München:

Verlagsprämie des Freistaats Bayern 2020: neue Auszeichnung für zehn ausgewählte Verlage

5.000 Euro pro Verlag – Verlage aus Mittelfranken, Niederbayern, Oberbayern und Schwaben – Kunstminister Bernd Sibler: „Mit ihrem Glauben an Projekte fernab des Mainstreams leisten die unabhängigen Verlage einen wertvollen Beitrag zur Bibliodiversität und zum kulturellen Diskurs“

 

MÜNCHEN. „Zehn unabhängige Verlage erhalten die ‚Verlagsprämie des Freistaats Bayern 2020‘. Damit würdigen wir das große Engagement der Independent-Verlage und tragen zu ihrer Sichtbarkeit bei“, gab Kunstminister Bernd Sibler heute in München bekannt. Die Ehrung wird – wie die Hotlist „Bayerns Beste Independent Bücher“ – in diesem Jahr erstmals vergeben und ist mit insgesamt 50.000 Euro dotiert. Staatsminister Sibler betonte: „Mit ihrem Glauben an Projekte fernab des Mainstreams leisten die unabhängigen Verlage einen wertvollen Beitrag zur Bibliodiversität und zum kulturellen Diskurs weit über die Grenzen Bayerns hinaus. Mit den Verlagsprämien ermöglicht der Freistaat zehn herausragende Bücher – im Jahr der Pandemie ein wichtiges Signal für die Unterstützung der Indies in der Verlagsszene.“

Die „Verlagsprämien des Freistaats Bayern 2020“ werden für Publikationsvorhaben auf der Basis eines überzeugenden Verlagsprofils vergeben. Im Jahr 2020 werden zehn Verlagsprämien zu jeweils 5.000 Euro verliehen. Bewerben konnten sich unabhängige Verlage in Bayern mit belletristischem Schwerpunkt und einem Umsatz bis zu einer Million Euro. Die Auszeichnung entstand in intensivem Dialog mit Verlegerinnen und Verlegern unabhängiger Verlage über eine breit aufgestellte Auszeichnung von erschienenen und geplanten Publikationen von unabhängigen Verlagen in Bayern.

Die Jury zeigte sich beeindruckt von der großen Bandbreite der Einreichungen: „Das breite Spektrum der eingereichten Publikationsvorhaben zeichnet sich durch Originalität wie Diversität aus.“ Die beiden Auszeichnungen „Verlagsprämie des Freistaats Bayern 2020“ und „Bayerns Beste Independent Bücher“ wurden von der derselben Jury bewertet. Sie besteht aus folgenden sieben Mitgliedern und repräsentiert verschiedene Perspektiven auf die Bedeutung der unabhängigen Verlage:

Manfred Metzner, Verlag Das Wunderhorn, Heidelberg; als unabhängiger Verleger mehrfach ausgezeichnet, Mitinitiator der Kurt-Wolff-StiftungGaby Kellner, Inhaberin Barbaras Bücherstube, Moosburg; die Buchhändlerin wurde mit dem Preis „Bayerns Buchhandlung des Jahres 2019“ ausgezeichnetDr. Christiane Raabe, Direktorin der Internationalen Jugendbibliothek in MünchenPatricia Preuß, Programmleiterin des Literaturarchivs Sulzbach-Rosenberg/Literaturhaus Oberpfalz und Initiatorin der Regionalbuchmesse OberpfalzKatharina Erlenwein, freie Journalistin und Literaturkritikerin, aktiv im Literaturhaus Nürnberg e.V. als Moderatorin und ProgrammplanerinCarola Kupfer, Präsidentin des Bayerischen Landesverbands der Kultur- und Kreativwirtschaft (BLVKK), Autorin, LiteraturveranstalterinSabine Blassmann, Projektmanagerin Technologie, Kultur- und Kreativwirtschaft bei bayernkreativ, Bayerische Gesellschaft für Innovation und Wissenstransfer mbH, Nürnberg

Ausgezeichnet werden im Jahr 2020 folgende Verlage für folgende Publikationsvorhaben:

Dölling und Galitz Verlag aus München für das Publikationsvorhaben Schmetterlinge (Sachbuch)

Der Dölling und Galitz Verlag überzeugt durch ein kontinuierlich hochwertiges Verlagsprogramm mit einem schlüssigen Gesamtkonzept und guten Ideen. Die Jury ist vom überdurchschnittlichen gestalterischen und inhaltlichen Niveau der Publikationen gleichermaßen überzeugt.

Mit dem Projekt „Schmetterlinge“ greift der Verlag erneut ein Naturthema auf. Spannende Nahaufnahmen laden in Kombination mit literarisch ansprechenden Texten zum Staunen und Entdecken ein und zeigen dabei, dass Sachbücher viel mehr sein können als Bilder mit dazugehörigen Texterläuterungen. So macht Wissensvermittlung Spaß!

Eisele Verlag aus München für das Publikationsvorhaben Der silberne Elefant (Belletristik)

Julia Eisele hat innerhalb von wenigen Jahren ein erlesenes Programm auf die Beine gestellt. Sie publiziert sehr professionell und mit großer Leidenschaft einige wenige, ausgewählte Neuerscheinungen pro Jahr. Sie legt großen Wert auf eine hochwertige Gestaltung. Die hervorragende Pressearbeit kommt allen Beteiligten, Buchhandel und Verlag, zugute.

Das Publikationsvorhaben „Der silberne Elefant“ behandelt anhand der Geschichte von drei ganz unterschiedlichen Frauen die traumatischen Erlebnisse des Bürgerkrieges in Ruanda – ein wichtiger Beitrag zur Auseinandersetzung der Rolle der Frau in der Gesellschaft und zur Rassismus-Thematik.

homunculus verlag aus Erlangen für das Publikationsvorhaben Angeln nach dem kleinen Hecht (Belletristik)

Ein unkonventioneller Auftritt, eine avantgardistische Vorschau, ein kleiner Verlag mit großen Ideen, Mut zu Übersetzungsprojekten und einem jungen Verlagsteam – das sind gute Perspektiven für Bayerns Independent-Verlagswelt! Die Jury honoriert mit Begeisterung das gelungene Konzept des homunculus verlags und seine Publikationen, die jenseits von Mainstream originell gemacht sind und neue Medien mitdenken.

Die Erstübersetzung des zeitgenössischen finnischen Autors Juhani Karila „Angeln nach dem kleinen Hecht“ durch Maximilian Murmann ins Deutsche setzt den erfrischend anderen Weg des Verlags konsequent fort.

Krachkultur Verlag aus München für das Publikationsvorhaben Eiferabend – alles macht Arbeit (Belletristik/Lyrik)

Krachkultur ist eine Literaturzeitschrift in Buchform. Sie lebt seit 1993 von Sorgfalt, Mut und Qualität. Der Krachkultur Verlag bringt in seinen eleganten Themenheften herausragende Literatur verschiedenster Herkunft und Gattungen ins Gespräch – die Bald-Berühmten und die Schon-Berühmten.

Die prämierte Ausgabe „Eiferabend – alles macht Arbeit“ wird sich den gesellschaftspolitischen Umbrüchen in der Arbeitswelt widmen, die durch Corona neue Brisanz erhalten haben. Beruf und Tätigkeit werden in ästhetischer Stimmen- und Perspektivenvielfalt literarisch und essayistisch neu erzählt.

lichtung verlag aus Viechtach für das Publikationsvorhaben Flüsse. Ein lichtung-Lesebuch (Belletristik)

Es ist das unbestrittene Verdienst des lichtung verlags, mit der edition lichtung, dem lichtung magazin und zahlreichen Fotobänden sichtbar zu machen, wie vielfältig sich die Kultur- und Literaturlandschaft in Bayerns ländlichen Regionen zwischen Tradition und Moderne gestaltet. Dabei beweisen die Verlegerinnen immer wieder ihr Gespür sowohl für gesellschaftspolitische Themen als auch für literarische Neuentdeckungen.

Der Verlag plant für 2021 ein Flüsse-Lesebuch mit literarischen Beiträgen von 25 Autorinnen und Autoren aus Oberbayern, Niederbayern und der Oberpfalz. In der bewährten Tradition der lichtung-Lesebücher laden die Gedichte und Prosatexte dazu ein, Flusslandschaften in Bayern zu entdecken und mit neuen Augen zu sehen.

MaroVerlag aus Augsburg für das Publikationsvorhaben Schwarze Tage, dunkle Nächte (Lyrik)

Das Programm des MaroVerlages, stark geprägt auch von seinen Gestaltern, zeichnet sich durch die Verbindung von politischer Haltung, unbeirrbarem verlegerischem Mut und literarischer wie gestalterischer Qualität aus.

Der geplante Gedichtband „Schwarze Tage, dunkle Nächte“ präsentiert eine hierzulande nahezu unbekannte, eigenwillige, weibliche Stimme der afro-amerikanischen Lyrik: Wanda Coleman (1946 bis 2013), die die amerikanische Poetry-Szene seit Ende der 1970er Jahre mit zahlreichen Lyrikbänden und als eindrucksvolle Performerin prägt. Ihre Themen spiegeln ihre Biographie: Armut, Gewalt, Rassismus und Geschlechterungerechtigkeit. Der Lyrikband wird von Esther Ghionda-Breger übersetzt.

Mixtvision Verlag aus München für das Publikationsvorhaben A Juggler’s Tale (Kinder- und Jugendliteratur)

Der Mixtvision Verlag hat sowohl herausragende Bilderbücher und Jugendromane, aber auch Lyrik für Kinder und Jugendliche im Programm. Er agiert dabei auch medienübergreifend, d.h. im Digitalbereich, mit interaktiven Apps und Games, um Kinder und Jugendliche auf verschiedenen Wegen zu begeistern und zum Zuhören und Lesen zu bringen.

Auch das geplante Bilderbuch „A Juggler’s Tale“ hat ihren Ursprung in einem Computerspiel und wird als Buch umgesetzt – eine vielversprechende Transformation von digitalen Inhalten aus einem Spiel in ein kunstvolles Bilderbuch – beispielhaft für die einzigartige Ausrichtung des Verlags, medienübergreifend zu arbeiten.

Original Hersbrucker Bücherwerkstätte für das Publikationsvorhaben Wortfluss (Lyrik/Bibliophiles)

Die Original Hersbrucker Bücherwerkstätte schafft als Künstlergruppe, bestehend aus Illustratoren, Setzern, Druckern und Grafikern, immer wieder eine eigene, markante Bildsprache zu ausgewählten Texten, die als literarisch-bildnerische Kunstwerke bibliophilen Charakter haben.

Die unermüdliche Pflege der handwerklichen Drucktechniken ist der Jury ebenso eine Auszeichnung wert wie das geplante editorische Vorhaben: die Illustration von Albert Ostermaiers Gedicht „wortfluss“ von Waldemar Fuhrmann in manuellem Sieb- und Buchdruck.

starfruit publications aus Fürth für das Publikationsvorhaben Wohin? – Selbstzeugnisse in 4 (Belletristik)

Eine wilde, inhaltlich und auch buchgestalterisch aufregende Mischung aus Literatur, Musik, Kunst und Sport zeichnet den 2009 gegründeten Verlag starfruit publications in Fürth aus.

Das Projekt „Wohin? Selbstzeugnisse in 4“, eine Gesprächssammlung mit Herbert Achternbusch, wirft mit vielen bislang unbekannten Dokumenten und Bildern einen neuen Blick auf den bayerischen Filmemacher, Schriftsteller und Theaterautor.

Volk Verlag aus München für das Publikationsvorhaben Fuchsrot und Feldgrau (Belletristik)

Der Volk Verlag hat sich längst mit der ambitionierten Arbeit an einem bayerisch geprägten Programm einen Namen gemacht. Bildbände und Sachbücher zu Architektur und Kultur im Freistaat werden hier genauso feinfühlig verlegt wie Lyrik und Romane mit Bezug zu historischen Themen, die Michael Volk immer wieder mit Spürsinn für das Außergewöhnliche findet.

Der Roman „Fuchsrot und Feldgrau“ lässt ein kaum bekanntes Ereignis in den Wirren des Zweiten Weltkriegs anhand von Tagebuchaufzeichnungen eines Soldaten literarisch aufleben. Der Oberleutnant Franz Lawaczeck aus Pöcking organisierte 1944 die Evakuierung eines Lazaretts mit verwundeten deutschen Soldaten aus Rumänien per Eisenbahn. Auf die literarische Umsetzung dieses biografisch inspirierten, auf Fakten basierenden Romans darf man gespannt sein.

Quelle:stmwk.bayern.de

Von redaktion