie in Frankreich (Paris und Avignon), wo sie u. a. für das Französische Ministerium für Wirtschaft, Finanzen und Industrie sowie für Unternehmen als Lehrerin für Deutsch und Interkulturelles arbeitete. Seit 1993 ist sie als Übersetzerin von Literatur, Hörspielen und Theaterstücken tätig. Ein Schwerpunkt ihrer Übersetzertätigkeit ist es, Untertitel für französische Filme zu erarbeiten. 2010 gründete sie das Netzwerk mimikri media für Medienübersetzung und Untertitelung. Seit 2012 leitet sie Workshops in diesem Bereich.

Quelle: stmbw.bund.de

 

 

 

 

 

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