Berlin:
* Die deutsche Wirtschaft ist im Verlauf des ersten Quartals wieder auf den
Aufwärtspfad eingeschwenkt.
* Der Auftragseingang in der Industrie
<http://www.bmwi.de/DE/Themen/Industrie/statistische-daten.html> und die
Erzeugung im Produzierenden Gewerbe erhöhten sich im Februar und März
spürbar.
* Die privaten Konsumausgaben dürften wieder etwas stärker expandiert haben.
* Der Arbeitsmarkt entwickelt sich weiter bemerkenswert günstig und stützt
Einkommen und Binnenkonjunktur.
Die deutsche Wirtschaft ist im Verlauf des ersten Quartals auf den Pfad der
Erholung eingeschwenkt. Um den Jahreswechsel 2012/2013 hat sich die
Wirtschaftsleistung stabilisiert. Im Februar und März haben auch
realwirtschaftliche Konjunkturindikatoren erste Anzeichen einer Belebung
angezeigt, nachdem sich die nationalen Stimmungsindikatoren bereits zuvor
merklich aufgehellt hatten. Die Aufwärtsbewegung dürfte sich im weiteren Verlauf
des Jahres festigen und verstärken. Im Frühjahr werden witterungsbedingte
Nachholeffekte vornehmlich in der Bauwirtschaft sowie die sich bessernde
Auftragslage in der Industrie für weitere Impulse sorgen. Die nach wie vor gute
Lage am Arbeitsmarkt bildet eine solide Grundlage für eine spürbar expandierende
private Konsumnachfrage.
Die Weltwirtschaft ist dabei, sich aus ihrer Schwächephase zu lösen. Die
Vereinigten Staaten befinden sich auf einem moderaten Wachstumskurs, auch wenn
die Haushaltskonsolidierung in diesem Jahr noch Anpassungen erfordern wird. Die
japanische Wirtschaft wird zumindest vorübergehend von den expansiven geld- und
fiskalpolitischen Maßnahmen ihrer Regierung profitieren. Die Schwellenländer
setzen ihren Wachstumskurs, wenn auch mit regionalen Unterschieden, im Großen und
Ganzen fort. Der Euroraum verharrt dagegen in einer Rezession und dürfte erst
wieder im Verlauf des zweiten Halbjahres 2013 positive Wachstumsraten
verzeichnen. Die Situation an den Finanzmärkten hat sich sichtbar entspannt.
Viele und gewichtige strukturelle Probleme gerade der Eurostaaten sind aber noch
nicht gelöst. Die Unwägbarkeiten der weiteren wirtschaftlichen Entwicklung sind
daher beachtlich. Weitere glaubwürdige Schritte hin zu einer Beseitigung der
Ursachen der Euroschuldenkrise bleiben daher vordringlich.
Unter dem Einfluss einer sich nur allmählich belebenden Weltwirtschaft
entwickelten sich die deutschen Ausfuhren bislang eher verhalten. Im März glichen
die Ausfuhren einen Teil ihrer Verluste aus dem Vormonat aber wieder aus und
erzielten im gesamten ersten Kalenderviertel ein leichtes Plus gegenüber dem
Vorquartal. Die Exporterwartungen der Unternehmen wurden seit Jahresbeginn
insgesamt optimistischer und hellten sich auch im April weiter auf. Wenn die
Weltwirtschaft langsam weiter Tritt fasst, dürfte die wettbewerbsfähige deutsche
Exportwirtschaft davon wieder stärker profitieren.
Die deutsche Industriekonjunktur kommt in Bewegung. Nach einer bereits leichten
Erholung im Vormonat erhöhte sich die Industrieproduktion im März um weitere
1,4 % [2]. Damit ergab sich für das gesamte erste Quartal 2013 ein Anstieg um
0,6 % gegenüber dem letzten Jahresviertel. Kräftige Produktionsausweitungen
verzeichneten insbesondere die Hersteller von Investitionsgütern
(Quartalsvergleich: +1,6 %). Ebenfalls spürbaren Auftrieb erhielten im Verlauf
des ersten Quartals die Industrieaufträge. Sie stiegen im März zum zweiten Mal in
Folge um 2,2 % und drehten damit auch im gesamten ersten Quartal gegenüber dem
Vorquartal ins Plus. Die kräftigsten Nachfrageimpulse erfuhren dabei die
Hersteller von Vorleistungs- und Investitionsgütern. War bislang vor allem die
Inlandsnachfrage der wichtigste Treiber, so schlossen die Auslandsbestellungen
zuletzt wieder auf. Die realwirtschaftlichen Indikatoren folgen damit offenbar
der positiven Entwicklung, die durch Umfragewerte vorgezeichnet worden war.
Allerdings haben Stimmungsindikatoren wie das ifo-Geschäftsklima oder der
Markit/BME-Einkaufsmanagerindex im April jeweils zum zweiten Mal in Folge
nachgegeben, wobei das Niveau des ifo-Geschäftsklimas nach wie vor über dem
langfristigen Durchschnitt liegt. Dies zeigt, dass die konjunkturelle Erholung,
wie in der Jahresprojektion der Bundesregierung unterstellt, nur allmählich in
Gang kommt.
Vom Produktionsrückgang im Baugewerbe gingen dämpfende Effekte aus, wobei die bis
Anfang April ungewöhnlich kalte Witterung eine wichtige Rolle gespielt haben
dürfte. Nach zwei spürbaren Rückgängen in Folge (März: -3,1 %) blieb die
Erzeugung im Baugewerbe im Durchschnitt des ersten Quartals 2013 um 0,6 % hinter
dem Niveau des letzten Jahresviertels zurück. Die Bestelltätigkeit im
Bauhauptgewerbe hat sich im Januar und Februar jedoch deutlich belebt, zuletzt
auch wesentlich stärker seitens der gewerblichen Auftraggeber. Das Geschäftsklima
im Bauhauptgewerbe setzte zwar seinen Höhenflug der letzten Monate im April nicht
weiter fort, blieb aber auf überdurchschnittlich hohem Niveau. Die Perspektiven
für die Bauwirtschaft sind damit nicht nur wegen der im Frühjahr zu erwartenden
Nachholeffekte weiterhin günstig.
Die privaten Konsumausgaben dürften sich im ersten Quartal weiter erhöht haben.
Hierauf deutet die Entwicklung der Einzelhandelsumsätze hin, die trotz kleinerer
Rückschläge im gesamten ersten Quartal um 1,5 % zulegten. Die Neuzulassungen für
private Pkw haben sich ebenfalls wieder belebt. Das Konsumklima verbesserte sich
mit seinem Anstieg im Mai den vierten Monat in Folge. Die stabile Entwicklung am
deutschen Arbeitsmarkt und die steigenden Einkommen, die nicht zuletzt auch von
den zum Jahreswechsel in Kraft getretenen Steuer- und Abgabensenkungen
profitieren, sowie das ruhige Preisklima trugen hierzu bei. Die daraus
resultierenden realen Einkommenszuwächse der Verbraucher sollten auch in den
kommenden Monaten Impulse für den privaten Konsum geben.
Der Arbeitsmarkt entwickelt sich weiter positiv. Die Frühjahrsbelebung fiel aber
bislang merklich schwächer aus als üblich. Sowohl Witterungseinflüsse als auch
eine konjunkturell bedingt etwas zurückhaltendere Nachfrage nach Arbeitskräften
dürften hierbei eine Rolle gespielt haben. Der Beschäftigungszuwachs setzte sich
im März weiter fort, ohne dass die Arbeitslosigkeit in gleichem Maße zurückging.
Im April ist registrierte Arbeitslosigkeit in saisonbereinigter Betrachtung
erneut leicht gestiegen. Die Frühindikatoren am Arbeitsmarkt blieben aber
unauffällig.
Die Perspektiven für den deutschen Arbeitsmarkt bleiben wegen der erwarteten
konjunkturellen Belebung nach wie vor freundlich. Nicht zuletzt deswegen sind im
vergangenen Jahr netto 369 000 Personen nach Deutschland zugewandert.
Insbesondere die Einwanderung aus den EU-Beitritts- und Krisenstaaten ist
teilweise sprunghaft gestiegen; junge, häufig gut ausgebildete Menschen aus
diesen Ländern suchen in Deutschland eine berufliche Zukunft.
Gute wirtschaftliche Perspektiven, verbunden mit einer klugen Zuwanderungspolitik
zeigen hier ihre Wirkung. Dies hilft, hierzulande Fachkräfteengpässe zu
überwinden und die Stabilität unserer sozialen Sicherungssysteme langfristig zu
erhalten. Die Bundesregierung wird daher die Willkommenskultur in Deutschland
weiter stärken; insbesondere die Zuwanderungsbedingungen für gut, akademisch oder
beruflich ausgebildete Menschen aus Nicht-EU-Ländern müssen verbessert werden.
Die jüngsten Zahlen machen aber auch deutlich, wie entscheidend es für die
Krisenländer in Europa nun ist, durch wachstumsfreundliche Konsolidierung und
Strukturreformen ihre eigenen wirtschaftlichen Perspektiven wieder zu verbessern.
Quelle:bmwi.bund.de