Berlin:

Aigner dringt auf enge Abstimmung der wichtigsten Agrarexportländer

Die deutsche Getreideernte ist in diesem Jahr besser ausgefallen als erwartet – vor dem Hintergrund der derzeit weltweit angespannten Marktlage ist dies eine gute Nachricht. Die weltweite Versorgungslage bei Mais bleibt aber nach der dürrebedingt kleineren Ernte in den USA weiterhin angespannt. Bei Weizen ist die Marktversorgung zwar besser, jedoch kann auch hier die globale Erzeugung mit dem Verbrauch im laufenden Wirtschaftsjahr nicht Schritt halten. Die Preisnotierungen am Weltmarkt sind daher für Weizen und insbesondere für Mais seit Anfang Juni deutlich gestiegen.
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Das Bundeslandwirtschaftsministerium beobachtet die Lage auf den nationalen und internationalen Märkten weiterhin intensiv. „Wir verfolgen die Entwicklung sehr genau und stehen in engem Kontakt mit unseren Partnerländern und den internationalen Organisationen. Weil Preissteigerungen besonders die Menschen in den ärmsten Ländern der Welt treffen, erfordert die aktuelle Situation höchste Wachsamkeit“, sagte Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner am Rande einer Reise zu politischen Gesprächen nach Brasilien und Argentinien, deren Agrarexporte einen bedeutenden Beitrag zur Sicherung der Welternährung leisten. Aigner betonte im Rahmen ihrer politischen Gespräche, angesichts der angespannten Lage auf den internationalen Märkten sei es wichtig, „dass sich die weltweit wichtigsten Agrarexportländer in ihrem Handeln weiterhin so eng wie möglich abstimmen“.

Nachfolgend die wichtigsten Daten und Fakten zur Erntebilanz in Deutschland:

Getreide
Die deutsche Getreideernte wird – einschließlich Körnermais – insgesamt rund 44,7 Millionen Tonnen erreichen. Das Ergebnis von 2011 wird damit um 6,7 Prozent übertroffen. Das langjährige Mittel (2006 bis 2011: 45,7 Millionen Tonnen) wird somit nur knapp verfehlt. Dies ist das vorläufige Ergebnis der Besonderen Ernte- und Qualitätsermittlung (BEE) auf der Basis von repräsentativen Ertragsmessungen.
Im Verlaufe des Winters kam es durch Kahlfröste zu schweren Auswinterungsschäden. So mussten bundesweit rund zwölf Prozent der Winterweizenflächen und dreizehn Prozent der Wintergersteflächen umgebrochen und neu bestellt werden. Die Erntefläche der Wintersaaten, die ein höheres Ertragspotenzial besitzen als Sommergetreide, fiel damit geringer als in den Vorjahren aus. Insgesamt wurden auf etwa 6,52 Millionen Hektar Getreide zur Körnergewinnung angebaut. Dies entspricht nahezu dem Vorjahreswert.

Vergleichsweise gute Bedingungen herrschten zur Erntezeit. Zwar konnte die Wintergerstenernte auf Grund von Regenfällen nur mit Unterbrechungen eingebracht werden. Die Ernte der später reifen Getreidearten verlief jedoch bei warmem und trockenem Wetter im August ohne Komplikationen.

Insgesamt sind die Hektarerträge bei Getreide im Erntejahr 2012 gut ausgefallen. Im Durchschnitt aller Getreidearten erreicht der Hektarertrag nach den bisher vorliegenden Messungen 68,6 Dezitonnen und liegt damit um 6,2 Prozent über dem Niveau des Vorjahres. Auch das langjährige Mittel (67,4 Dezitonnen pro Hektar) wird überschritten. Regional gesehen ist die Ertragsentwicklung gegenüber 2011 im Norden und Osten günstiger verlaufen als in vielen Gebieten Süddeutschlands.

Die wichtigste Getreideart bleibt weiterhin Weizen. Davon wurden 22,5 Millionen Tonnen geerntet beziehungsweise 1,5 Prozent weniger als im Vorjahr. Bei ansehnlichen Hektarerträgen des Winterweizens von 73,3 Dezitonnen pro Hektar ist die etwas niedrigere Erntemenge auf die geringere Fläche zurückzuführen. Die Roggenernte fällt 2012 mit 3,77 Millionen Tonnen reichlich aus. Sie liegt damit etwa 50 Prozent über dem langjährigen Mittel. Sehr unterschiedlich verlief hingegen die Entwicklung bei der Gerste. Während die Erzeugung von Wintergerste mit 7,1 Millionen Tonnen erheblich zurückging (Minus 22 Prozent gegenüber dem langjährigen Mittel), konnte sie aufgrund der Flächenausdehnung bei der Sommergerste, die größtenteils als Braugerste verwendet wird, kräftig gesteigert werden (Plus 40 Prozent). Der Körnermais fand gute Wachstumsbedingungen fand vor; entsprechend sind die Ertragserwartungen für die Ernte im Herbst.

Die Qualität des Brotgetreides ist insgesamt zufriedenstellend, auch wenn beim Backweizen die nötigen Proteingehalte in manchen Partien nicht erreicht wurden. Die Roggenernte ist von sehr guter Qualität.

Für die Mitgliedstaaten der Europäischen Union geht die EU-Kommission von einer knapp durchschnittlichen Getreideernte aus (279 Millionen Tonnen). Dies entspricht dem langjährigen Mittel von 280 Millionen Tonnen.

Preisbildung
Für die Preisbildung sind die Entwicklungen an den internationalen Märkten von erheblicher Bedeutung. So hat unter anderem die dürrebedingte schlechte Maisernte in den Vereinigten Staaten auch Auswirkungen auf die Preise anderer Getreidearten. Derzeit liegen die Erzeugerpreise für die meisten Getreidearten in Deutschland je nach Fruchtart um fünf bis zu 25 Prozent über dem vergleichbaren Vorjahresniveau; eine Ausnahme bilden lediglich Roggen und Braugerste, bei denen das hiesige Angebot relativ reichlich ausfällt. Beispielsweise werden für Brotweizen rund 230 bis 240 Euro je Tonne erlöst. Bei einem Rohstoffkostenanteil von unter fünf Prozent werden die Verbraucherpreise für Brot und Backwaren von diesem Faktor allerdings kaum beeinflusst. Im Unterschied zu Getreide sind Faktoren wie steigende Energiepreise oder Arbeitskosten viel entscheidender für die Preisentwicklung bei Brot und Brötchen.

Winterraps
Die Erntemenge an Winterraps ist mit 4,8 Millionen Tonnen im Vergleich zu den Erwartungen relativ hoch ausgefallen. Auf einer wegen Auswinterungsschäden unterdurchschnittlichen Erntefläche wurde ein Hektarertrag von 36,9 Dezitonnen erzielt, der damit auf dem Niveau des langjährigen Mittels liegt. Auf dem knapp versorgten Markt heben sich die Preisnotierungen derzeit deutlich von denen des letzten Jahres ab.

Obst- und Gemüse
Die Obsternte in diesem Jahr litt unter den Spätfrösten im zeitigen Frühjahr und generell unter ungünstigen Witterungsbedingungen. So sind die Erträge bei Erdbeeren, Äpfeln, Kirschen sowie Pflaumen und Zwetschgen unterdurchschnittlich ausgefallen. Gleiches gilt auch für den Spargel. Die Erntemenge an Kartoffeln wird in diesem Jahr flächen- und ertragsbedingt kleiner ausfallen als im Vorjahr. Die Zuckerrüben versprechen guten Ertrag, wenn auch das Vorjahresniveau nicht erreicht werden wird. Bei Wein lässt die bisherige Entwicklung auf einen qualitativ guten Jahrgang hoffen.

Auf dem Grünland war der Ertrag des ersten Schnitts wegen Trockenheit oft unterdurchschnittlich; die späteren Schnitte fielen besser aus. Insgesamt verfügen die Futterbaubetriebe in der Regel über eine gute Versorgung mit Grundfutter. Beim Silomais zeichnet sich erneut eine gute Ernte ab.

Quelle: bmelv .de

Von redaktion