München:
Mehr als 100.000 Tiere werden jährlich getötet – Forschungsprojekt des Landwirtschaftsministeriums soll helfen, Wildtiere besser zu schützen
Zurzeit bringen wieder viele Rehe ihre Jungen zur Welt. Nach dem Fuchs sind die Mähmaschinen der größte Feind der Rehkitze: Jedes Jahr fallen bei der Grünlandmahd bundesweit mehr als 100.000 Rehkitze, aber auch Hasen und Bodenbrüter den Landmaschinen zum Opfer. Bei Rehen ist der Grund dafür der sogenannte „Drückinstinkt“ der Jungtiere in den ersten Lebenstagen: Anstatt zu fliehen, verharren die Kitze meist reglos auf dem Boden, sobald ihnen Gefahr droht. Das Bundeslandwirtschaftsministerium bittet insbesondere Landwirte und Jäger, für die gegenwärtige Frühjahrsmahd alle Möglichkeiten zu nutzen, um vor der Mahd Sorge dafür zu tragen, dass sich kein Jungwild in dem jeweiligen Gebiet befindet. Dazu sollten die betreffenden Flächen vorab beobachtet und begangen werden. Landwirte, Lohnunternehmer, Maschinenringe und die örtliche Jagdaufsicht sind gefordert, rechtzeitig ein koordiniertes Vorgehen abzustimmen.
Zur Rettung von Rehkitzen ist ein Forschungsprojekt des Bundeslandwirtschafts-ministeriums beim Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt in Oberpfaffenhofen angelaufen. Um die Forschung zu intensivieren, fördert das BMELV das Projekt „System und Verfahren zur Rehkitzrettung während der Grünlandmahd“ mit rund 2,45 Millionen Euro. Das Gesamtvolumen beträgt rund 3,3 Millionen Euro, die Laufzeit ist auf dreieinhalb Jahre angelegt. Ziel des Projekts ist die Erforschung und Erprobung nutzertauglicher Systeme zur Kitzrettung. Die Grundlage dafür liefert ein vom Bundesforschungs-ministerium gefördertes Projekt, bei dem verschiedene technische Lösungsvorschläge zur Wildrettung untersucht wurden.
Im Mittelpunkt des Projekts steht das Grundprinzip „Finden – Markieren – Wiederfinden – Retten und Sichern“. Im Vorfeld der Mahd wird das Tier über ein kombiniertes Sensorsystem, das auf einer tragbaren beziehungsweise fliegenden Plattform montiert wird, gefunden und elektronisch auf Basis so genannter RFID-Systeme (Radio Frequency Identification) markiert und aufgespürt. So können die Tiere zuverlässig gefunden, aus der Wiese getragen, für die Zeit des Mähvorgangs gesichert und dann wieder freigelassen werden. Zu den Projektpartnern zählen unter anderem das Institut für Methodik der Fernerkundung des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt, das Fachgebiet Höchstfrequenztechnik der Technischen Universität München sowie der Landesjagdverband Bayern.
Quelle: bmelv.bund.de