Berlin:
* Die deutsche Wirtschaft befindet sich in einem breit angelegten Aufschwung.
* Nach einem starken ersten Quartal aufgrund des milden Winters wird die
Frühjahrsbelebung voraussichtlich schwächer ausfallen als gewohnt. Darauf
deuten u. a. die aktuellen Indikatoren des Produzierenden Gewerbe
<http://www.bmwi.de/DE/Themen/Industrie/statistische-daten.html> hin.
* Die weltwirtschaftlichen Perspektiven bleiben im Ganzen aufgehellt,
allerdings stellen geopolitische Spannungen zusätzliche Risikofaktoren dar.
Vom Außenhandel sind aktuell per Saldo kaum Impulse zu erwarten.
* Die positiven Entwicklungen am Arbeitsmarkt setzen sich fort.
Die deutsche Wirtschaft
<http://www.bmwi.de/DE/Themen/Wirtschaft/schwerpunkte-der-wirtschaftspolitik.html>
hat im Winterhalbjahr, unterstützt durch die milde Witterung, weiter an Dynamik
gewonnen [1]. Nach dem Wachstum von 0,4 % im Jahresschlussquartal 2013 [2] dürfte
im ersten Quartal 2014 die gesamtwirtschaftliche Leistung nochmals kräftiger
zugenommen haben [3]. Allerdings wird im Gegenzug die Frühjahrsbelebung etwas
schwächer ausfallen als gewohnt. Insgesamt hat sich die Erholung gefestigt und an
Breite gewonnen. Sie wird maßgeblich von den binnenwirtschaftlichen
Auftriebskräften getragen. Eine zentrale Rolle kommt dabei der guten Verfassung
des Arbeitsmarktes zu. Positive Impulse kommen von den privaten und staatlichen
Konsumausgaben und den Investitionen in Bauten. Mit zunehmender
Kapazitätsauslastung und den anhaltend guten Finanzierungsbedingungen sind aber
auch die Investitionen in Ausrüstungen angesprungen. Vom Außenhandel kommen
dagegen den Indikatoren zufolge per Saldo keine zusätzlichen Wachstumsimpulse.
Wie stark und nachhaltig sich der Aufschwung im weiteren Verlauf des Jahres
fortsetzt, wird nicht zuletzt von der Entwicklung des außenwirtschaftlichen
Umfelds abhängen.
Die Weltwirtschaft setzt ihren moderaten Wachstumskurs fort. Die
ausschlaggebenden Impulse für Wachstum und Handel kommen zurzeit von den
Industrieländern, allen voran von der US-Wirtschaft. Dazu tragen die nach wie vor
expansiv ausgerichtete Geldpolitik, günstige Finanzierungsbedingungen und eine
weniger restriktive Konsolidierungspolitik der öffentlichen Haushalte bei. Die
Staaten der Europäischen Union erholen sich noch vergleichsweise zögerlich. In
Japan dürfte der Zwang zur Haushaltskonsolidierung bremsen. Dämpfend auf die
Weltwirtschaft wirkt die schwächere Wachstumsdynamik der chinesischen Wirtschaft
sowie das insgesamt geringere Wachstum in den übrigen Schwellenländern. Vor
diesem Hintergrund dürfte die Weltwirtschaft zunächst in dem derzeitigen
moderaten Tempo weiter expandieren. Die OECD hat in ihrem jüngsten Economic
Outlook ihre Wachstumsprognose für das laufende Jahr leicht zurückgenommen und
rechnet mit einem Anstieg des Welt-BIP um 3,4 %. Für 2015 wird dann ein Anstieg
des Welt-BIP auf 3,9 % erwartet. Dabei bleiben die Risiken für die Weltkonjunktur
beachtlich.
Die deutschen Warenausfuhren sind im März saisonbereinigt und in jeweiligen
Preisen den zweiten Monat in Folge spürbar zurückgegangen. Zuvor hatten sie sich
zwischenzeitlich recht lebhaft entwickelt. Im Trend blieben sie geringfügig
aufwärtsgerichtet (Dreimonatsvergleich: +0,3 %). Die nur zuletzt leicht
rückläufigen Einfuhren weisen weiterhin einen deutlichen Aufwärtstrend auf
(Dreimonatsvergleich: +2,3 %). Angesichts rückläufiger Einfuhrpreise fällt dieser
bei realer Betrachtung noch stärker aus. Dies zeugt von einer weiterhin lebhaften
Binnenkonjunktur. Die Überschüsse in der Handels- und in der Leistungsbilanz
lagen im März mit +16,4 Mrd. Euro bzw. +19,5 Mrd. Euro unter den
Vorjahresständen.
Die Produktion im Produzierenden Gewerbe schwächte sich im März nach
viermonatigem Anstieg in Folge um 0,5 % ab. Die Erzeugung in der Industrie ging
leicht (-0,4 %), die im Baugewerbe kräftiger (-2,2 %) zurück. Im ersten Quartal
insgesamt erhöhte sich die Produktion im Produzierenden Gewerbe demgegenüber
beschleunigt um 1,2 %. Die industrielle Produktion expandierte mit der gleichen
Rate. Sowohl die Vorleistungs-, die Investitions- als auch die
Konsumgüterproduktion trugen hierzu bei. Die Impulse für die Industrieproduktion
kamen dabei den Umsätzen zufolge sowohl aus dem Inland als auch aus Ländern
außerhalb des Euroraumes. Unterstützt durch den milden Winter wurde die Erzeugung
im Baugewerbe sehr kräftig um 4,7 % ausgeweitet. Im Gegenzug ist hier allerdings
eine etwas weniger ausgeprägte Frühjahrsbelebung zu erwarten. Die
Bestelltätigkeit in der Industrie erlitt nicht zuletzt aufgrund geringer
Großaufträge im März einen Rückschlag (-2,8 %). Damit verharrten die
Auftragseingänge im ersten Quartal auf dem Niveau des Vorquartals. Ohne
Großaufträge, die erst über einen längeren Zeitraum produktionswirksam werden,
erhöhten sich die Auftragseingänge aber weiter um 1,9 %. Die positive
Grundtendenz in der Industrie ist daher intakt, ihre Dynamik dürfte sich aber
vorübergehend etwas abschwächen. Hierfür sprechen auch die Stimmungsindikatoren,
die zwischenzeitlich im März etwas gedämpfter ausfielen, aber durchweg ein hohes
Niveau aufweisen.
Die privaten Konsumausgaben dürften nach der gedämpften Entwicklung im
Jahresschlussquartal 2013 im ersten Quartal dieses Jahres das
gesamtwirtschaftliche Wachstum wieder maßgeblich gestützt haben. Hierauf deutet
vor allem die Umsatzentwicklung im Einzelhandel hin. Die Einzelhandelsumsätze
(ohne Kfz-Handel) haben sich im März zwar leicht abgeschwächt, im gesamten ersten
Quartal lag das Umsatzvolumen in saisonbereinigter Rechnung aber um 1,3 % höher
als im Vorquartal. Auch mit Blick auf die weitere Entwicklung zeigen sich die
Unternehmen des Einzelhandels recht optimistisch. Sie hoben ihre Erwartungen für
die Geschäftsentwicklung in den kommenden sechs Monaten im April wieder an. Vor
dem Hintergrund anhaltend positiver Entwicklungen am Arbeitsmarkt und steigender
Einkommen zeigt sich auch die Stimmung unter den Konsumenten bis in den Mai
hinein auf hohem Niveau aufgehellt. Der private Konsum wird daher auch im
weiteren Jahresverlauf der Konjunktur positive Impulse geben.
Die Lage am Arbeitsmarkt verbessert sich im Zuge des konjunkturellen Aufschwungs
weiter. Die Frühjahrsbelebung hat spürbar eingesetzt, fällt aber auch hier wegen
des zuvor milden Winters schwächer aus als gewöhnlich. Die Zahl der
Erwerbstätigen stieg saisonbereinigt im März um 33.000 Personen. Die Zahl der
Arbeitslosen sank saisonbereinigt im April weiter um 25.000 Personen. Die
Unterbeschäftigung ging um 17.000 Personen zurück. Nach Ursprungszahlen gab es im
März 41,81 Mio. Erwerbstätige im Inland, 372.000 mehr als vor einem Jahr. Die
Zahl der Arbeitslosen sank mit 2,943 Mio. Personen wieder unter die
Drei-Millionen-Schwelle. Die Zahl der gemeldeten Stellen nahm im April weiter
leicht zu. Die Umfragen des ifo Instituts und des IAB deuten klar auf eine
Fortsetzung dieses positiven Trends hin.
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Hinweis:
Eine ausführliche Darstellung und Kommentierung der wirtschaftlichen Lage und
Entwicklung wird in der Juni-Ausgabe des Monatsberichts „Schlaglichter der
Wirtschaftspolitik“ veröffentlicht. Diese Ausgabe wird voraussichtlich in der 22.
Kalenderwoche auf der Internetseite des Bundesministeriums für Wirtschaft und
Energie zu finden sein.
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[1] In diesem Bericht werden Daten verwendet, die bis zum 09. Mai 2014 vorlagen.
[2] Soweit nicht anders vermerkt, handelt es sich um Veränderungsraten gegenüber
der jeweiligen Vorperiode auf Basis preisbereinigter sowie nach dem Verfahren
Census X-12-ARIMA kalender- und saisonbereinigter Angaben.
[3] Die Schnellmeldung zu den Ergebnissen der Volkswirtschaftlichen
Gesamtrechnung für das erste Quartal wird vom Statistischen Bundesamt am 15. Mai
2014 veröffentlicht.
Quelle: bmwi.bund.de