Berlin:
Die wirtschaftliche Lage in Deutschland im Juni 2023
Nach zwei Quartalen in Folge mit negativem Wachstum im Winterhalbjahr 2022/23 deuten aktuelle
Konjunkturindikatoren einen verhaltenen Start in das zweite Quartal an. Nach gängiger Definition
befand sich die deutsche Wirtschaft demnach in einer „technischen Rezession“. Die Belastungen aus
den Energiepreissteigerungen, der weltwirtschaftlichen Schwäche und den ungünstigeren
Finanzierungsbedingungen wirken noch nach und verzögern die erwartete konjunkturelle Erholung. Die
konjunkturelle Grunddynamik in der Industrie hat sich abgeschwächt. Die Industrieproduktion blieb
im April nahezu unverändert, nachdem sie im März mit -2,0 Prozent deutlich gefallen war. Die
Auftragseingänge sanken im April leicht (-0,4 Prozent), nachdem es im Vormonat zu einem starken
Einbruch gekommen war (-10,9 Prozent). Nachdem sich die Umsätze im Einzelhandel (ohne
Kfz–Kraftfahrzeuge) im März spürbar verringert hatten, kam es im April zu einer gewissen Erholung.
Die Stimmung unter den Verbrauchern hellte sich weiter auf, aber die Verbesserung fiel nur noch
gering aus. Insgesamt lag das Konsumklima immer noch auf einem sehr niedrigen Niveau, weil die hohe
Inflation weiterhin belastet. Der Auftrieb der Verbraucherpreise hat sich im Mai weiter
abgeschwächt, die Inflationsrate lag bei 6,1 Prozent. Auch die Rate der Kerninflation ging leicht
auf 5,4 Prozent zurück. Im weiteren Jahresverlauf ist mit Basiseffekten infolge der
Entlastungsmaßnahmen vor einem Jahr zur Dämpfung der Preiserhöhungen zu rechnen, die temporär den
Preisauftrieb wieder verstärken dürften. Am Arbeitsmarkt hat die konjunkturelle Abschwächung im
zurückliegenden Winterhalbjahr zu einer nachlassenden Dynamik geführt. Die registrierte
Arbeitslosigkeit erhöhte sich weiter leicht. Perspektivisch sprechen die rückläufigen Preise auf
den globalen Energiemärkten, die weiter nachlassende Inflationsdynamik, die höheren Lohnabschlüsse
und die erwartete weltwirtschaftliche Belebung für eine moderate konjunkturelle Erholung der
deutschen Wirtschaft im weiteren Jahresverlauf.
VERHALTENER START IN DAS ZWEITE QUARTAL
Die deutsche Wirtschaft befindet sich im Frühsommer weiterhin in schwierigem Fahrwasser. Zwar legte
die reale Wertschöpfung im ersten Quartal um 0,9 Prozent gegenüber dem Vorquartal zu; nach der
detaillierten Meldung des Statistischen Bundesamtes vom 25.05. lag das Bruttoinlandsprodukt im
ersten Quartal preis-, saison- und kalenderbereinigt aber um 0,3 Prozent unter dem
Vorquartalsniveau. Mit dem vorherigen Rückgang im vierten Quartal 2022 ist damit die Definition
einer „technischen“ Rezession erfüllt. Ursächlich hierfür waren neben dem erneut rückläufigen
realen privaten Konsum (-1,2 Prozent) und dem Staatskonsum (-4,9 Prozent) auch Sonderentwicklungen
infolge der umfangreichen staatlichen Stabilisierungs- und Unterstützungsmaßnahmen, die rechnerisch
das BIP-Wachstum gedämpft haben. Eine „ökonomische“ Rezession im Sinne eines länger anhaltenden,
tiefen Einbruchs der Wirtschaftsleistung bei unterausgelasteten Kapazitäten, sinkenden
Investitionen, einem Rückgang der Beschäftigung und steigender Arbeitslosigkeit ist allerdings
derzeit nicht zu erkennen. Vielmehr lag die Kapazitätsauslastung im Verarbeitenden Gewerbe im
ersten Quartal nach Angaben des ifo Instituts über dem langjährigen Mittelwert, die Beschäftigung
nahm im Vorquartalsvergleich um +0,3 Prozent zu und die Investitionstätigkeit stieg preis-, saison-
und kalenderbereinigt mit +3,0 Prozent kräftig.
Gleichwohl deuten aktuelle Konjunkturindikatoren noch nicht auf eine spürbare Belebung im zweiten
Quartal hin: Die Auftragseingänge verringerten sich im April nach dem Einbruch im März erneut,
wobei zuletzt auch Großaufträge die monatliche Entwicklung bestimmten. Die Produktion im
Produzierenden Gewerbe legte im April leicht zu, im Baugewerbe sogar recht deutlich. Insgesamt aber
konnte der deutliche Rückgang vom Vormonat nicht ausgeglichen werden. Auch Stimmungsindikatoren
wie der ifo Geschäftsklimaindex deuten zuletzt auf eine weniger positive Lageeinschätzung und
Perspektive in der Wirtschaft hin. Die erwartete konjunkturelle Erholung in Deutschland scheint
sich damit weiter zu verzögern.
Dennoch ist vor dem Hintergrund der rückläufigen Preise auf den globalen Energiemärkten, einer
weiter nachlassenden Inflationsdynamik, höheren Lohnabschlüssen und einer erwarteten
weltwirtschaftlichen Belebung von einer moderaten konjunkturellen Erholung der deutschen Wirtschaft
im weiteren Jahresverlauf auszugehen.
WELTHANDEL TRITT NOCH AUF DER STELLE
Während die weltweite Industrieproduktion im Berichtsmonat März im Vergleich zum Vormonat
stagnierte (-0,1 Prozent), nahm der Welthandel zuletzt wieder etwas zu (+1,5 Prozent). Die globalen
Containerumschläge (RWI/ISL-Containerumschlagindex) signalisieren im Berichtsmonat April
saisonbereinigt eine moderate Belebung des Welthandels, vor allem aufgrund der deutlichen
Ausweitung des Umschlags in den chinesischen Häfen. Auch in Europa deutet sich eine Stabilisierung
an. Der Nordrange-Index ist gegenüber März 2023 auf 96,4 Punkte gestiegen, die Trendkomponente
weist aber immer noch abwärts. Laut den Schiffbewegungsdaten des Kiel-Trade-Indikator dürfte sich
der globale Handel im Mai seitwärts bewegen.
Die OECD erwartet in ihrer aktuellen Prognose vom Juni 2023 eine verhaltene Erholung der
weltwirtschaftlichen Aktivität. Die Weltwirtschaft dürfte demnach in diesem Jahr um 2,7 Prozent und
im kommenden Jahr um 2,9 Prozent wachsen. Während die wirtschaftliche Aktivität im Euroraum (+ 0,9
Prozent) und in den USA–United States of America (+ 1,6 Prozent) nur schleppend zulegen dürfte,
erwartet die OECD deutlichere Impulse für die Weltwirtschaft von den Schwellenländern (insb. China:
+5,4 Prozent, Indien: +6,0 Prozent).
VERHALTENE IMPULSE VOM AUßENHANDEL
Die nominalen Ausfuhren von Waren und Dienstleistungen haben nach dem deutlichen Rückgang im März
(-4,4 Prozent) im April mit +0,7 Prozent gegenüber dem Vormonat wieder etwas zugenommen. Dennoch
lagen sie beim Start in das zweite Quartal um 1,3 Prozent unter dem Durchschnitt des Vorquartals.
Während die Lieferungen in große Schwellenländer (Brasilien, Mexiko, Indien) nach ersten
Schätzungen zuletzt zurückgingen, nahmen die Exporte in die EU–Europäische Union wieder zu. Die
nominalen Einfuhren von Waren und Dienstleistungen waren im April sowohl gegenüber März 2023 (-0,6
Prozent) als auch gegenüber dem Durchschnitt des ersten Quartals (-2,0 Prozent) weiter rückläufig.
Die Wareneinfuhren aus Russland reduzierten sich noch einmal um 8,8 Prozent. Binnen Jahresfrist
liegt der Rückgang nunmehr bei fast 90 Prozent.
Im Zuge der gegenläufigen Entwicklung der Aus- und Einfuhren nahm der monatliche
Handelsbilanzüberschuss zuletzt wieder von 12,1 Mrd. € im März auf 14,2 Mrd. € im April zu.
Die Entwicklung der Außenhandelspreise folgt weiterhin den rückläufigen Energie- und
Rohstoffpreisen sowie der Entspannung bei den Lieferketten- und Materialengpässen. Die Terms of
Trade verbesserten sich im April erneut um 1,3 Prozent gegenüber dem Vormonat, da sich die
Einfuhren stärker verbilligten (-1,7 Prozent) als die Ausfuhren (-0,4 Prozent). In realer
Betrachtung dürfte der Anstieg der Exporte im April also etwas stärker ausgefallen sein, die
Importe dürften real ebenfalls leicht gestiegen sein.
Die Frühindikatoren geben aktuell verhalten positive Signale für den Außenhandel. Der
Stimmungsindikator von S&P Global liegt seit Februar über der Wachstumsschwelle von 50 Punkten und
hat im Mai einen Wert von 54,4 erreicht. Impulse kamen dabei allerdings nur aus dem
Dienstleistungsbereich. Die Stimmung in der Industrie hat sich zuletzt nicht verbessert, der Index
verharrt seit März bei 49,6 Punkten. Stützend dürfte auch die Entspannung bei den Lieferketten
wirken. Im April berichteten nur noch 35,3 Prozent der vom ifo Institut befragten
Industrieunternehmen von Materialengpässen, nach 39,2 Prozent im März.
Dagegen gingen die Auftragseingänge aus dem Ausland im Vormonatsvergleich nach dem Einbruch im März
(-13,1 Prozent) im April noch einmal um 1,8 Prozent zurück. Sowohl die Bestellungen aus dem
Euroraum (-2,7 Prozent) als auch aus dem Nicht-Euroraum (-1,1 Prozent) verringerten sich. Auch im
weniger schwankungsanfälligen Dreimonatsvergleich lagen die Auftragseingänge aus dem Ausland im
Minus (-2,3 Prozent).
Die ifo Exporterwartungen haben sich im Mai mit einem Saldo von +1,8 Punkten wieder etwas
eingetrübt, nachdem sie zuvor zwei Monate in Folge gestiegen waren. Sofern die Exporterwartungen im
Juni nicht weiter zurückgehen, weist der Trend aber immer noch auf einen verhaltenen Anstieg der
Ausfuhren im zweiten Quartal hin. Die Schiffbewegungsdaten des Kiel-Trade-Indikator deuten für die
(realen) deutschen Exporte eine moderate Zunahme im Mai gegenüber dem Vormonat an.
PRODUKTION STABILISERT SICH NACH DÄMPFER
Die Produktion im Produzierenden Gewerbe ist nach Angaben des Statistischen Bundesamtes im April
gegenüber dem Vormonat um 0,3 Prozent gestiegen, nachdem sie im März deutlich gefallen war
(aufwärtsrevidiert von -3,4 Prozent auf -2,1 Prozent). Der Ausstoß in der Industrie blieb im April
nahezu unverändert (+0,1 Prozent), im Baugewerbe kam es zu einem Plus von 2,0 Prozent. Der Bereich
Energie meldete einen Rückgang um 1,5 Prozent.
In den Wirtschaftszweigen der Industrie verlief die Entwicklung differenziert: Die Hersteller von
pharmazeutischen Erzeugnissen steigerten ihre Produktion kräftig um 6,4 Prozent. Die gewichtigen
Bereiche Kfz und Kfz-Teile sowie Maschinenbau verzeichneten hingegen Abnahmen um 0,8 Prozent bzw.
0,5 Prozent. Auch die meisten der besonders energieintensiven Wirtschaftszweige haben ihren Ausstoß
im Vormonatsvergleich zurückgefahren: Herstellung chemischer Erzeugnisse -1,4 Prozent, Kokerei und
Mineralölverarbeitung -3,2 Prozent, Glas, Glaswaren und Keramik -2,4 Prozent sowie Papier und Pappe
-0,5 Prozent. Die Bereiche Metallerzeugung und -bearbeitung sowie Metallerzeugnisse konnten indes
im Vergleich zum Vormonat zulegen (+1,2 Prozent bzw. +0,2 Prozent).
Die Auftragseingänge im Verarbeitenden Gewerbe sanken im April gegenüber dem Vormonat nur leicht um
0,4 Prozent und entwickelten sich damit nach dem starken Einbruch im März (-10,9 Prozent) auch zu
Beginn des zweiten Quartals schwach. Allerdings ist der Vormonatsvergleich aktuell stark durch
Schwankungen bei Großaufträgen geprägt, ohne diese ergibt sich im April ein Plus von 1,4 Prozent.
Die exportorientierte deutsche Wirtschaft leidet dabei besonders unter der schwachen Weltwirtschaft
und dem Rückgang der Bestellungen aus dem Euroraum (-2,7 Prozent). Die Nachfrage im Inland hält
sich dagegen vergleichsweise stabil (+1,6 Prozent).
Die konjunkturelle Grunddynamik in der Industrie hat sich spürbar abgeschwächt: Die vorlaufenden
Indikatoren zeigen im April zwar teilweise eine gewisse Stabilisierung, nachdem es im März zu
deutlichen Rückgängen gekommen war. Die zu beobachtenden hohen Schwankungen, die
Revisionsanfälligkeit sowie die zum Teil widersprüchlichen Signale der Indikatoren sind an
konjunkturellen Wendepunkten nicht ungewöhnlich. Insgesamt ist von einer zunächst noch verhaltenen
konjunkturellen Erholung in der Industrie auszugehen.
EINZELHANDELSUMSATZ LEGT WIEDER LEICHT ZU
Die Umsätze im Einzelhandel ohne Kfz sind im April gegenüber dem Vormonat um 0,5 Prozent gestiegen,
nachdem es im März zu einem Rückgang um 1,0 Prozent gekommen war. Im Vergleich zum April 2022
meldete der Einzelhandel ein reales Umsatzminus von 4,5 Prozent, was zu einem beträchtlichen Teil
die hohen Preissteigerungen widerspiegelt. Der Handel mit Lebensmitteln verzeichnete im April im
Vergleich zum Vormonat eine Zunahme des Umsatzes um 0,5 Prozent, gegenüber dem Vorjahresmonat
jedoch eine Abnahme um 4,4 Prozent. Damit ist der Umsatz im Einzelhandel mit Lebensmitteln seit 22
Monaten in Folge im Vorjahresvergleich rückläufig. Die Preise für Nahrungsmittel haben sich zwar im
April gegenüber dem Vormonat um 0,8 Prozent verringert (Mai: -0,3 Prozent), aber im
Vorjahresvergleich ergab sich mit +17,2 Prozent (Mai: +14,9 Prozent) immer noch ein sehr hoher
Zuwachs. Nach wie vor sind die Nahrungsmittel der stärkste Treiber der Verbraucherpreise. Der
Internet- und Versandhandel verbuchte im April eine Zunahme um 5,6 Prozent (gegenüber
Vorjahresmonat -7,2 Prozent).
Die Neuzulassungen von Pkw durch private Halter haben sich im Mai um 3,1 Prozent erholt, nachdem
sie allerdings im März und im April um 8,2 Prozent gefallen waren. Die Entwicklung dürfte nach wie
vor Folge der verringerten staatliche Förderung von E-Fahrzeugen sein.
Die Frühindikatoren für die Stimmung unter den Verbrauchern senden keine einheitlichen Signale:
Zwar ist das GfK Konsumklima im Mai zum achten Mal in Folge gestiegen und für Juni wird eine
erneute Verbesserung erwartet. Die Zuwächse fallen jedoch nur noch gering aus und das Niveau liegt
nach wie vor sehr niedrig. Die Erholung des GfK-Konsumklimas wurde durch die Energiepreiskrise
unterbrochen und das Niveau von vor der Corona-Krise noch nicht wieder erreicht. Bei den ifo
Geschäftserwartungen im Einzelhandel kam es im Mai zu einem Zurücksetzer. Aufgrund der weiterhin
hohen Inflation ist das Konsumklima immer noch stark belastet, auch wenn die erwarteten Lohn- und
Gehaltssteigerungen die Preissteigerungen zumindest teilweise ausgleichen dürften.
ANSTIEG DER VERBRAUCHERPREISE WEITER RÜCKLÄUFIG
Die Inflationsrate (Preisniveauanstieg binnen Jahresfrist) hat sich im Mai merklich auf 6,1 Prozent
verringert (April: +7,2 Prozent, März: +7,4 Prozent). Nahrungsmittel verteuerten sich gegenüber dem
Vorjahresmonat erneut überproportional (Mai: + 14,9 Prozent), allerdings ließ der Preisauftrieb
hier weiter nach (April: + 17,2 Prozent, März: +22,3 Prozent). Die Energiepreise legten im Mai
gegenüber dem Vorjahresmonat nur noch um 2,6 Prozent zu, deutlich geringer als der Gesamtindex.
Einerseits sind die Energiepreise auf den Weltmärkten deutlich rückläufig und die hohen
Energiepreissteigerungen im Zuge des russischen Angriffs auf die Ukraine fallen seit März aus dem
Vorjahresvergleich heraus (Basiseffekt). Andererseits haben die Maßnahmen aus dem dritten
Entlastungspaket preisdämpfend gewirkt. Auch die Kernrate (ohne Energie und Nahrung) schwächte sich
etwas ab (Mai: +5,4 Prozent gg. Vorjahresmonat, April: +5,8 Prozent).
Der Preisdruck von Seiten der Energieträger hat weiter abgenommen. An den Spotmärkten sind die
Preise für Erdgas erneut kräftig gefallen. Aktuell liegt der TTF Base Load mit rd. 30 €/MWh wieder
auf Vorkrisenniveau. Nach den Höchstständen von über 300 €/MWh im August haben dazu dank der
anhaltenden Einsparungen und der überwiegend milden Witterung die recht hohen Füllstände
beigetragen. Die Markterwartungen deuten allerdings darauf hin, dass die Erdgaspreise in den
kommenden Quartalen wieder auf etwa 50 €/MWh steigen könnten.
Im weiteren Jahresverlauf ist – auch mit Blick auf die Preiserwartungen der Unternehmen – von einer
weiter hohen, aber langsam abflauenden Preisdynamik auszugehen, da der Preisdruck vergangener
Kostensteigerungen und Lieferkettenstörungen weitgehend überwälzt wurde, die Energiepreise auf den
Weltmärkten aktuell auf Vorkrisenniveau gefallen sind und die geldpolitische Straffung
preisdämpfend auf die Nachfrageseite wirkt. Von Juni bis August dürfe allerdings ein temporärer
Basiseffekt infolge der vorübergehenden Absenkung der Kraftstoffsteuer und der vorübergehenden
Einführung des Neun-Euro-Tickets im Vorjahresvergleich preissteigernd wirken. Ebenso ist im Juli
mit einem Basiseffekt aufgrund der Abschaffung der EEG-Umlage vor Jahresfrist und einem weiteren
temporären Basiseffekt ab Oktober durch die Absenkung des Umsatzsteuersatzes auf Gas und Fernwärme
ein Jahr zuvor bis März 2024 zu rechnen.
NACHLASSENDE DYNAMIK AM ARBEITSMARKT AUFGRUND KONJUNKTURELLER ABSCHWÄCHUNG IM WINTERHALBJAHR
Die konjunkturelle Abschwächung im Winterhalbjahr 2022/23 zeigt sich auch in einer nachlassenden
Dynamik am Arbeitsmarkt: Die registrierte Arbeitslosigkeit erhöhte sich im Mai in saisonbereinigter
Rechnung leicht um 9.000 Personen. Fluchtmigration wirkte sich dabei kaum aus: Ohne
Berücksichtigung ukrainischer Geflüchteter lag die Zahl in etwa genauso hoch (+8.000 Personen).
Sowohl Erwerbstätigkeit (April +18.000 Personen) als auch sozialversicherungspflichtige
Beschäftigung (März +13.000 Personen) stiegen erneut an, auch wenn sich die Zuwächse abschwächten.
Die Inanspruchnahme der Kurzarbeit war bis zum aktuellen Rand unauffällig, die Rückgänge der
letzten Monate könnten nun aber zum Stillstand gekommen sein. Die Frühindikatoren von IAB und ifo
haben sich im Mai eingetrübt. Die Abschwächung bei den Auftragseingängen und inflationsbedingte
Kaufkraftverluste führen zu Zurückhaltung bei Verbrauchern und Unternehmen. Der Handel geht von
Stellenrückgängen aus, die Dienstleistungsbereiche planen aber weitere Einstellungen. Die
gemeldeten Stellen gingen zurück, liegen aber weiter auf hohem Niveau. Die erwartete konjunkturelle
Erholung im weiteren Jahresverlauf dürfte dann auch wieder auf dem Arbeitsmarkt zu einer Belebung
führen.
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1 In diesem Bericht werden Daten genutzt, die bis zum 13. Juni 2023 vorlagen. Soweit nicht anders
vermerkt, handelt es sich um Veränderungsraten gegenüber der jeweiligen Vorperiode auf Basis
preis-, kalender- und saisonbereinigter Daten.
https://www.bmwk.de/Redaktion/DE/Pressemitteilungen/Wirtschaftliche-Lage/2023/20230515-die-wirtschaftliche-lage-in-deutschland-im-juni-2023.html
Quelle: abo-bmwi.de