Berlin:
Ostbeauftragte Gleicke: Kleinteiligkeit der ostdeutschen Wirtschaft lässt
Aufholprozess ins Stocken geraten
Studie zur Größenstruktur und Wachstumsdynamik der ostdeutschen Wirtschaft
vorgestellt
Iris Gleicke, die Beauftragte der Bundesregierung für die neuen Bundesländer und
Parlamentarische Staatssekretärin beim Bundesminister für Wirtschaft und Energie
<http://www.bmwi.de/DE/Ministerium/Minister-und-Staatssekretaere/Visitenkarten/visitenkarte-gleicke.html>,
hat heute in Berlin ein Forschungsgutachten zur Größenstruktur und
Wachstumsdynamik der ostdeutschen Wirtschaft vorgestellt. Die Studie
„Kleinteiligkeit der ostdeutschen Wirtschaft. Gibt es spezifische
Wachstumshemmnisse für die Bildung größerer Unternehmenseinheiten?“ (PDF: 3,19
MB)
<http://www.bmwi.de/BMWi/Redaktion/PDF/Publikationen/Studien/kleinteiligkeit-der-ostdeutschen-wirtschaft-endbericht,property=pdf,bereich=bmwi,sprache=de,rwb=true.pdf>
wurde vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) im Auftrag der
Ostbeauftragten erstellt. Die Gutachter untersuchen ein besonderes
Strukturphänomen der ostdeutschen Wirtschaft: Weitgehend fehlen in Ostdeutschland
größere Unternehmen und Konzernzentralen, beispielsweise gibt es in den neuen
Ländern einschließlich Berlin kein einziges DAX-Unternehmen. Die Untersuchung
bestätigt, dass die ostdeutsche Wirtschaft weiterhin vergleichsweise kleinteilig
strukturiert ist.
Die Ostbeauftragte Gleicke: „Der Aufholprozess ist ins Stocken geraten und
stagniert, das muss man so hart sagen. Das liegt nicht etwa an klassischen
Standortfaktoren wie etwa Lohn- und Mietpreisniveau, Infrastruktur, Bürokratie
und Gewerbeflächenangebot, sondern zu einem guten Teil an der Kleinteiligkeit der
ostdeutschen Wirtschaft. Diese Kleinteiligkeit ist wiederum vor allem auf die
Privatisierungspolitik der Treuhand zurückzuführen, die die Gründung kleiner und
mittlerer Unternehmen stark begünstigt hat. Wir haben im Osten eine
leistungsfähige mittelständische Wirtschaft, und die kann sich sehen lassen. Was
uns fehlt, sind große Unternehmen, die wettbewerbsfähige Liefer- und
Wertschöpfungsketten etablieren und so zu Ankerpunkten für die regionale
Entwicklung werden könnten. Das ist die harte Realität, der wir uns nach 25
Jahren Einheit stellen müssen.“
Laut Staatssekretärin Gleicke gibt es zur aktuellen Förderpolitik des Bundes
keine Alternative: „Wenn wir Wachstum und Weiterentwicklung für Ostdeutschland
wollen, müssen wir die vielen leistungsfähigen kleinen und mittleren Unternehmen
in ihrem Expansionsbestreben gezielt unterstützen. Und genau das machen wir. Zum
Beispiel mit unserem Zentralen Innovationsprogramm Mittelstand (ZIM)
<http://www.bmwi.de/DE/Themen/Technologie/Innovationsfoerderung-Mittelstand/technologieoffene-projektfoerderung.html>,
mit dem wir Unternehmen unterstützen, die innovative Netzwerke und Kooperationen
eingehen. Erst dieses Jahr haben wir die ZIM-Mittel aufgestockt.“
Die Ostbeauftragte warnte vor der Illusion, der Aufbau Ost sei mit den
Jubiläumsfeiern zu 25 Jahre deutsche Einheit abgeschlossen: „Wir werden noch viel
Zeit brauchen, und zwar deutlich über 2019 hinaus. Wir brauchen einen langen
Atem.“
Das DIW-Gutachten bestätigt, dass die ostdeutsche Unternehmenslandschaft nach wie
vor kleinteilig strukturiert ist. Nur 20 % der Beschäftigten sind in Unternehmen
mit mehr als 250 Mitarbeitern tätig, in Westdeutschland sind es etwa die Hälfte.
Positiv ist, dass eine stärkere Wachstumsdynamik als in Westdeutschland in
Betrieben in oberen Größenklassen zu beobachten ist, dies gilt insbesondere für
das Verarbeitende Gewerbe. Allerdings ist der Trend nicht so stark ausgeprägt,
dass mit einer Angleichung der Unternehmensgrößenstruktur in absehbarer Zeit
gerechnet werden kann. Die Kleinteiligkeit der ostdeutschen Wirtschaft
beeinträchtigt zudem wichtige Wachstumsfaktoren, wie die Vernetzung der
ostdeutschen Wirtschaft (Zulieferstrukturen, Wachstumskerne, Cluster), die
Innovations- und Exportleistung und die strategische Ausrichtung der
Unternehmensziele. Keine oder kaum eine Rolle für den stockenden Aufholprozess
spielen dagegen klassische Standortfaktoren wie beispielsweise Lohn- und
Mietpreisniveau, Infrastruktur, Bürokratie und Gewerbeflächenangebot.
Abgeleitet aus diesen Ergebnissen, die u. a. mit Hilfe einer
Unternehmensbefragung mit über 500 Unternehmen und einer umfassenden Auswertung
von Unternehmensstatistiken erzielt wurden, schlagen die Gutachter vor, die
Förderpolitik mit Hilfe konkreter Maßnahmen in sechs Handlungsfeldern zu
verstärken: (1) Unterstützung von F&E- und Innovationstätigkeiten; (2) Förderung
der Vernetzung der ostdeutschen Wirtschaftsstrukturen; (3) Bessere Erschließung
von Auslandsmärkten, Förderung der Exporttätigkeit; (4) Angebote für
Managementunterstützung bis hin zur Unternehmensnachfolge; (5) Unterstützung von
Gründungen und Wachstum von jungen KMUs und (6) Maßnahmen zur
Fachkräftesicherung.
Das Gutachten in Kurzfassung finden Sie hier (PDF: 513 KB)
<http://www.bmwi.de/BMWi/Redaktion/PDF/Publikationen/Studien/kleinteiligkeit-der-ostdeutschen-wirtschaft-kurzfassung,property=pdf,bereich=bmwi,sprache=de,rwb=true.pdf>
und Langfassung hier (PDF: 3,19 MB)
<http://www.bmwi.de/BMWi/Redaktion/PDF/Publikationen/Studien/kleinteiligkeit-der-ostdeutschen-wirtschaft-endbericht,property=pdf,bereich=bmwi,sprache=de,rwb=true.pdf>.
Weitere Informationen der Beauftragten der Bundesregierung für die neuen
Bundesländer finden Sie unter www.beauftragte-neue-laender.de
<http://www.beauftragte-neue-laender.de/>.
Quelle: bmwi.bund.de