München:
Justizministerin Beate Merk: „Bauchgurt und Bettgitter dürfen bei der Pflege alter und kranker Menschen nur letztes Mittel sein! Alternativen bietet der Werdenfelser Weg!
Bayerns Justizministerin Dr. Beate Merk teilt mit,
dass die bayerischen Betreuungsgerichte im Jahr 2011
in 21.266 Fällen freiheitsentziehende Maßnahmen wie
Bettgitter, Gurtfixierungen oder ruhig stellende Medikamente
genehmigt haben. Damit ist die Zahl der Genehmigungen
gegenüber dem Vorjahr um 3.396 und somit um knapp
14% gesunken. Merk setzt sich dafür ein, dass diese
Entwicklung nachhaltig so bleibt und weist in diesem
Zusammenhang auf den so genannten „Werdenfelser Weg“
hin: „Die in Pflegeheimen lebenden alten und kranken
Menschen müssen selbstverständlich davor geschützt
werden, dass sie sich selbst gesundheitlichen Schaden
zufügen. Aber: Freiheitsentziehende Maßnahmen dürfen
dabei immer nur das letzte Mittel sein. Dass es heute
viele gute Alternativen gibt, zeigt uns der Werdenfelser
Weg.“
Der Werdenfelser Weg
ist vom Amtsgericht Garmisch-Partenkirchen in Zusammenarbeit
mit der Betreuungsstelle beim Landratsamt Garmisch-Partenkirchen
entwickelt worden. Er setzt darauf, pflegerische Alternativen
wie Niederflurbetten, Schutzkleidung oder Bewegungstraining
intensiv zu prüfen, um Freiheitsbeschränkungen wie
Bauchgurte und Bettgitter zu vermeiden. Zu diesem Zweck
werden vom Gericht speziell geschulte Verfahrenspfleger
mit eigener pflegerischer Berufserfahrung eingesetzt,
die in jedem Einzelfall gemeinsam mit allen Beteiligten
die Alternativen prüfen.
Merk
hatte ihren Länderkollegen den Werdenfelser Weg auf
der Justizministerkonferenz 2011 vorgestellt und dafür
geworben, möglichst viele Gerichte für eine Umsetzung
dieses Modells zu gewinnen. In Bayern haben sich zwischenzeitlich
zahlreiche Gerichte dem Werdenfelser Weg angeschlossen.
Zuletzt haben die beiden größten bayerischen Amtsgerichte
– München und Nürnberg – diesen Weg eingeschlagen.
Voraussichtlich im Juni 2012 wird das drittgrößte
bayerische Amtsgericht – das Amtsgericht Augsburg –
folgen.
Merk abschließend:
„Ein menschenwürdiger und von Empathie getragener
Umgang mit alten und kranken Menschen ist eine Zukunftsfrage.
Ich freue mich deshalb, dass immer mehr Gerichte den
Werdenfelser Weg einschlagen. Bereits im Jahr 2011
wurden bayernweit deutlich weniger freiheitsentziehende
Maßnahmen genehmigt als im Vorjahr. Das belegt, dass
der Werdenfelser Weg in die richtige Richtung führt
– hin zu mehr Freiheit und Lebensqualität für pflegebedürftige
Menschen!“
Quelle: stmj.bayern.de