Berlin:
* Das nach wie vor schwierige internationale und vor allem europäische Umfeld
hat das Wachstum der deutschen Wirtschaft im Jahresverlauf gebremst und
dürfte es auch im Schlussquartal weiter abschwächen.
* Belastend wirken vor allem die geringe Investitionsbereitschaft und die
schwache Entwicklung der Industrieproduktion
<http://www.bmwi.de/DE/Themen/Industrie/statistische-daten.html>. Auch das
Exportwachstum verlor an Schwung.
* Positive Impulse kommen hingegen vom privaten Konsum, der vor dem
Hintergrund einer nach wie vor relativ günstigen Beschäftigungs- und
Einkommensentwicklung die Konjunktur auch weiter stützen dürfte.
* Erste Aufhellungen bei den Stimmungsindikatoren könnten ein Zeichen dafür
sein, dass die Schwächephase nach dem Winterhalbjahr allmählich überwunden
wird.
Das schwierigere internationale Umfeld belastet die deutsche Konjunktur
<http://www.bmwi.de/DE/Themen/Wirtschaft/konjunktur-und-statistiken.html>.
Angesichts der zögerlichen Entwicklung der Weltwirtschaft und insbesondere der
rezessiven Tendenzen im Euroraum schwächte sich das Wachstum der deutschen
Wirtschaft im Jahresverlauf ab. Gemessen an diesen ungünstigen Rahmenbedingungen
erwies sich die wirtschaftliche Entwicklung bis in das dritte Quartal dieses
Jahres dennoch als recht widerstandsfähig. Das Bruttoinlandsprodukt erhöhte sich
preis-, kalender-, und saisonbereinigt [2] mit +0,2 % allerdings weniger stark
als in den beiden Quartalen zuvor. Dämpfend wirkten sich der anhaltende und
kräftige Rückgang der Ausrüstungsinvestitionen sowie der Vorratsabbau aus. Dies
konnte durch die Zunahme der privaten und staatlichen Konsumausgaben sowie der
Bauinvestitionen allerdings nahezu kompensiert werden. Die maßgeblichen
Wachstumsimpulse kamen wie schon im gesamten laufenden Jahr vom Außenbeitrag.
Zwar verlangsamte sich das Exportwachstum, noch stärker aber nahm – vor allem als
Folge der schwachen Investitionsentwicklung – der Importzuwachs ab.
Für die kommenden Monate zeichnen die Frühindikatoren ein gedämpftes Bild, aber
durchaus mit Lichtblicken. Zwar blieben die Auftragseingänge in der Industrie in
der Tendenz abwärts gerichtet, auch wenn sie sich im Oktober saisonbereinigt
wieder deutlich erhöht haben; die Aktivität in der deutschen Industrie dürfte
daher vorerst verhalten bleiben. Andererseits hat sich die Stimmung in der
Wirtschaft nach Monaten der Eintrübung im November leicht aufgehellt. Die
Indikatoren notieren allerdings auf einem insgesamt niedrigen Niveau. Die
Stimmungsverbesserung könnte jedoch ein erstes Signal für ein Auslaufen der
Schwächephase nach dem Winterhalbjahr sein.
Auch die Signale aus dem weltwirtschaftlichen Umfeld sind gemischt. In den
südeuropäischen Ländern dauern die teilweise ausgeprägten Rezessionen an.
Angesichts der notwendigen Anpassungsprozesse ist in der Eurozone im
Jahresschlussquartal mit einer weiteren Abschwächung und erst im späteren Verlauf
des kommenden Jahres mit einer Erholung zu rechnen. Ein Anspringen des Wachstums
der US-Wirtschaft als größtem Wirtschaftsraum ist nach den vorliegenden
Indikatoren und vor dem Hintergrund politischer Unwägbarkeiten noch keineswegs
gesichert. Vermehrt positive konjunkturelle Nachrichten kamen dagegen zuletzt aus
China, das der globalen Wirtschaft wieder stärkere Impulse geben könnte. Vieles
spricht dafür, dass im Laufe des kommenden Jahres mit einer Belebung der
Weltwirtschaft gerechnet werden kann. Die Abwärtsrisiken bleiben aber beachtlich.
Zusammengenommen deuten die nationalen und internationalen Konjunktursignale
vorerst auf eine weitere Abschwächung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung in
Deutschland im Jahresschlussquartal hin. Von maßgeblicher Bedeutung ist hierbei
die Industrie. Mit einem deutlichen Rückgang der industriellen Erzeugung im
Oktober um saisonbereinigt 2,4 % setzte sich die schwache Produktionsentwicklung
den dritten Monat in Folge fort. Gleichzeitig ging die Bauproduktion im Oktober
um 5,3 % zurück. Auch aufgrund der tendenziell schwachen Auftragseingänge der
letzten Monate sind aus der Industrie vorerst keine wesentlichen konjunkturellen
Impulse zu erwarten. Die Bestellungen im Bau zeigen bei starken monatlichen
Schwankungen derzeit keine eindeutige Tendenz. Allerdings bleiben die
Rahmenbedingungen für den Bau vor allem wegen der anhaltend niedrigen Zinsen und
der positiven Einkommensperspektiven weiterhin relativ günstig.
Das Exportwachstum verlor in den vergangenen Monaten spürbar an Dynamik. Die
Importe von Waren entwickeln sich trotz eines kräftigen Anstiegs im Oktober
derzeit tendenziell seitwärts. Dies ist nicht zuletzt Ausdruck der gedämpften
binnenwirtschaftlichen Nachfrage. Der abnehmende Exportüberschuss ist ein
weiterer Grund für die gedämpfte gesamtwirtschaftliche Entwicklung im
Winterhalbjahr.
Vom privaten Konsum gingen im dritten Quartal dieses Jahres spürbar positive
Impulse aus. Die derzeit rückläufige Tendenz der Einzelhandelsumsätze deutet aber
auf eine zurückhaltendere Entwicklung der privaten Konsumausgaben hin.
Andererseits hellte sich das Geschäftsklima im Einzelhandel im November deutlich
auf. Auch die weiterhin günstigen gesamtwirtschaftlichen Rahmenbedingungen, wie
die Entwicklung der Beschäftigung, der Tariflöhne und der Preise, sprechen für
eine weitere Zunahme der privaten Konsumausgaben in den nächsten Monaten. Zu
dieser positiven Perspektive trägt bei, dass zu Beginn des kommenden Jahres
Entlastungen bei der Einkommensteuer und die Senkung der gesetzlichen
Rentenbeiträge die Kaufkraft der Verbraucher spürbar stärken.
Angesichts der schwächeren Konjunktur zeigt sich der Arbeitsmarkt nach wie vor in
guter Verfassung. Der Beschäftigungsaufschwung ist zwar vorerst zum Stillstand
gekommen und der Anstieg der Arbeitslosigkeit setzte sich zuletzt im November mit
einer leichten Zunahme um saisonbereinigt 5.000 Personen fort. Frühindikatoren
wie der BAX-Stellenindex oder das ifo-Beschäftigungsbarometer deuten aber keine
signifikante Verschlechterung der Lage an. Die Einstellungsbereitschaft der
Unternehmen ist zwar zurückhaltender geworden, die Zugänge an gemeldeten
Arbeitsstellen bewegen sich aber immer noch auf hohem Niveau. Bei den Anzeigen an
konjunktureller Kurzarbeit war bislang keine außergewöhnliche Zunahme zu
verzeichnen.
Aktuell gibt es danach keinen zwingenden Handlungsbedarf. Trotzdem hat die
Bundesregierung vorsorglich die maximale Kurzarbeitergeld-Bezugsdauer von 6 auf
12 Monate verlängert. Damit bietet sie Unternehmen eine verlässliche Grundlage
für die Geschäftsplanung 2013 und stärkt das Vertrauen. Eine weitere Öffnung des
arbeitsmarktpolitischen Instrumentenkastens ist nicht angezeigt. Sie wäre zudem
angesichts der aktuellen wirtschaftlichen Lage und auch der Erwartungen der
Unternehmen ein falsches konjunkturelles Signal.
Quelle: bmwi.de