München:

Kunstförderpreis 2020 in der Sparte „Musik und Tanz“ für herausragende Nachwuchstalente

Kunstminister Bernd Sibler gibt vier Preisträgerinnen und Preisträger bekannt – „Großes Können besonders begabter Künstlerinnen und Künstler noch sichtbarer machen“

 

Der Kunstförderpreis 2020 in der Sparte „Musik und Tanz“ geht in diesem Jahr an die in München wirkende Dirigentin Johanna Soller, die Tänzerin Sofie Vervaecke des Staatstheaters Nürnberg, den eng mit Bayern verbundenen Musiker Aris Alexander Blettenberg und das Münchner „Paranormal String Quartet“. Das gab Kunstminister Bernd Sibler heute in München bekannt. „Junge Talente gestalten die Zukunft unseres reichen kulturellen Lebens. Mit dem Kunstförderpreis wollen wir ihre Arbeit würdigen und sie in ihrer künstlerischen Entwicklung unterstützen. Angesichts der Corona-Pandemie hat dieser Preis für mich eine weitere Bedeutung: Er soll das große Können besonders begabter Nachwuchskünstlerinnen und -künstler noch sichtbarer machen und sie darin bestärken, ihren eingeschlagenen Weg auch unter den aktuell erschwerten Bedingungen konsequent weiterzugehen. Gerade in Zeiten wie diesen können uns Kunst und Kultur ein wertvoller Anker und Mutmacher sein.“

Informationen zu den einzelnen Preisträgerinnen und Preisträgern der Sparte „Musik und Tanz“ für den „Bayerischen Kunstförderpreis 2020“:

Johanna Soller

Die Dirigentin und Organistin Johanna Soller hat an der Hochschule für Musik und Theater München neben ihrem Studium in Chordirigieren auch die Fächer Cembalo, Orgel und Kirchenmusik mit Auszeichnung abgeschlossen. Aktuell ist sie Stipendiatin des Dirigentenforums des Deutschen Musikrats. Seit 2016 ist die u. a. im Internationalen Musikwettbewerb Prager Frühling ausgezeichnete Organistin an die Münchner Stadtpfarrkirche St. Peter berufen. Sie rief 2019/2020 die Konzertreihe „Kantaten in St. Stephan“ ins Leben. Bereits im Jahr 2013 begründete sie das Vocalconsort München, mit dem ihr seither laut Jury weithin beachtete Konzerte gelingen, wie etwa ihre eindrucksvolle Aufführung der „Matthäuspassion“ 2019, die sich trotz der Orientierung an der „Historischen Aufführungspraxis“ nicht hinter der Neutralität einer Partitur verstecke und einen sehr subjektiven, emotionalen Standpunkt riskiere. Seit 2019 hat Johanna Soller die musikalische Leitung der Münchner Kammeroper inne. Die Jury würdigt insbesondere ihre „stilistische Bandbreite und ihre ganz eigene Kombination aus Emotionalität, gebündelter Energie und intelligentem Aushorchen der Partitur.“

Sofie Vervaecke

Die Tänzerin Sofie Vervaecke kam in der Spielzeit 2015/2016 als Gasttänzerin an das Staatstheater Nürnberg, seit der Spielzeit 2017/2018 ist sie Mitglied des Balletts des Staatstheaters Nürnberg. Aufbauend auf ihrer klassischen Tanzausbildung, die sie an der Königlichen Ballettschule Antwerpen und an der Académie Princesse Grace in Monte Carlo absolvierte, hat die gebürtige Belgierin laut Jury „ein großes Talent für den zeitgenössischen Tanz entwickelt und verfügt heute über ein breites Spektrum verschiedenster Tanzstile.“ Die Jury hebt hervor: „Sofie Vervaecke ist stets fokussiert und verbindet eine makellose Technik mit einer großen musikalischen Begabung und schauspielerischer Versatilität. Ihren immer eleganten fließenden Tanzgestus vermag sie dank erstaunlicher Athletik und Stamina auch für physische Extremherausforderungen zu öffnen.“ Besonders überzeugend habe sie das in der Rolle der „Auserwählten“ in Goyo Monteros „SACRE“, zur Musik von Igor Strawinksy, unter Beweis gestellt. Als zentrale Figur dieser Bühnenerzählung sei sie während der gesamten Spieldauer präsent, wobei sie die Choreographie bewusst an die Grenzen physischer und mentaler Erschöpfung führe.

Aris Alexander Blettenberg

Der Musiker Aris Alexander Blettenberg absolvierte ein Studium in Klavier und Dirigieren an der Hochschule für Musik und Theater München sowie am Mozarteum Salzburg. Derzeit studiert er an der Hochschule für Musik, Theater und Medien in Hannover in der Soloklasse von Prof. Lars Vogt Klavier. Für die Jury ist der gebürtige Mühlheimer mit griechischen Wurzeln ein „außergewöhnlich vielseitig begabter Vollblutmusiker, der exzellent Klavier spielt, dirigiert, komponiert und improvisieren kann.“ Sogenannte Kanonliteratur wie etwa Beethovens Klaviersonaten oder virtuose Kammermusik des 19. Jahrhunderts meistere er nicht nur spieltechnisch und musikalisch ebenso wie die einfühlsame Begleitung eines melodramatischen Sprecherparts, sondern er verinnerliche die unterschiedlichen Ausdruckssphären und gestalte sie äußerst differenziert und eindrücklich. Bei seinen Auftritten in ganz Bayern kann man sich hiervon persönlich überzeugen. „Dabei agiert er mit seinem farbigen, präsenten und klugen Klavierspiel immer im Dienst der Sache, des Solisten oder des mit ihm musizierenden Ensembles“, urteilt die Jury.

Paranormal String Quartet

Das Münchner Streichquartett „Paranormal String Quartet“ hat sich vor vier Jahren in München um den Geiger und Komponisten Gustavo Strauß formiert und setzt sich zusammen aus Felix Key Weber an der ersten Violine, Katie Barritt an der Viola und Jakob Roters am Violoncello. Laut Jury überzeugt es „durch einen ausgeklügelten Bandsound, überraschende Arrangements, jazzige Grooves, innovative Spieltechniken und impressionistische Klanglandschaften.“ Ihr Programm PARADOX besteht aus eigens für das Ensemble geschriebenen Werken, die sowohl zeitgenössische als auch klassische Streichquartett-Elemente vereinen, aber auch bewusst Raum für Experimentierfreude und Improvisation schaffen. „Mit bedingungsloser Hingabe, Fleiß und gegenseitigem Vertrauen streben sie gemeinsam nach höchster Qualität und künstlerischer Verwirklichung, genreunabhängig und immer auf der Suche nach der eigenen Vision der Kammermusik“, so die Jury. In ihrem aktuell entstehenden Werk-Zyklus „Spaces“ entwickeln sie ein Konzertprogramm, das zukünftig nicht nur im physischen, sondern auch im digitalen Raum realisiert werden soll. Für die Jury zeigt das Quartett damit, wie sehr es am Puls der Zeit agiere, denn die Pandemie-Zeiten erfordern nicht nur ein Umdenken im Konzertalltag, sondern auch im Zusammenspiel, der Inspiration und der kammermusikalischen Interaktion und Vision.

Bis zu 16 Bayerische Kunstförderpreise in vier Sparten

Jedes Jahr verleiht der Freistaat bis zu 16 Kunstförderpreise in den vier Sparten „Musik und Tanz“, „Bildende Kunst“, „Darstellende Kunst“ sowie „Literatur“. Die ausgezeichneten Künstlerinnen und Künstler, Duos oder auch Ensembles werden von einem 12-köpfigen Fachgremium vorgeschlagen. Die Preisträgerinnen und Preisträger verfügen als Nachwuchskünstlerinnen und Nachwuchskünstler über eine abgeschlossene Ausbildung und zeichnen sich durch eine außergewöhnliche Begabung aus, die sie bereits unter Beweis stellen konnten. Die Preise für Einzelkünstler sind mit je 6.000 Euro dotiert, für Ensembles mit 10.000 Euro.

Von redaktion