Nürnberg:

Zeitreise in die Nürnberger, fränkische und bayerische Geschichte – Zweites Landesgeschichtsforum am 6. und 7. Juli in der Noris – Blick auf Zuwanderer und Heimat

Reichs- und Bürgerstadt, Handelszentrum mit weltweiten Verbindungen; Kristallisationsort bürgerlichen Selbstbewusstseins und frommer Gemeinschaften; Stadt der religiösen Auseinandersetzung in der frühen Neuzeit und der Toleranz; Industriestadt und Dienstleistungszentrum; Ort der braunen Aufmärsche, aber auch des Schlussstrichs unter die menschenverachtende NS-Diktatur und Geburtsort der wiedererwachenden Demokratie. Die Facetten der Nürnberger Geschichte sind vielfältig, sie sind ein Kern der fränkischen Geschichte, seit dem frühen 19. Jahrhundert engstens verwoben mit der Modernisierung Bayerns. In Nürnberg kann man Geschichte anfassen, ihr nachgehen, und im Schatten von St. Sebald und St. Lorenz die Frage nach der eigenen Identität stellen.
Genau dazu laden die Bayerische Landeszentrale für politische Bildungsarbeit und die Stadt Nürnberg gemeinsam mit den staatlichen Archiven und vielfältigen Organisationen die Menschen ein, die an Geschichte Interesse haben. Am 6. und 7. Juli können Interessierte in der Noris in die „Zeitmaschine“ einsteigen. Sie motivieren dazu, sich in über 60 Veranstaltungen, Ausstellungen und bei Führungen mit Hilfe von Experten, Dokumenten und an historischen Orten in die Vergangenheit zu begeben und zugleich das Heute als Ergebnis des Vergangenen wahrzunehmen. Und sie nehmen das Angebot des „Tages der Franken“ am 7. Juli in ihre Zeitmaschine voll mit hinein.

Zeitreise vom 11. Jahrhundert bis in die Gegenwart – Von der Kaiserburg zum Memorium Nürnberger Prozesse

Das Kultusministerium, die Stadt Nürnberg mit ihrer reichhaltigen Museenlandschaft, der Verein für Geschichte der Stadt Nürnberg, die Altstadtfreunde und viele Einrichtungen bieten gleichsam eine Zeitreise an: von der Gründungsphase Nürnbergs im 11. Jahrhundert, als das Zentrum der Geschichte des ostfränkisch-deutschen Reichs gerade in diesem Raum so greifbar war, bis in die Gegenwart: blühende Metropolregion mit hohem Lebenswert und dem Miteinander von Religionen – Frucht auch einer über Jahrhunderte immer wieder neuen Zuwanderung – regionaler Binnenmigration vom Frankenwald bis zur Oberpfalz und Fernzuwanderung im Wirtschaftswunder in den 1950er, 1960er und 1970er Jahren – von Portugal über Italien bis zur Türkei.
Zu den großen Namen der „Menschen mit Migrationshintergrund“ an der Schwelle vom Mittelalter zur Neuzeit gehört auch Albrecht Dürer, dessen Vater als Zuwanderer nach Nürnberg kam.
Nürnberg steht nicht nur mit Blick auf Dürer für die Kreativität und den Erfolg, den Einheimische und Zuwanderer erreicht haben, musste aber – im Laufe der Jahrhunderte, nicht nur in der jüngsten Zeit – auch viele Schläge hinnehmen: Die unfassbaren Kriegszerstörungen gehören ebenso dazu wie die Schließung von Werken mit berühmten Namen und die Frage nach dem Schicksal der Menschen, die sich dem Rad der Geschichte nicht widersetzen konnten.

Schüler gestalten Markt der historischen Möglichkeiten am Johannes- Scharrer-Gymnasium

Gestartet wird die Zeitmaschine im Johannes-Scharrer-Gymnasium in der Tetzelgasse 20 am 6. Juli um 11 Uhr von Bayerns Kultusminister Dr. Ludwig Spaenle und dem Nürnberger Bürgermeister Dr. Klemens Gsell. Auf einem Markt der Möglichkeiten zeigen rund 20 Schulen Ausschnitte der Geschichte, nennen Handlungsträger und von diesen Bestimmte.

Podium auf der Kaiserburg – „Nur wer weiß, woher er kommt …“

Die Frage nach dem Woher und zugleich dem Wohin wird am Freitagabend, 6. Juli, ab 20 Uhr im Rittersaal der Kaiserburg von Kultusminister Spaenle, selbst Landeshistoriker und Initiator der Zeitmaschine, zusammen mit der Nürnberger Kulturreferentin Prof. Julia Lehner aufgeworfen. Gemeinsam mit dem Nestor der bayerischen Landesgeschichte, Prof. Ferdinand Kramer, dem oberfränkischen Bezirksheimatpfleger Prof. Günter Dippold sowie der Nürnberger Geschichtsdidaktikerin Prof. Charlotte Bühl-Gramer geben sie eine Antwort darauf – „Nur wer weiß, wo er herkommt ….“. Sie berücksichtigen dabei den vermeintlichen neuen Trend zur „Heimat“, zur Suche nach einer regionalen Identität angesichts eines vermeintlichen „global village“.

Ausstellungen zur Industriegeschichte und den Zuwanderern

Die zentrale Rolle Nürnbergs und Frankens in der Industrialisierung greift das Museum Industriekultur in der Äußeren Sulzbacher Str. 62 am Samstagmittag, 7. Juli, ab 14 Uhr in einer kleinen Tagung auf.
Das Staatsarchiv und das Stadtarchiv laden auch über den 7. Juli hinaus dazu ein, sich mit Hilfe einer Ausstellung in der Archivstraße 17 unter dem Motto „Dageblieben!“ der Zuwanderung nach Nürnberg gestern und heute zu stellen, aber auch Menschen wahrzunehmen, die aus Mittelfranken im 19. Jahrhundert vor allem in die Vereinigten Staaten ausgewandert sind – auf der Suche nach Freiheit und Wohlstand.

Vielfältige Führungen zu Orten, an denen die Reichen und Mächtigen das Schicksal der Menschen bestimmt; an denen die Pfeffersäcke rauschende Feste gefeiert haben; an denen Menschen Leid erduldet haben und an denen das Spielzeug für die Kleinsten und Kleinen hergestellt wurde, runden das Programm der Zeitmaschine in Nürnberg ab.

Schulen werden für „Erinnerungszeichen“ geehrt

Im Rahmen des 2. Landesgeschichtsforums ehrt Bayerns Kultusminister Spaenle auch die Sieger des Landeswettbewerbs „Erinnerungszeichen“ 2011/2012. Mit der „Alltagsgeschichte auf dem Land und in der Stadt“ im 20. Jahrhundert, aber auch in der Zeit davor hatten sich Schulen aus ganz Bayern auseinandergesetzt. Das Themenspektrum scheint kein Ende zu finden: Es reicht von Arbeiten zu einem kleinen Schloss in Mittelfranken – das Schloss Schönleiten – und zur „Entdeckung der Kaffeehauskultur“ am Beispiel von Augsburg über eine „Gefangenschaft im Zweiten Weltkrieg“ und den Wandel im Schulalltag bis zur Geschichte der Stadt Weiden und „Waschschiffe in Würzburg und anderswo“.

Weitere Informationen sind zu erhalten über die Bayerische Landeszentrale für politische Bildungsarbeit, das Kulturreferat der Stadt Nürnberg, die beteiligten Schulen, Einrichtungen und Vereine sowie über das Internet unter www.zeitmaschine-bayern.de

Quelle: stmuk.bayern.de

Von redaktion