Berlin:

statistik

* Die deutsche Wirtschaft hat an Schwung gewonnen. Unterstützt durch
Nachholeffekte aus dem schwachen Winterhalbjahr dürfte die
gesamtwirtschaftliche Leistung im zweiten Quartal spürbar zugenommen haben.
* Die Industrie hat ihre Schwächephase überwunden. Die Auftragseingänge
<http://www.bmwi.de/DE/Themen/Industrie/statistische-daten.html> und die
Stimmungsindikatoren deuten auf eine moderate Fortsetzung der positiven
Entwicklung hin.
* Der private Konsum bleibt eine wichtige Stütze der Konjunktur. Steigende
Einkommen und ein ruhiges Preisklima stärken die Kaufkraft.
* Der Arbeitsmarkt befindet sich weiter in guter Verfassung. Der
Beschäftigungsaufschwung setzt sich gedämpft fort, die Arbeitslosigkeit
geht zurück.

Die deutsche Wirtschaft ist im Frühjahr kräftig gewachsen. Dies legen die
vorliegenden Indikatoren nahe. [2] Nach der witterungsbedingt gedämpften
Entwicklung im ersten Quartal sorgten Nachholeffekte im zweiten Quartal für einen
Zwischenspurt. Die deutsche Wirtschaft bewegt sich aber weiterhin in einem
schwierigen europäischen und internationalen Umfeld. Die konjunkturelle
Grundtendenz, die bereits seit Jahresbeginn wieder moderat aufwärts gerichtet
ist, dürfte sich im weiteren Jahresverlauf deshalb nur wenig beschleunigen. Das
Wachstum im zweiten Quartal dürfte vor allem vom privaten Konsum und den
Investitionen in Bauten getragen worden sein. Die Investitionen in Ausrüstungen
scheinen sich weiter stabilisiert zu haben. Vom Außenbeitrag dürften dagegen eher
dämpfende Impulse ausgegangen sein.

Das weltwirtschaftliche Umfeld verbessert sich bei regional großen Unterschieden
nach wie vor in eher verhaltenem Tempo. Die US-Wirtschaft konnte im zweiten
Quartal etwas stärker zulegen, dennoch zeichnet sich für das laufende Jahr eine
für die amerikanische Wirtschaft vergleichsweise moderate Expansion ab. Die
japanische Wirtschaft erhält durch die sehr expansive Geld- und Fiskalpolitik und
die Abwertung des Yen deutliche Impulse. Allerdings hat sich im Juni die
Industrieproduktion erstmals wieder abgeschwächt. Der Euroraum befindet sich
weiter in der Rezession, wobei einzelne Konjunkturindikatoren erste
Hoffnungsschimmer vermitteln. Für die Schwellenländer bleiben die konjunkturellen
Perspektiven gemischt. Die aufstrebenden Volkswirtschaften Asiens, unter anderem
China, wachsen weiter dynamisch, aber weniger stark als noch im Frühjahr
erwartet. Die südamerikanischen Schwellenländer, allen voran Brasilien, werden
durch sinkende Rohstoffpreise bei gleichzeitig anziehender Inflation belastet.
Wichtige Frühindikatoren für die Entwicklung der Weltwirtschaft wie der OECD
Composite Leading Indicator oder der Markit PMI haben sich dennoch zuletzt eher
verbessert. Insgesamt ist von einer sich fortsetzenden moderaten Erholung der
Weltwirtschaft auszugehen.

Die deutschen Warenausfuhren sind im Juni saisonbereinigt leicht angestiegen.
Tendenziell entwickeln sich die Ausfuhren derzeit noch eher seitwärts. Von den
Frühindikatoren kommen weiterhin gemischte Signale. Die Auslandsnachfrage nach
deutschen Industriegütern ist zwar recht rege. Es ist allerdings in Rechnung zu
stellen, dass die Bestelltätigkeit durch umfangreiche Großaufträge unter anderem
in der Luft- und Raumfahrtbranche aus dem europäischen Ausland gestützt wurde.
Hinsichtlich ihrer Exporterwartungen äußerten sich dagegen die im Rahmen des
ifo-Konjunkturtests befragten Unternehmen des Verarbeitenden Gewerbes im Juli
deutlich skeptischer. Insgesamt signalisieren die Indikatoren daher, dass vom
Export vorerst kaum nennenswerte Wachstumsimpulse zu erwarten sind.

Das Produzierende Gewerbe verzeichnete im zweiten Quartal des Jahres einen
Wachstumsschub. Nach der Stagnation im ersten Quartal erhöhte es seine Produktion
um 2,8 % [3]. Sowohl die Industrieproduktion als auch das Baugewerbe legten
deutlich zu (+2,6 % bzw. +3,9 %). Hierzu trugen insbesondere im Baugewerbe
kräftige witterungsbedingte Nachholeffekte bei. Im aktuellen Berichtsmonat Juni
setzte sich der Aufwärtstrend in der Industrie (+2,2 %) und im Baugewerbe
(+1,6 %) fort. Allerdings wirkten hier auch noch die Brückentage nach, die im
Vormonat die Erzeugung gedämpft hatten. In der Industrie fuhren im zweiten
Quartal vor allem die Hersteller von Investitionsgütern ihre Produktion als
Reaktion einer steigenden Auslandsnachfrage hoch. Der Umsatz an
Investitionsgütern im Inland blieb aber ebenso verhalten wie die Auftragseingänge
für Investitionsgüter aus dem Inland. Die Investitionstätigkeit scheint sich
demnach noch nicht spürbar belebt, aber doch weiter stabilisiert zu haben.
Insgesamt hat das Produzierende Gewerbe seine Schwächephase überwunden.

Für die kommenden Monate ist mit einer in der Tendenz positiven, jedoch nicht
allzu dynamischen Entwicklung der Industrieproduktion zu rechnen. Die
Auftragseingänge nahmen im Juni zwar kräftig um 3,8 % zu. Hierzu trugen
allerdings auch umfangreiche Großaufträge bei. Im zweiten Quartal ergab sich ein
Anstieg von 1,2 %. Auch die Stimmungsindikatoren zeichnen ein leicht
optimistisches Bild. Sowohl bei den vom ifo-Institut befragten Unternehmen als
auch den von Markit/BME befragten Einkaufsmanagern hellte sich die Stimmung etwas
auf. Die Erzeugung im Baugewerbe dürfte angesichts der weiterhin günstigen
Rahmenbedingungen ebenfalls weiter moderat ausgeweitet werden.

Der private Konsum bleibt eine Stütze der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung. Wie
bereits im ersten Quartal dürften die Privaten Konsumausgaben auch im zweiten
Quartal maßgeblich zum Wachstum beigetragen haben. Angesichts einer anhaltend
guten Verfassung des Arbeitsmarktes bei hohen Einkommenssteigerungen und einem
fortgesetzt ruhigen Preisklima zeigen sich die Verbraucher laut dem Konsumklima
der GfK in immer besserer Kauflaune.

Am Arbeitsmarkt sind die Folgen der schwachen Konjunktur im Winterhalbjahr
weitgehend überwunden. Der Beschäftigungsaufschwung setzte sich gestützt auf die
Zunahme der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung fort. Die Zahl der
Arbeitslosen nahm von Juni auf Juli mit der einsetzenden Sommerpause
erwartungsgemäß etwas zu, in saisonbereinigter Rechnung ging die Arbeitslosigkeit
aber weiter zurück. Wichtige Frühindikatoren zur Arbeitskräftenachfrage wie das
ifo-Beschäftigungsbarometer und der BAX-Stellenindex konnten sich im Juli leicht
verbessern. Sie notieren auf einem ansehnlichen Niveau, aber spürbar unter ihren
Ständen zu Beginn dieses Jahres. Bei einer insgesamt weiter moderat wachsenden
Gesamtwirtschaft bleiben die Perspektiven für den Arbeitsmarkt positiv.

Die Dynamik der deutschen Wirtschaft ist nach wie vor durch die europäische
Vertrauenskrise und weltwirtschaftliche Risiken beeinträchtigt. Damit Deutschland
weiterhin trotz dieser Unsicherheiten Stabilitätsanker und Wachstumsmotor in der
Region sein kann – wie vom IWF gerade wieder bescheinigt – kommt es jetzt darauf
an, die Investitionsbereitschaft der Unternehmen und so auch das
Wachstumspotenzial weiter zu stärken. Diskussionen über steuer- und
abgabensteigernde Maßnahmen und Vorschläge, die die strukturelle Flexibilität und
damit Robustheit der deutschen Volkswirtschaft belasten, erhöhen die Unsicherheit
für Unternehmen und hemmen die Investitionsbereitschaft.

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Hinweis:

Eine ausführliche Darstellung und Kommentierung der wirtschaftlichen Lage und
Entwicklung wird in der September-Ausgabe des Monatsberichts „Schlaglichter der
Wirtschaftspolitik“ veröffentlicht. Diese Ausgabe wird voraussichtlich in der 35.
Kalenderwoche auf der Internetseite des Bundesministeriums für Wirtschaft und
Technologie zu finden sein.

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[1] In diesem Bericht werden statistische Daten verwendet, die bis zum 08. August
2013 vorlagen.
[2] Die ersten Ergebnisse zur Entwicklung des Bruttoinlandsprodukts im zweiten
Quartal 2013 werden vom Statistischen Bundesamt am 14. August in seiner
Schnellmeldung veröffentlicht.
[3] Soweit nicht anders vermerkt, handelt es sich um Veränderungsraten gegenüber
der jeweiligen Vorperiode auf Basis preisbereinigter sowie nach dem Verfahren
Census X-12-ARIMA kalender- und saisonbereinigter Angaben.
Quelle. bmwi.bund.de

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