Kreuth – München:
Kultusministerium und Hanns-Seidel-Stiftung richteten Fachtagung zu Alphabetisierung aus – Förderprogramm „Alpha+ – besser lesen und schreiben“ aufgelegt
Bei der 1. Bayerischen Alphabetisierungstagung in Wildbad Kreuth hatten Teilnehmer von Volkshochschulen, weiterer Erwachsenenbildungseinrichtungen, Schulen und Hochschulen auf Einladung des Bayerischen Kultusministeriums und der Hanns-Seidel-Stiftung die gesellschaftliche Herausforderung des funktionalen Analphabetismus diskutiert. Nach einer ersten Analyse der Problematik waren sich die Experten rasch einig: Sie wollen den funktionalen Analphabeten inhaltlich neue und mehr Angebote unterbreiten, damit diese die notwendigen Kompetenzen im Lesen und Schreiben erwerben und auf dieser Basis an der Gesellschaft und in der Arbeitswelt teilnehmen können.
Als Schwierigkeit erweist es sich, das machte die Aussprache klar, die betroffenen Menschen über die Angebote zu informieren und sie für eine Teilnahme zu gewinnen. Nach wie vor gelte mangelnde Lese- und Rechtschreibfähigkeit als Tabu, obwohl funktionaler Analphabetismus ein Problem in der Mitte der Gesellschaft ist und den „Mensch wie Du und ich“ trifft. Darauf wies gerade die Hamburger Professorin für Lebenslanges Lernen Anke Grotlüschen hin. Dieses Tabu wollen die beteiligten Einrichtungen aufbrechen und mit niederschwelligen Angeboten möglichen Teilnehmern den Zugang erleichtern. Allerdings geht es den Bildungspartnern nicht nur um die Vermittlung der Grundkompetenzen, sondern vor allem um Möglichkeiten, die in der Schule erworbenen Fähigkeiten zu erhalten und zu trainieren. „Use it or lose it“, formulierte diesen Gedanken Karl Heinz Eisfeld, der Vorsitzende des Bayerischen Volkshochschulverbands.
Konkret hat Bayern zum Jahresbeginn ein neues Förderprogramm aufgelegt – „Alpha+ – besser lesen und schreiben“. Mit diesem werden Kurse unterstützt, bei denen Menschen die Grundkompetenzen Lesen, Schreiben und Rechnen erlernen oder erweitern. Dieses Programm wird vom Europäischen Sozialfonds mitfinanziert.
Die Fachtagung steht in Zusammenhang mit Bemühungen der Länder und des Bundes, die Alphabetisierung voranzubringen. Gegenwärtig gibt es in Deutschland rund 7,5 Millionen Analphabeten, in der Mehrzahl sog. funktionale Analphabeten, aber auch primäre Analphabeten, die nicht oder nur rudimentär schreiben und lesen können. In Bayern wird die Zahl der funktionalen Analphabeten auf rund 700.000 geschätzt.
Bayern plant für das kommende Jahr eine zweite Fachtagung in Wildbad Kreuth, bei der die Verankerung der Lese- und Rechtschreibkompetenz und der Prävention des funktionalen Analphabetismus weiter diskutiert werden soll.
Quelle:stmuk.bayern.de