Berlin:
Umweltbewusstseinsstudie: Mehrheit der Deutschen hält Anpassung an bereits
deutlich spürbare Klimakrise für notwendig
Umwelt- und Klimaschutz sind trotz vielfältiger Krisen weiterhin wichtig
Die überwiegende Mehrheit der Deutschen spürt die negativen Folgen der
Klimakrise bereits deutlich und hält Maßnahmen zur Anpassung für
erforderlich. Das zeigt die Umweltbewusstseinsstudie 2022 von
Umweltbundesamt (UBA) und Bundesumweltministerium (BMUV). Auch wenn andere
Krisen, wie der Angriffskrieg gegen die Ukraine und die Inflation, stärker
im Vordergrund stehen, bleibt der Schutz von Umwelt und Klima ein wichtiges
Thema für die Menschen in Deutschland. Eine sehr klare Mehrheit
befürwortet zudem den umwelt- und klimafreundlichen Umbau der deutschen
Wirtschaft. Wichtig ist den Befragten dabei aber, dass die Transformation
sozialverträglich erfolgt und besonders betroffene Regionen gezielt
unterstützt werden.
Die Folgen der Klimakrise, die inzwischen auch in Deutschland stark
spürbar sind, machen den Menschen in Deutschland große Sorgen. So nehmen
85 Prozent der Befragten bereits sehr starke oder starke Auswirkungen des
Klimawandels in Form von anhaltender Trockenheit, Niedrigwasser und Dürren
wahr. Entsprechend hoch ist der Stellenwert von Anpassungs- und
Schutzmaßnahmen: Gut zwei Drittel der Befragten sehen es etwa als sehr
wichtig an, Wälder zu Mischwäldern umzubauen, die gegen Trockenheit
robust sind. Bei der Frage nach möglichen Gesundheitsgefahren zeigt sich
im Zeitvergleich eine deutliche Zunahme: Sagten 2016 noch 59 Prozent der
Befragten, dass die Klimafolgen ihrer Gesundheit äußerst stark oder stark
schaden können, sind es im Jahr 2022 bereits 73 Prozent.
Bundesumweltministerin Steffi Lemke: „Die vergangenen Jahre zeigen sehr
deutlich: Die Wetterextreme nehmen zu – mit erheblichen negativen Wirkungen
auf die Umwelt, die Wirtschaft und auch auf die Gesundheit der Menschen.
Das zwingt uns, vorzusorgen und uns an die Folgen der Klimakrise
anzupassen. Deshalb hat die Bundesregierung das erste bundesweite
Klimaanpassungsgesetz auf den Weg gebracht. Es soll erstmals einen
verbindlichen Rahmen für Bund, Länder und Kommunen schaffen und uns zum
Beispiel durch Strategien für kühlere Städte und mehr Beschattung
schützen. Mit dem Nationalen Hitzeschutzplan, der Wasserstrategie und dem
Aktionsprogramm Natürlicher Klimaschutz gibt es drei weitere Bausteine,
die uns helfen, die negativen Folgen der Klimakrise für Mensch und Umwelt
zu mildern.“
Bei den umweltpolitischen Handlungsbedarfen steht für die Befragten das
Thema Plastikmüll ganz oben auf der Liste: Eine große Mehrheit von 75
Prozent hält die Verringerung von Plastikmülleinträgen in die Natur für
eine zentrale Aufgabe der Politik. 72 Prozent der Befragten finden es zudem
sehr wichtig, die Kreislaufwirtschaft zu fördern, also Rohstoffe und
Güter stärker wiederzuverwerten und eine lange Produktnutzung zu
fördern. Dazu Steffi Lemke: „Gegen die weltweite Plastikvermüllung
wollen wir international bis 2024 ein rechtlich verbindliches Abkommen
erreichen. National habe ich bereits ein Gesetz vorgestellt, das
überflüssige Verpackungen vermeiden und ökologisch vorteilhafte
Mehrwegverpackungen stärken soll – unter anderem durch verbesserte
Rückgabemöglichkeiten für Mehrwegflaschen und ein größeres
Mehrwegangebot für To-Go-Verpackungen.“
Beim Schwerpunktthema der Studie, dem umwelt- und klimafreundlichen Umbau
der deutschen Wirtschaft, zeigt sich, dass eine überwältigende Mehrheit
von 91 Prozent der Befragten dieses Ziel unterstützt. Dazu sagt
UBA-Präsident Dirk Messner: „Es ist enorm wichtig, dass eine so
deutliche Mehrheit den ökologischen Wirtschaftsumbau grundsätzlich
befürwortet. Die Dekarbonisierung der Wirtschaft ist unerlässlich, wenn
wir die Klimaschutzziele einhalten und unseren Beitrag dazu leisten wollen,
einen gefährlichen Klimawandel jenseits der Zwei-Grad-Grenze zu
verhindern.“
Die Ergebnisse zeigen aber auch, dass der Wirtschaftsumbau zum Schutz der
natürlichen Lebensgrundlagen bei vielen Bürgerinnen und Bürgern
Unsicherheit, Sorgen um den gesellschaftlichen Zusammenhalt sowie Angst vor
einem sozialen Abstieg hervorruft. So befürchten drei Viertel der
Befragten, dass die ökologische Transformation die Schere zwischen Arm und
Reich in Deutschland vergrößert. Rund 40 Prozent haben Angst vor einem
sozialen Abstieg aufgrund des Umbaus der Wirtschaft.
„Der ökologische Wirtschaftsumbau muss sozialverträglich erfolgen, wenn
wir die Menschen auf dem Weg dorthin nicht verlieren wollen“, sagt Dirk
Messner. „Konkret bedeutet das zum Beispiel, die CO2-Bepreisung durch ein
Klimageld sozial auszugestalten oder auch berufliche Perspektiven für
Menschen aus unteren Einkommensgruppen und aus strukturschwachen Gebieten
zu schaffen. Wir müssen deutlicher machen, dass nachhaltigen Wirtschaften
eine Job-Maschine werden kann. “
Die Befragungsergebnisse unterstreichen dies: Jeweils mehr als 80 Prozent
der Befragten sind dafür, dass der Staat stark betroffene Regionen beim
Umbau zu einer umwelt- und klimafreundlichen Wirtschaft unterstützt und
erforderliche Weiterbildungen und Umschulungen finanziert. Dirk Messner:
„Den Umbau sollte der Staat auch aus ökonomischen Gründen forcieren. Je
länger wir die notwendigen Maßnahmen hinauszögern, umso mehr wächst die
Gefahr, dass die internationale Wettbewerbsfähigkeit der deutschen
Wirtschaft auf wichtigen Zukunftsmärkten weiter sinkt, etwa bei der
Elektromobilität oder bei den erneuerbaren Energien.“
Weitere Informationen:
Die Umweltbewusstseinsstudie erhebt im Auftrag des BMUV und des UBA seit
1996 alle zwei Jahre repräsentative Daten über umweltbezogene
Einstellungen und Verhaltensweisen der Bevölkerung in Deutschland. Für
die aktuelle Studie wurde im Sommer 2022 eine repräsentative Befragung bei
2.073 Bürger*innen ab 14 Jahren online durchgeführt. Die Konzeption und
Auswertung der Studie nahmen das ConPolicy Institut sowie das Institut für
ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW) vor. Mit der Feldarbeit war das
forsa Institut beauftragt.
Links:
https://www.bmuv.de/presseverteiler/lt.php?tid=xNV41Jx3PAaOG0U3M2iH5ab9OSXcolf5ldX+qadDfd6BuBNZyf87oKSsg41K6FIQ
Quelle: bmuv.de