Berlin:

Tierversuche durch Alternativmethoden nachhaltig reduzieren
BMEL startet Beteiligungsprozess für Reduktionsstrategie mit Experten-Treffen

Die Bundesregierung will Tierversuche auf ein unerlässliches Mindestmaß beschränken und die Entwicklung von Alternativmethoden vorantreiben. Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) entwickelt dazu federführend einen strategischen Ansatz unter enger Einbindung von Wissenschaft, Forschung, Wirtschaft und Tierschutzorganisationen sowie der fachlich betroffenen Bundesministerien. Dazu treffen sich Vertreterinnen und Vertreter dieser Bereiche am 9. und 10. September in Berlin zu einer Auftaktveranstaltung.

Die Parlamentarische Staatssekretärin Dr. Ophelia Nick erklärt: „Wir wollen Tierversuche wo immer möglich überflüssig machen oder zumindest die Zahl der Versuchstiere deutlich reduzieren. Dafür brauchen wir Alternativmethoden, die auch in der Praxis funktionieren – das ist der Ansatz, den wir mit unser Reduktionsstrategie verfolgen. Ich freue mich, dass sich an der Erarbeitung Vertreterinnen und Vertreter aus allen betroffenen Bereichen beteiligen und ihre Expertise einbringen. Wichtig ist, dass wir Tiere besser schützen und unnötiges Leid verhindern, aber die teils lebensrettende Forschung weiter möglich ist.“

Im Rahmen der Auftaktveranstaltung wird der Prozess für die Erarbeitung der Strategie mit Teilnehmenden aus den Bereichen biomedizinische Grundlagenforschung, regulatorische Pharmakologie und Toxikologie sowie Aus-, Fort- und Weiterbildung gestartet. Zu diesen Schwerpunktthemen sollen Arbeitsgruppen gebildet werden, die sich im Nachgang intensiv mit der Erarbeitung von Konzepten für eine Reduktionsstrategie zu Tierversuchen auseinandersetzen. Geplant ist, im ersten Halbjahr 2025 ein finales Konzept für die Reduktionsstrategie vorzulegen.

Hintergrund:
In den vergangenen Jahren ist die Zahl der in Deutschland verwendeten Versuchstiere stetig gesunken: 2022 im Vergleich zum Vorjahr um etwa sieben Prozent. Insgesamt wurden 2022 rund 1,73 Millionen Wirbeltiere und Kopffüßer in Tierversuchen nach § 7 Absatz 2 des Tierschutzgesetzes eingesetzt, das sind rund 134.000 Tiere weniger als 2021. Das geht aus der Versuchstierstatistik hervor, die jährlich vom Deutschen Zentrum zum Schutz von Versuchstieren (Bf3R) veröffentlicht wird, das Teil des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) ist.

Danach handelt es sich bei rund 79 Prozent der 2022 eingesetzten Versuchstiere um Mäuse und Ratten. Bei Mäusen (1.248.790 Tiere) ist im Vergleich zum Vorjahr (1.342.779 Tiere) ein deutlicher Rückgang festzustellen. Auch die Zahl der Ratten (109.936 Tiere) ist im Vergleich zu 2021 (135.022 Tiere) stark zurückgegangen, genauso wie die Zahl der eingesetzten Katzen (538 Tiere im Vergleich zu 862 im Jahr 2021). Allerdings wurden mehr Hunde (2.873 Tiere im Versuch) im Vergleich zum Vorjahr (2.657 Tiere im Versuch) verwendet. Hunde und Katzen werden insbesondere zur Erforschung von Tierkrankheiten sowie für gesetzlich vorgeschriebene Prüfungen von Tier- und Humanarzneimitteln benötigt. Die vollständigen Daten der Versuchstiermeldung finden Sie hier<https://www.bf3r.de/de/verwendung_von_versuchstieren_im_berichtsjahr_2022-313306.html>.

Die Bundesregierung unterstützt die Erforschung und Entwicklung geeigneter Alternativmethoden zu Tierversuchen engagiert. So stellte das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) im Zeitraum von 2019 bis 2023 insgesamt rund 37 Millionen Euro bereit, davon allein 7,8 Millionen Euro im Haushaltsjahr 2023. Das BfR stellte in dem Zeitraum fast 44,7 Millionen Euro Hausmittel – die über den BMEL-Haushalt bereitgestellt werden – zur Verfügung, davon knapp 9,3 Millionen Euro im vergangenen Jahr. Das BMEL unterstützt die Entwicklung von Alternativmethoden etwa mit dem jährlich vergebenen Tierschutzforschungspreis.

Quelle:bmel.dund.de

Von redaktion