Berlin:

Die wirtschaftliche Lage in Deutschland im August 20231

Nach der leicht rezessiven Entwicklung im Winterhalbjahr 2022/23 stagnierte die deutsche
Wirtschaft im zweiten Quartal. Während der private Konsum stabilisierend gewirkt haben dürfte,
dämpften die noch schwachen außenwirtschaftlichen Rahmenbe­dingungen Produktion und
Exportentwicklung. Aktuelle Frühindikatoren deuten noch nicht auf eine nachhaltige konjunkturelle
Belebung in den kommenden Monaten hin. Die Industrieproduktion war im Juni im Vormonatsvergleich
deutlich rückläufig (-1,3 %), wobei insbesondere die Automobilindustrie und das Baugewerbe
deutliche Rückgänge aufwiesen. Die Auftragseingänge stiegen im Juni zwar kräftig an (+7,0 %), dies
war allerdings vor allem auf volatile Großaufträge zurückzuführen. Ohne Großaufträge bleiben die
Auftragseingänge abwärtsgerichtet. Das ifo-Geschäftsklima hat sich im Juli weiter eingetrübt,
insbesondere die Erwartungen für die weitere Entwicklung liegen im deutlich negativen Bereich. Die
Umsätze im Einzelhandel ohne Kfz haben sich im Juni zwar gegenüber dem Vormonat wieder verringert
(-0,6 %), aber im ersten Quartal insgesamt ist es gegenüber dem Vorquartal zu einem Zuwachs um 1,3
% gekommen. Angesichts rückläufiger Inflationsraten und steigender Tarifabschlüsse könnten vom
privaten Konsum in den kommenden Monaten zunehmend Impulse ausgehen. Der Auftrieb der
Verbraucherpreise hat sich im Juli weiter vermindert. Die Inflationsrate lag bei 6,2 % (Juni:
+6,4%) und auch die Rate der Kerninflation ging um 0,3 Prozentpunkte auf 5,5 % zurück.
Nahrungsmittel verteuerten sich zwar erneut überproportional (+11,0 %), aber auch hier hat sich die
Steigerungsrate im Vorjahresvergleich in den letzten Monaten deutlich vermindert (März: +22,3 %).
Am Arbeitsmarkt zeigte sich die konjunkturelle Schwäche auch im Juli, aber der merkliche Rückgang
im Vormonat hat sich nicht fortgesetzt. Die registrierte Arbeitslosigkeit ging leicht zurück und
die Erwerbstätigkeit blieb unverändert. Die Zahl der offenen Stellen war im zweiten Quartal
gegenüber dem Vorquartal nur leicht rückläufig, lag jedoch 10 Prozent unter dem Niveau des
Vorjahresquartals. Trotz der leichten Abkühlung blieb die Personalnachfrage der Unternehmen robust.
In den kommenden Monaten ist mit einer verminderten Dynamik am Arbeitsmarkt zu rechnen, die
Unternehmen planen weniger Neueinstellungen. Im Mai 2023 lag die Zahl der beantragten
Unternehmensinsolvenzen nach endgültigen Ergebnissen um 3,5 % höher als im Vormonat April (Mai:
1.478, April: 1.428). Gegen­über dem Vorjahresmonat beträgt der Anstieg 19 %. Der Frühindikator
IWH-Insolvenz­trend zeigt für Juli 2023 einen leichten Rückgang von -2,4 % ggü. dem Vormonat, liegt
aber weiterhin deutlich über dem Vorjahreswert (+44,4 %). Insgesamt zeigt der Trendverlauf einen
kontinuierlichen Anstieg der Unternehmensinsolvenzen seit Mitte 2022, allerdings ausgehend von
einem sehr niedrigen Niveau. Aktuelle Frühindikatoren wie Auftragseingänge und Geschäftsklima, aber
auch die verhaltende Entwicklung der Weltkonjunktur, deuten vorerst nicht auf eine nachhaltige
wirtschaftliche Belebung in Deutschland hin.STAGNATION DES BRUTTOINLANDSPRODUKTS IM ZWEITEN QUARTAL
2022
Gemäß der Schnellmeldung des Statistischen Bundesamts vom 28.07. zur Entwicklung des
Bruttoinlandsprodukts (BIP) im zweiten Quartal stagnierte dieses preis-, saison- und
kalenderbereinigt im Quartalsvergleich. Auf der Verwendungsseite dürfte im Zuge der rückläufigen
Inflationsentwicklung und steigender Löhne insbesondere der private Konsum stabilisierend gewirkt
haben. Negativ dürfte sich hingegen vor allem der Außenbeitrag (Exporte abzüglich Importe)
niedergeschlagen haben, da das schwache außenwirtschaftliche Umfeld die Exportentwicklung und die
Produktionstätigkeit dämpft. Mit der Schnellmeldung legte das Statistische Bundesamt turnusgemäß
auch Revisionen des BIP der vorangegangenen Jahre vor. Demnach fiel der wirtschaftliche Rückgang im
vierten Quartal 2022 (mit -0,4 statt -0,5 Prozent) und im ersten Quartal 2023 (mit -0,1 statt -0,3
Prozent) jeweils etwas geringer aus als zuvor gemeldet. Detaillierte Ergebnisse zu den
Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen im zweiten Quartal werden vom Statistischen Bundesamt am
25.08. veröffentlicht.
Nach der – nunmehr etwas weniger ausgeprägten – rückläufigen Entwicklung der deutschen
Wirtschaftsleistung im Winterhalbjahr 2022/23 stellte sich die allgemein erwartete konjunkturelle
Erholung auch im Frühsommer noch nicht ein. Binnenwirtschaftlich zeigen sich mit der erwarteten
vorsichtigen Belebung des privaten Konsums, der Dienstleistungen wie auch der
Investitionsentwicklung erste Lichtblicke, die sich im weiteren Jahresverlauf festigen dürften.
Gleichzeitig dämpfen die noch schwache außenwirtschaftliche Nachfrage, die anhaltenden
geopolitischen Unsicherheiten, die nach wie vor hohen Preissteigerungsraten wie auch die zunehmend
spürbaren Auswirkungen der geldpolitischen Straffungen eine kräftigere wirtschaftliche Erholung.
Aktuelle Frühindikatoren wie Auftragseingänge und Geschäftsklima deuten weiterhin nicht auf eine
nachhaltige wirtschaftliche Belebung in Deutschland in den kommenden Monaten hin.WELTWEITE
KONJUNKTURAUSSICHTEN TRÜBEN SICH EIN
Die weltweite Industrieproduktion blieb im Berichtsmonat Mai im Vergleich zum Vormonat unverändert
(+0,0 %), der Welthandel konnte einen leichten Zuwachs von 0,3 % verzeichnen, die Frühindikatoren
zum Welthandel deuten jedoch auf eine uneinheitliche Entwicklung in den kommenden Monaten hin. Der
RWI/ISL-Containerumschlag-Index ist im Berichtsmonat Juni zwar leicht von 123,2 auf 125,2 Punkte
gestiegen, was auf eine moderate Erholung des Welthandels hindeutet. Diese Belebung des globalen
Containerumschlags geht jedoch hauptsächlich auf Häfen außerhalb Europas und Chinas zurück. In
Nordeuropa blieb der Nordrange-Index ggü. Mai relativ konstant (104,0 nach 104,2 Punkten). Laut
Schiffbewegungsdaten des Kiel-Trade-Indikators dürfte der Welthandel im Juli dagegen deutlich
nachgeben (-1,6 %).
Der Stimmungsindikator von S&P Global liegt seit Februar durchweg oberhalb der Wachstumsschwelle
von 50 Punkten, ist im Juni jedoch merklich auf einen Wert von 52,7 gefallen und deutet somit auf
eine nachlassende Dynamik der Weltwirtschaft hin.
Der IWF erwartet in den kommenden Jahren ein jährliches Wachstum der Weltwirtschaft von rund drei
Prozent und damit eine im historischen Vergleich unterdurchschnittliche Entwicklung. Laut dem
aktuellen Prognosedurchschnitt von Consensus Economics dürfte die wirtschaftliche Aktivität in
wichtigen Handelspartnerländern Deutschlands in diesem Jahr nur verhalten zulegen (Euroraum: +0,5
%, USA: +1,6 %). Aus Asien dürften dagegen stärkere Impulse auf die Weltwirtschaft
ausgehen.WEITERHIN KEINE WACHSTUMSIMPULSE VOM DEUTSCHEN AUSSENHANDEL
Die nominalen Ausfuhren von Waren und Dienstleistungen sind im Juni mit 0,8 % ggü. dem Vormonat
saison- und kalenderbereinigt leicht gestiegen (Mai: -1,0 %). Im Quartalsvergleich lagen sie
allerdings um 0,8 % niedriger. Die nominalen Einfuhren von Waren und Dienstleistungen fielen im
Juni gegenüber Mai 2023 um 2,4 %, im Quartalsvergleich ergibt sich ein Minus von 1,2 %. Die
Waren-Ausfuhren in die EU- und in Nicht-EU-Länder entwickelten sich gegenläufig: Während
Lieferungen in die EU um 1,3 % stiegen, gingen Warenexporte in Drittstaaten um 1,1 % zurück. Dabei
schlug sich die schwächere Nachfrage aus China in deutlich fallenden Warenexporten dorthin nieder
(-5,9 %); auch Warenexporte in die USA und das Vereinigte Königreich waren leicht rückläufig
(jeweils -0,2 %). Importe von Waren aus der EU nach Deutschland sanken um 3,1 %, aus den übrigen
Ländern sogar um 3,7 %, trotz deutlich steigender Warenimporte aus China (+5,3 %).
Aufgrund der rückläufigen Importe bei moderat gestiegenen Exporten ist der monatliche
Handelsbilanzüberschuss merklich von 10,9 Mrd. € im Mai auf 16,0 Mrd. € im Juni angestiegen.
Bei den Außenhandelspreisen zeigen sich im Berichtszeitraum weiterhin die Auswirkungen der
sinkenden Energie- und Rohstoffpreise auf den Weltmärkten sowie der Abbau der Lieferkettenprobleme.
Die Terms of Trade verbesserten sich im Juni um 1,5 % ggü. dem Vormonat, da sich die Einfuhren
erneut deutlich stärker verbilligten (-1,6 %) als die Ausfuhren (-0,1 %). Die Exporte dürften somit
auch in realer Betrachtung leicht gestiegen sein, während die Importe real weniger stark gesunken
sein dürften.
Die Frühindikatoren zeichnen derzeit ein schwaches Bild für die weitere Exportentwicklung. Die ifo
Exporterwartungen sind im Juli geringfügig auf -6,0 Punkte gefallen, nachdem es von Mai auf Juni zu
einem kräftigen Rückgang von +0,9 auf -5,9 Punkte gekommen war. Der Kiel-Trade-Indikator
signalisiert für den Juli einen Rückgang der deutschen Exporte um real 0,4%.AUSBLICK IN DER
INDUSTRIE BLEIBT VERHALTEN
Die Produktion im Produzierenden Gewerbe ist nach Angaben des Statistischen Bundesamtes im Juni
gegenüber dem Vormonat spürbar um 1,5 % gefallen, nachdem sie im Mai in etwa unverändert geblieben
war (-0,1 %). In der Industrie und im Baugewerbe verringerte sich die Ausbringung zuletzt um 1,3 %
bzw. 2,8 %. Im Bereich Energie kam es im Juni zu einer Stabilisierung (+0,6 %), nachdem hier in den
Monaten zuvor kräftige Abnahmen verzeichnet worden waren.
In den beiden gewichtigen Industriebereichen Kfz und Kfz-Teile sowie Maschinenbau nahm die
Herstellung im Juni um 3,5 % bzw. 1,3 % ab. Die energieintensiven Industriezweige verzeichneten
hingegen insgesamt ein Plus von 1,1 %, wobei Zuwächsen bei chemischen Erzeugnissen (+3,5 %) sowie
Kokerei und Mineralölverarbeitung (+15,3 %) Abnahmen in den Bereichen Metallerzeugung und
-bearbeitung (-3,1 %), Papier und Pappe (-2,3%) sowie Glas, Glaswaren und Keramik (-0,7 %)
gegenüberstanden.
Die Auftragseingänge im Verarbeitenden Gewerbe lagen im Juni gegenüber dem Vormonat mit +7,0 %
erneut kräftig im Plus. Bereits im Mai hatten sie mit +6,2 % deutlich zugelegt. Allerdings waren
die Anstiege im Vormonatsvergleich im Wesentlichen durch Großaufträge verursacht. Rechnet man diese
heraus, gingen die Neuaufträge im Juni um 2,6 % zurück.
Positiv entwickelten sich die Ordereingänge insbesondere in den Bereichen elektrische Ausrüstungen
(+9,6 %), pharmazeutische Erzeugnisse (+7,0 %) sowie im gewichtigen Maschinenbau (+5,1 %). Die
Bestellungen im ebenfalls gewichtigen Bereich Kfz und Kfz-Teile waren hingegen mit -7,3 % kräftig
rückläufig und auch der Bereich EDV und optische Geräte verzeichnete einen Rückgang (-3,3 %). Im
sonstigen Fahrzeugbau schlug insbesondere ein Großauftrag im Luft- und Raumfahrzeugbau zu Buche
(+89,2 %).
Nach den leichten Zuwächsen in der Industrieproduktion im April und Mai entwickelte sie sich zum
Ende des zweiten Quartals schwach. Im Quartalsvergleich ergab sich ein Minus von 0,6 %. Hier
schlägt ein weiterer deutlicher Rückgang von 3,4 % bei den energieintensiven Industrien zu Buche.
Die Auftragseingänge in der Industrie zeigen weiter ein uneinheitliches Bild, das von starken
Schwankungen und Sondereffekten durch Großbestellungen geprägt ist. Im aussagekräftigeren
Quartalsvergleich entwickelten sich die Bestellungen im zweiten Quartal mit +0,2 % gegenüber dem
ersten Quartal aber stabil. Angesichts der gedämpften Geschäfts- und Exporterwartungen der
Unternehmen ist eine spürbare Erholung der Industriekonjunktur derzeit noch nicht
absehbar.EINZELHANDELSUMSATZ NIMMT WIEDER LEICHT AB, DIE STIMMUNG UNTER DEN VERBRAUCHERN VERBESSERT
SICH AUF NIEDRIGEM NIVEAU
Die Umsätze im Einzelhandel ohne Kfz sind im Juni gegenüber dem Vormonat um 0,6 % zurückgegangen,
nachdem sie im Mai um 2,1 % und im April um 0,8 % gestiegen waren. Damit ergab sich im zweiten
Quartal insgesamt gegenüber dem Vorquartal ein Anstieg um 1,3 %. Im Vergleich zum zweiten Quartal
2022 meldete der Einzelhandel allerdings ein reales Umsatzminus von 2,5 %, was vor allem die
anhaltend hohen Preissteigerungen widerspiegelt. Der Handel mit Lebensmitteln verzeichnete im Juni
im Vergleich zum Vormonat eine Abnahme des Umsatzes um 3,1 %, gegenüber dem Vorjahresmonat war der
Rückgang noch deutlicher (-8,1 %). Vor allem aufgrund der starken Verteuerung von Lebensmitteln
verzeichnet diese Sparte des Einzelhandels seit 24 Monaten in Folge im Vorjahresvergleich
rückläufige Umsätze. Nach wie vor sind die Nahrungsmittel ein starker Treiber der
Verbraucherpreise, auch wenn sich deren Preissteigerungen gegenüber dem Vorjahresmonat zuletzt
weiter abgeschwächt haben (Juli: +11,0 %, Juni: +13,7 %, Mai: + 14,9 %, April: +17,2 %). Der Umsatz
im Internet- und Versandhandel erhöhte sich im Juni um 2,9 % (gegenüber Vorjahresmonat -1,9 %).
Die Neuzulassungen von Pkw durch private Halter haben im Juli um 2,7 % zugelegt, nachdem sie im
Juni um 1,6 % gefallen waren (Mai: +2,9 %).
Die Frühindikatoren für die Stimmung unter den Verbrauchern senden unterschiedliche Signale: Laut
Prognose von GfK wird sich die Stimmung unter den privaten Konsumenten im August wieder erholen,
nachdem sie im Juli einen kleinen Dämpfer erlitten hatte. Zuvor war sie acht Mal in Folge,
ausgehend von einem sehr niedrigen Niveau, gestiegen. Die ifo Geschäftslage im Einzelhandel hat
sich im Zuge der leichten Konsumbelebung zwar etwas verbessert, die Erwartungen bezüglich der
weiteren Entwicklung haben sich hingegen im Juli wieder spürbar eingetrübt und liegen tief im
negativen Bereich. Der private Konsum hat sich im zweiten Quartal nach den deutlichen Rückgängen im
Winter zunächst stabilisiert. Insgesamt sprechen die Frühindikatoren am aktuellen Rand für eine
gedämpfte Entwicklung. Mit weiter rückläufigen Inflationsraten und steigenden Tarifabschlüssen ist
insgesamt von einer zunehmenden Belebung des privaten Verbrauchs auszugehen.RÜCKLÄUFIGER TREND BEI
INFLATION SETZT SICH WEITER FORT
Die Inflationsrate (Verbraucherpreisanstieg binnen Jahresfrist) hat sich im Juli leicht auf 6,2 %
verringert (Mai: +6,4 %). Die Kernrate (ohne Energie und Nahrung) hat sich ebenfalls verringert auf
5,5 % (Juni: +5,8 %). Nahrungsmittel verteuerten sich im Juli gegenüber dem Vorjahresmonat erneut
überproportional (+11,0 %), allerdings ließ der Preisauftrieb hier weiter nach (Juni: +13,7 %, Mai:
+ 14,9 %, April: +17,2 %). Die Energiepreise legten im Juli mit +5,7 gegenüber dem Vorjahresmonat
zwar etwas weniger stark zu als der Gesamtindex, aber stärker als noch im Juni (+3,0 %).
Ausschlaggebend hierfür war auch ein Basiseffekt infolge des Wegfalls der EEG-Umlage zum 1. Juli
2022.
Der Preisdruck von Seiten der Energieträger hat weiter abgenommen. An den Spotmärkten sind die
Notierungen für Erdgas gefallen: Aktuell liegt der TTF Base Load mit 29 €/MWh 86 % unter dem Niveau
des Vorjahres bzw. 15 % unter dem des Vormonats. Zum Rückgang im Vergleich zu den Höchstständen von
über 300 €/MWh im August 2022 haben die anhaltenden Einsparungen, die überwiegend milde Witterung
und die hohen Füllstände der Gasspeicher beigetragen. Die Markterwartungen deuten allerdings darauf
hin, dass die Erdgaspreise in den kommenden Quartalen wieder auf etwa 50 €/MWh steigen könnten.
Erst 2027 dürften sie sich gemäß der Future-Preise beim Vorkrisenniveau einpendeln.
Aufgrund der Energiepreisentwicklung zeigt sich auf den vorgelagerten Wirtschaftsstufen eine
nachlassende Preisdynamik. Die Einfuhrpreise gingen im Juni um 1,6 % ggü. Vormonat zurück und
liegen damit 11,4 % unter dem Vorjahresniveau. Die Erzeugerpreise sind im Juni nur noch leicht um
0,1 % gegenüber Vorjahresmonat gestiegen (Mai: +1,0; April: +4,1 %); gegenüber dem Vormonat nahmen
sie ab (‑0,3 %). Auch die Verkaufspreise im Großhandel gaben im Juni sowohl im Vormonats- (‑0,2 %)
als auch im Vorjahresvergleich (‑2,9 %) nach. Auf allen drei Wirtschaftsstufen gab es im Vergleich
zum Vorjahresmonat einen Rückgang, der sich mit Verzögerung auch in einem rückläufigen
Verbraucherpreisanstieg niederschlagen dürfte.
Für die nächsten Monate ist damit – auch mit Blick auf die Preiserwartungen der Unternehmen – von
einer weiter hohen, aber langsam abflauenden Preisdynamik auszugehen. Der Preisdruck vergangener
Kostensteigerungen und Lieferkettenstörungen ist weitgehend überwälzt. Die Energiepreise liegen auf
moderatem Niveau. Die geldpolitische Straffung wirkt dämpfend auf die Nachfrageseite. Vor diesem
Hintergrund liegt das aktuelle Prognosespektrum für die Inflationsrate im Jahr 2023 bei 5,3 bis 6,1
% und im Jahr 2024 bei 2,0 bis 3,1 %. Zu beachten sind dabei weitere Preisniveau-steigernde
Basiseffekte: Im Zeitraum Oktober 2023 bis März 2024 dürfte die Absenkung des Mehrwertsteuersatzes
auf Gas und Fernwärme ein Jahr zuvor zu einem leichten Anstieg führen.SCHWACHE KONJUNKTUR
HINTERLÄSST WEITERHIN BREMSSPUREN AM ARBEITSMARKT
Auch im Juli zeigt sich die konjunkturelle Schwäche am Arbeitsmarkt, der merkliche Rückgang im
Vormonat hat sich aber nicht fortgesetzt. Die Arbeitslosigkeit sank saisonbereinigt leicht um 4.000
Personen. Ein Grund dafür dürfte auch in den Auswirkungen der Fluchtmigration liegen: eine
vermehrte Teilnahme dieser Personengruppe an Integrationskursen dämpft die Arbeitslosigkeit. Die
Erwerbstätigkeit lag im Juni unverändert auf Vormonatswert, wobei der Mai kräftig um 20.000
Personen aufwärtsrevidiert wurde. Hier dürften sich auch die revidierten amtlichen BIP-Zahlen von
Ende Juli widerspiegeln. Die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung konnte im Mai zulegen (sb
+14.000 Personen). Die Kurzarbeit war im Juli weiter deutlich rückläufig, auch, weil Ende Juni die
erleichterten Zugangsbedingungen ausliefen. Die Frühindikatoren von IAB und ifo entwickelten sich
im Juli mäßig und deuten auf eine verminderte Dynamik am Arbeitsmarkt hin. Die Zahl der gemeldeten
offenen Stellen sank im zweiten Quartal auf 1,74 Millionen und liegt damit 10 Prozent unter dem
Niveau des Vorjahresquartals. Unternehmen planen weniger Neueinstellungen. Trotzdem liegt die
Beschäftigungskomponente des IAB-Barometers weiter auf hohem Niveau. Der Arbeitsmarkt zeigt sich
somit insgesamt weiter stabil. Die schwache Grunddynamik dürfte allerdings anhalten, bis die
deutsche Wirtschaft konjunkturell wieder an Fahrt aufnimmt.INSOLVENZEN IM FRÜHJAHR 2023 ANGESTIEGEN
Die Zahl der beantragten Unternehmensinsolvenzen ist nach endgültigen Ergebnissen im Mai 2023
(1.478) um 3,5 % ggü. dem Vormonat (1.428) und um 19 % ggü. dem Vorjahreswert (1.242) angestiegen.
Von Januar bis Mai 2023 wurden insgesamt 7.023 Unternehmensinsolvenzen beantragt, dies entspricht
einem Anstieg von 17,6 % ggü. dem Vorjahreszeitraum (5.973).
Als Frühindikator gibt die Zahl der beantragten Regelinsolvenzen Hinweise auf die künftige
Entwicklung der Unternehmensinsolvenzen. Diese sind nach vorläufigen Angaben des Statistischen
Bundesamtes im Juli 2023 im Vormonatsvergleich um 4,1 % angestiegen und lagen damit um 23,8 % über
dem Vorjahresniveau. Mit insgesamt 2.962 Anträgen im Juli 2023 ist es der zweithöchste Wert in den
letzten 12 Monaten (höchster Wert im März 2023: 3.040). Der IWH-Insolvenztrend zeigt für Juli 2023
insgesamt 1.025 gemeldete Insolvenzen von Personen- und Kapitalgesellschaften; diese Zahl liegt
zwar leicht unter dem Niveau des Vormonats (-2,4 %), aber deutlich über dem Vorjahresmonat (+44,4
%). Insgesamt nimmt das Insolvenzgeschehen seit der zweiten Jahreshälfte 2022 im Trendverlauf
kontinuierlich zu, allerdings ausgehend von einem sehr niedrigen Niveau.
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1 In diesem Bericht werden Daten genutzt, die bis zum 11. August 2023 vorlagen. Soweit nicht anders
vermerkt, handelt es sich um Veränderungsraten gegenüber der jeweiligen Vorperiode auf Basis
preis-, kalender- und saisonbereinigter Daten.

https://www.bmwk.de/Redaktion/DE/Pressemitteilungen/Wirtschaftliche-Lage/2023/20230814-die-wirtschaftliche-lage-in-deutschland-im-august-2023.html

 

Quelle:abo-bmwi.de

Von redaktion