Berlin:

* Nach insgesamt solidem Wachstum im ersten Dreivierteljahr 2012 deutet sich
für das Winterhalbjahr eine schwächere Entwicklung an.
* Die Nachfrage nach industriellen Erzeugnissen aus dem In- und Ausland lässt
nach. Außenwirtschaftliche Impulse dürften in den kommenden Monaten
ausbleiben.
* Die Industrieproduktion
<http://www.bmwi.de/DE/Themen/Industrie/statistische-daten.html> wird sich
im Jahresschlussquartal abschwächen.
* Der Beschäftigungsstand ist hoch. Spürbare Zuwächse der Beschäftigung sind
aber vorerst kaum zu erwarten.

Nach der Ausweitung der wirtschaftlichen Aktivität in den ersten drei Quartalen
des Jahres 2012 zeichnet sich für das Winterhalbjahr vorübergehend eine
schwächere Entwicklung ab. Hierzu tragen vornehmlich die Verunsicherung durch die
Euroschuldenkrise sowie das rezessive Umfeld in der Eurozone bei. Dies zeigt sich
unter anderem in den Stimmungsindikatoren. Diese haben sich sowohl in der
gewerblichen als auch der Dienstleistungswirtschaft merklich eingetrübt. Zudem
schwächt sich die Nachfrage in der Industrie ab. Die Auftragseingänge gingen dort
im Berichtsmonat September kräftig um 3,3 % zurück [2] und fielen im dritten
Quartal insgesamt um 2,3 % unter das Niveau des Vorquartals. Im Winterhalbjahr
ist daher mit Investitionszurückhaltung und weniger außenwirtschaftlichen
Impulsen zu rechnen. Auch verlor die Beschäftigungsentwicklung weiter an Schwung.
Insgesamt ergibt sich damit eine merklich abgeschwächte wirtschaftliche Dynamik
im Winterhalbjahr. Die Risiken sind nach wie vor beachtlich. Dennoch ist
gegenwärtig nur von einer vorübergehenden Schwächephase auszugehen. Die
binnenwirtschaftlichen Auftriebskräfte haben nach wie vor Substanz und sorgen für
zunehmende Konsumausgaben. Zudem dürfte die Weltwirtschaft im Laufe des kommenden
Jahres ihr derzeit zögerliches Wachstumstempo allmählich wieder etwas erhöhen und
der deutschen Exportwirtschaft neue Chancen eröffnen. Auch wirkt die Geldpolitik
weiterhin anregend.

Im abgelaufenen dritten Quartal dürfte sich die Wirtschaftsleistung noch einmal
leicht erhöht haben [3]. Nach der Ausweitung des Bruttoinlandsprodukts (BIP) um
preis-, kalender- und saisonbereinigt 0,5 % im ersten und 0,3 % im zweiten
Quartal dürfte sich die Expansion im dritten Vierteljahr den Indikatoren zufolge,
wenn auch abgeschwächt, fortgesetzt haben. So ging die Industrieproduktion im
Verlauf des dritten Quartals zurück, im September saisonbereinigt sogar deutlich
um 2,3 %. Im Durchschnitt des dritten Quartals wurde sie gleichwohl um 0,6 %
gegenüber dem Vorquartal ausgeweitet. Dies war trotz der Rezession im Euroraum
möglich, weil die deutsche Exportwirtschaft ihren Absatz außerhalb des
gemeinsamen Währungsraums steigern konnte. Ihre hohe Wettbewerbsfähigkeit wurde
zusätzlich durch den Rückgang des Eurokurses befördert. Hinzu trat eine recht
robuste binnenwirtschaftliche Entwicklung. Die Zurückhaltung bei den
Investitionen in Ausrüstungen und Bauten konnte durch stetig expandierende
öffentliche und private Konsumausgaben weitgehend kompensiert werden. Zur
positiven Entwicklung des privaten Konsums trugen der Aufbau der Beschäftigung
sowie die ausgeprägt positive Lohn- und Einkommensentwicklung bei.

Trotz jüngster positiver Signale erscheint die Belebung in wichtigen
Volkswirtschaften wie etwa den Vereinigten Staaten und China noch keineswegs als
gesichert. Insgesamt bleibt das außenwirtschaftliche Umfeld insbesondere im
Euroraum schwierig. Die Ausfuhren an Waren nahmen im September um 2,5 % und die
Importe um 1,6 % ab (in jeweiligen Preisen). Die ausländische Nachfrage nach
deutschen industriellen Erzeugnissen, die im dritten Quartal um 1,9 % zurückging,
schwächte sich auch außerhalb des Euroraums spürbar ab. Zudem weisen die
rückläufigen Exporterwartungen der Unternehmen des Verarbeitenden Gewerbes auf
eine Verlangsamung des Exportwachstums hin, sodass künftig mit geringeren
außenwirtschaftlichen Impulsen zu rechnen ist.

Dies wird sich negativ in der Industrieproduktion niederschlagen. Angesichts
einer schwächeren Auslandsnachfrage dürfte auch die inländische Nachfrage nach
Vorleistungs- und Investitionsgütern vorerst schwach bleiben. Demgegenüber dürfte
sich die Erzeugung im Bauhauptgewerbe weiterhin stabil zeigen. Die Baunachfrage
schwankt zwar von Monat zu Monat stark, ihre Grundtendenz scheint aber weiter
aufwärts zu zeigen. Hierzu tragen die sehr günstigen Finanzierungsbedingungen
unter anderem in Form von niedrigen Bauzinsen und die gestiegene Präferenz für
Anlagen in Immobilienvermögen bei.

Die insgesamt schwächere Konjunktur
<http://www.bmwi.de/DE/Themen/Wirtschaft/konjunktur-und-statistiken.html> macht
sich zunehmend am Arbeitsmarkt bemerkbar. So hat sich der
Beschäftigungsaufschwung spürbar verlangsamt. Saisonbereinigt war im September
erstmals seit dem Herbst 2010 wieder ein leichter Rückgang der Erwerbstätigkeit
im Inland um 8.000 Personen zu verzeichnen. Die sozialversicherungspflichtige
Beschäftigung ging im August saisonbereinigt ebenfalls leicht zurück, allerdings
nach einem überraschend kräftigen Anstieg im Juli. Die Zahl der registrierten
Arbeitslosen nimmt bereits seit dem Frühjahr leicht zu und erhöhte sich im
Oktober saisonbereinigt um 20.000 Personen.

Trotz des abnehmenden Beschäftigungswachstums dürften die privaten Konsumausgaben
weiter zunehmen. Die Einkommen der abhängig Beschäftigten steigen weiter spürbar
und unterstützen das nach wie vor freundliche Konsumklima in Deutschland. Auch
die Preissteigerungen bleiben bislang in etwa in dem von der EZB vorgegebenen
Zielbereich.

Angesichts der sich abschwächenden Dynamik und der nach wie vor schwierigen
konjunkturellen Situation in Europa hat in dieser Woche der Sachverständigenrat
zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung weitere
Reformanstrengungen – auf europäischer und auf nationaler Ebene – angemahnt. Er
hat sich dabei für eine konsequente Haushaltskonsolidierung ausgesprochen. Hier
hat die Bundesregierung ein klares Ziel formuliert. Mit Blick auf den deutschen
Arbeitsmarkt warnt der Sachverständigenrat ausdrücklich davor, das Rad
zurückzudrehen. Forderungen nach Mindestlöhnen sieht er als kontraproduktiv an.
Darüber hinaus fordert er auf, die Energiewende marktwirtschaftlich zu gestalten
und bezieht sich dabei vor allem auf die Förderung der erneuerbaren Energien. Die
Bundesregierung wird für eine Reform des Erneuerbare-Energien-Gesetzes bis März
nächsten Jahres Vorschläge vorlegen. Unser Augenmerk muss jetzt darauf liegen,
die Bürgerinnen und Bürger wie beschlossen zu entlasten, weitere Belastungen der
Wirtschaft zu vermeiden und die Wachstumskräfte in ganz Europa zu stärken.

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Hinweis:

Eine ausführliche Darstellung und Kommentierung der wirtschaftlichen Lage und
Entwicklung wird in der Dezember-Ausgabe des Monatsberichts „Schlaglichter der
Wirtschaftspolitik“ veröffentlicht. Die Dezember-Ausgabe wird voraussichtlich
Ende der 47. Kalenderwoche auf der Internetseite des Bundesministeriums für
Wirtschaft und Technologie zu finden sein.

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[1] In diesem Bericht werden statistische Daten verwendet, die bis zum 8.
November 2012 vorlagen.
[2] Soweit nicht anders vermerkt, handelt es sich um Veränderungsraten gegenüber
der jeweiligen Vorperiode auf Basis preisbereinigter sowie nach dem Verfahren
Census X-12-ARIMA kalender- und saisonbereinigter Angaben.
[3] Die Schnellmeldung zur Wirtschaftsleistung im dritten Quartal wird vom
Statistischen Bundesamt am 15. November 2012 veröffentlicht.

Quelle: bmwi.de

Von redaktion