Deutschland:

„Islamisches Gemeindeleben in Deutschland“: Erstmals bundesweit belastbare Daten zu islamischen Gemeinden, Imamen und alevitischen Dedes

In einem gemeinsamen Forschungsbericht mit dem Titel „Islamisches Gemeindeleben in Deutschland“ haben heute das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge sowie das Zentrum für Türkeistudien und Integrationsforschung die Ergebnisse ihrer im Auftrag der Deutschen Islam Konferenz durchgeführten Studien veröffentlicht.

Die Studien geben einen umfassenden Überblick über Angebote und Strukturen der islamischen Gemeinden sowie über Herkunft, Ausbildung, Aufgaben und Aufenthaltsstatus des religiösen Personals. Insbesondere belegen sie erstmals die Zahlvon rund 2.350 Moscheegemeinden und alevitischen Cem-Häusern in Deutschland. In etwa 2.180 islamischen Gemeinden ist regelmäßig ein Imam oder, im Falle der Aleviten, ein Dede tätig.

„Mit den Studien ist ein zentraler Punkt des Arbeitsprogramms der Deutschen Islam Konferenz erfolgreich umgesetzt worden. Die umfangreichen Ergebnisse der Studien bieten solide Grundlageninformationen für Politik und Gesellschaft“, sagte Bundesinnenminister Dr. Hans-Peter Friedrich anlässlich der Veröffentlichung des Forschungsberichts. „Die Ergebnisse belegen die Rolle, die islamische Gemeinden, Imame und alevitische Dedes im Integrationsprozess spielen. Der Wert und Nutzen bestehender Initiativen der Deutschen Islam Konferenz zur Aus- und Fortbildung von Imamen und weiterem Personal islamischer Gemeinden in Deutschland werden durch die Studien bestätigt. So können die Ergebnisse beim Ausbau zielgruppengerechter Angebote helfen.“

Die Studien belegen, dass fast alle islamischen Gemeinden nicht nur religiöse Dienstleistungen anbieten. Sie zeigen eine vielfältige islamische Gemeindelandschaft in Deutschland und verdeutlichen, dass die in den Gemeinden tätigen Religionsbediensteten keine homogene Gruppe bilden. Die Studien offenbaren, dass in rund der Hälfte der Gemeinden der Vorsitzende inzwischen der Nachfolgegeneration der Einwanderer entstammt bzw. die Besucher von der Nachfolgegeneration dominiert werden. Demgegenüber sind fast alle islamischen Religionsbediensteten selbst nach Deutschland zugewandert, gehören also der ersten Generation an.

In den Studien wird auch deutlich, dass Probleme hinsichtlich der Kenntnisse der deutschen Sprache bestehen. So bewerten islamische Religionsbedienstete ihre Deutschkenntnisse deutlich schlechter als die muslimische Gesamtbevölkerung in Deutschland. Zugleich zeigen die zumeist in den Herkunftsländern erworbenen Abschlüsse, dass das Bildungsniveau deutlich über dem Durchschnitt der muslimischen Gesamtbevölkerung liegt. Die in Deutschland tätigen islamischen Religionsbediensteten stehen laut den Studienergebnissen in der überwiegenden Mehrheit für einen dialogbereiten Islam. Zudem äußern die befragten Imame und Dedes ein außerordentlich hohes Interesse an Fort- und Weiterbildungen, vor allem im sozialen, beratenden und seelsorgerischen Bereich.

Die Studie zu islamischen Gemeinden wurde vom Zentrum für Türkeistudien und Integrationsforschung (ZfTI) durchgeführt, die Studie zu islamischen Religionsbediensteten vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF). Sie schließen an die 2009 veröffentlichte DIK-Studie des BAMF „Muslimisches Leben in Deutschland“ an. Für die Studien wurden etwa 1140 islamische Gemeinden und über 800 Imame einschließlich alevitischer Dedes befragt.

Quelle/Foto: bva.bund.de

 

Von redaktion