München:
Bildungsminister Dr. Ludwig Spaenle gibt Überblick über Bayerns Schulwesen im Schuljahr 2014/2015 – 1,68 Millionen Schülerinnen und Schüler an den Schulen im Freistaat
Heute gab Bayerns Bildungs- und Wissenschaftsminister Dr. Ludwig Spaenle einen Überblick über das Bayerische Schulwesen zu Beginn des Schuljahres 2014/2015. Rund 1,68 Millionen Schülerinnen und Schüler besuchen im neuen Schuljahr die Schulen in Bayern, davon knapp 400.000 berufliche Schulen. Im Vorjahr waren es noch gut 1,7 Millionen Schülerinnen und Schüler. Die Anzahl der Schulanfänger liegt im aktuellen Schuljahr bei rund 109.900 und damit um gut zwei Prozent höher als noch im Vorjahr. Für die Bildung der Schülerinnen und Schüler hat Bayern zum neuen Schuljahr rund 4.200 Lehrkräfte für alle Schularten eingestellt.
„Wir wollen unseren jungen Menschen möglichst viele Chancen eröffnen“, betonte Minister Spaenle.
„Durch den Erhalt der Anzahl der Lehrkräfte bei deutlich rückläufigen Schülerzahlen ist es gelungen, die Relation zwischen einer Lehrkraft zu 17,2 Schülerinnen und Schülern im Schuljahr 2002/2003 auf nun eine Lehrkraft zu 13,7 Schülerinnen und Schüler zu verbessern“, so der Minister. Er verwies auf den Beschluss von Staatsregierung und Regierungsfraktion, dass jede Lehrerstelle bis 2018 im Schulwesen verbleibt.
Das bayerische Gymnasium wird weiterentwickelt
„Wir setzen den Dialog zur Weiterentwicklung des Gymnasiums fort“, so der Minister. Auf seine Einladung diskutieren seit Frühjahr Vertreter der gymnasialen Schulfamilie, Schulaufwandsträger sowie Bildungspolitiker aus allen Fraktionen des Landtags z.B. den gymnasialen Bildungsbegriff, damit verbundene pädagogische Grundsatzfragen, Erwartungen an den Lehrplan, organisatorische Fragen und Fragen der Schulzeitdauer. „Wir wollen unsere jungen Menschen in ihrer Vielfalt möglichst optimal fördern. Ein G 9 für alle ist ebenso überholt wie ein G 8 für alle Schülerinnen und Schüler“, wiederholte Minister Spaenle.
Als Grundkonturen des Gymnasiums der Zukunft nannte der Minister:
„Es gibt e i n bayerisches Gymnasium, das vertiefte Allgemeinbildung vermittelt und Absolventen auf ein Studium bzw. eine hochqualifizierte Berufsausbildung vorbereitet.“ Seine Qualität bleibe unverändert hoch, sein Stoffumfang des Lehrplans auf 8 Zeitjahre bemessen.
Die enorme Heterogenität der Schülerschaft mache zeitgemäße pädagogische Konzepte nötig – ergänzt um Modelle für den Ausbau individueller Förderung. Dem Ausbau von Ganztagsangeboten kommt aus Sicht von Dr. Spaenle besondere Bedeutung zu. Das Gymnasium der Zukunft setzt auf den Säulen der Weiterentwicklung der Gymnasialpädagogik, des Lehrplans und der Angebote an Lernzeit auf.
„Am Ende dieses Dialogs werden Ministerrat und Landtag mögliche Änderungen mit dem Ziel einer langfristig akzeptierten Lösung für ein zeitgemäßes Gymnasium beschließen. Diese wird der sehr heterogenen Schülerschaft und den Standortbedingungen der Schulen in der Stadt und auf dem Land gerecht werden“, fasste Minister Spaenle zusammen.
Neue Lehrplan-Generation setzt auf Kompetenzen und Wissen
„Der LehrplanPLUS wird an rund 2.400 Grundschulen in Bayern eingeführt“, führte Minister Spaenle aus. Er gehört zu einer ganz neuen Generation von Lehrplänen, die sich am Erwerb von Kompetenzen durch die Schülerinnen und Schüler und an der Vermittlung von Wissen orientiert.
„Mit der neuen Lehrplangeneration wollen wir auch die pädagogische Arbeit an den Schulen aller Schularten stärker aufeinander abstimmen. Damit erhöhen wir die Durchlässigkeit“, betonte Minister Spaenle.
Ab dem Schuljahr 2017/2018 werden dann in den weiterführenden Schulen neue Lehrpläne eingeführt, die auf einer gemeinsamen Grundlage aufbauen und mehr Brücken zwischen den Schularten als bisher spannen werden.
Flexible Grundschule an mehr Standorten
Den jungen Menschen möglichst viele Chancen eröffnet die „Flexible Grundschule“, weil sich die Kinder dort nach ihrem individuellen Lerntempo die Grundfertigkeiten im Lesen, Schreiben und Rechnen aneignen.
Die Eingangsstufe der Grundschule, die auf zwei Schuljahre angelegt ist, können die Schülerinnen und Schüler je nach ihrer persönlichen Leistungsfähigkeit in ein, zwei oder drei Jahren durchlaufen. Das Bildungsministerium weitet zum neuen Schuljahr die „Flexible Grundschule“ von derzeit knapp 90 auf künftig 151 Grundschulstandorte aus. Zugleich ermöglicht das Ministerium es den Grundschulen, die guten Erfahrungen Flexibler Grundschulen mit Lernentwicklungsgesprächen zwischen Lehrkräften, Schülern und Eltern umzusetzen. Alle Grundschulen können künftig Zwischenzeugnisse in den ersten drei Jahrgangsstufen durch dokumentierte Lernentwicklungsgespräche ersetzen.
Inklusion kommt voran
„Die inklusive Förderung von Kindern und Jugendlichen mit sonderpädagogischem Förderbedarf gehört für mich zu den Kernherausforderungen des Schulwesens“, betonte Minister Spaenle. Erste Erfolge sind sichtbar: Z.B. steigt die Zahl der Schülerinnen und Schüler mit sonderpädagogischem Förderbedarf, die die Regelschule besuchen: Im Schuljahr 2012/2013 waren es rund 18.200 Schülerinnen und Schüler, im vergangenen Schuljahr 2013/2014 waren es bereits knapp 19.300.
Zum neuen Schuljahr wird auch die Anzahl der Schulen mit dem Profil Inklusion um rund ein Drittel auf nun 164 erhöht.
Förderschulen bleiben in Bayern als Kompetenzzentren und Lernorte auch künftig bestehen. Sie können nun selbst das Profil „Inklusion“ erhalten.
Insgesamt werden auch in diesem Schuljahr eigens für die Inklusion 100 zusätzliche Lehrerstellen zur Verfügung gestellt.
Ganztagsangebot wird deutlich ausgeweitet
„Es ist das Ziel der Bayerischen Staatsregierung, den Eltern mit ihren Kindern eine flächendeckende und bedarfsorientierte Versorgung mit verschiedenen Ganztagsangeboten zu unterbreiten. Die Eltern müssen dabei die Wahlfreiheit haben, ob ihre Kinder ein Ganztagsangebot besuchen oder nicht“, unterstrich der Minister. „Das Bildungsministerium hat auch in diesem Jahr wie in den vergangenen Jahren alle Anträge auf Einrichtung von gebundenen Ganztagsklassen, offenen Ganztagsgruppen und Gruppen der Mittagsbetreuung und verlängerten Mittagsbetreuung genehmigt, die die dazu nötigen Bedingungen erfüllt haben.“ Die Anzahl offener Ganztagsgruppen kann von rund 3.800 im Vorjahr auf nun rund 3.960 ausgeweitet werden. 1.027 Schulen können nun gebundene Ganztagsklassen einrichten, im Vorjahr gab es sie an 963 Schulen. Die Anzahl der Gruppen der Mittagsbetreuung und verlängerten Mittagsbetreuung kann von 6.386 auf nun rund 6.890 angehoben werden.
Bayern erhält Schulstandorte und bietet qualitätsvollen Unterricht an
„Wir beantworten die Herausforderungen der demographischen Entwicklung unter der Prämisse gleichwertiger Bildungsbedingungen in ganz Bayern“, lenkte Minister Spaenle den Blick auf den landesweiten Wandel. Zu den Maßnahmen des Bildungsministeriums gehören:
– eine Garantie für rechtlich selbständige Grundschulen.
– eine höhere Lehrerstundenzuweisung an kleine selbständige Schulen im Vergleich zu größeren Grundschulen.
– eine Unterstützung staatlicher Schulämter in Gebieten kleingliedriger Schulstruktur mit Zusatzbudgets wie dem Demographiezuschlag. Dieser wird zum Schuljahr 2014/2015 erhöht.
– organisatorische Freiräume im Mittelschulverbund. Verbundkoordinatoren können gemeinsam mit dem Verbundausschuss auch Klassen bilden, die weniger als 15 Schülerinnen und Schüler haben. Schulstandorte können erhalten werden, wenn nicht mehr durchgehend für jede Jahrgangsstufe vor Ort eine Klasse gebildet werden kann.
– eine abgestimmte Profilbildung an beruflichen Schulen der Region. Mit Schulen und Ausbildungsbetrieben wird das Profil vereinbart. Z.T. werden Auszubildende fachlich verwandter Berufe gemeinsam unterrichtet.
– die Errichtung neuer Schulen, um Fachkräfte im ländlichen Raum weiter zu qualifizieren und dort zu halten. Neu errichtet werden z.B. die Staatliche Fachschule für Stahl- und Metallbau Pfarrkirchen, die Staatliche Fachschule für Mechatronik in Herzogenaurach sowie die Staatliche Berufsfachschule für Hotel- und Tourismusmanagement Kronach.
Sprachangebote für junge Asylbewerber und Flüchtlinge
„Neue Chancen wollen wir jungen Flüchtlingen und Asylbewerbern eröffnen“, führte Minister Spaenle aus. Instrumente dazu sind:
– Sprachförderung in den beiden Erstaufnahmeeinrichtungen.
– Übergangsklassen für junge Flüchtlinge sowie Kinder und Jugendliche aus Zuwandererfamilien. Im neuen Schuljahr gibt es voraussichtlich mehr als 300 Übergangsklassen.
– Klassen für berufsschulpflichtige Flüchtlinge und Asylbewerber an Berufsschulen. An rund 60 Standorten werden im Schuljahr 2014/2015 insgesamt rund 180 Klassen eingerichtet.
„Die Situation der Asylbewerberinnen und -bewerber ist dem Bayerischen Kabinett ein wichtiges Anliegen. Um ihnen gerecht zu werden, hat die Bayerische Staatsregierung an diesem Dienstag einen Kabinettsausschuss eingerichtet. Weitere Maßnahmen werden von diesem vorgeschlagen“, skizzierte der Minister den Stand der Beratungen der Staatsregierung.
Quelle: stmbw.bayern.de