Berlin:

Klöckner: Landwirte weltweit müssen Gewinner des Handels sein
Berliner Agrarministerkonferenz will den regelbasierten Freihandel stärken – Internationaler Digitalrat wird eingerichtet

In Berlin hat die Bundesministerin für Ernährung und Landwirtschaft, Julia Klöckner, heute 71 Amtskollegen aus aller Welt und Vertreter von zwölf internationalen Organisationen begrüßt – zur Agrarministerkonferenz im Rahmen des Global Forum for Food an Agriculture des Ministeriums. „Nahrung für alle! Handel für eine sichere, vielfältige und nachhaltige Ernährung“, so lautete das Leitthema. Verabschiedet wurde ein gemeinsames Kommuniqué, das an Aidarbek Saparov, Vize-Minister von Kasachstan, als Gastgeber der nächsten WTO-Ministerkonferenz, Alan Wolff, stellvertretender Generalsekretär der WTO, und Dr. Qu Dongyu, FAO-Generaldirektor, überreicht wurde.

„Internationaler Handel bekämpft Hunger, schont Ressourcen, kann maßgeblich zu Stabilität und Frieden beitragen! Ohne Handel wird es keine Sicherung der Welternährung geben, weil sich einige Staaten nicht selbst versorgen können. Damit das gelingt, müssen wir den Handel ausbauen, uns gemeinsam dafür einsetzen, dass die besonderen Anliegen der Landwirtschaft berücksichtigt werden. Landwirte müssen Gewinner des Handels sein, auch die Kleinbauern. Dazu gehört Fairness und Transparenz. Wir müssen dafür sorgen, dass alle profitieren, nicht nur einige wenige, damit alle Zugang zu Lebensmitteln erhalten. Globaler Handel braucht globale Regeln, verlässliche, wertebasierte Standards. Deshalb ist es wichtig, dass wir uns beim GFFA darüber austauschen. Nirgendwo sonst kommen so viele Agrarminister aus so vielen Staaten der Welt zusammen, es ist eine einmalige Plattform“, bekräftigte Bundesministerin Julia Klöckner.

Anforderungen etwa an Umweltschutz oder Lebensmittelsicherheit dürften nicht unterlaufen werden, so die Ministerin weiter. Um gemeinsame Standards zu garantieren und weiter am Abbau marktverzerrender Agrarsubventionen zu arbeiten, sei eine Stärkung der Welthandelsorganisation WTO unverzichtbar. „Unsere heutigen Beschlüsse sind ein starkes Zeichen für regelbasierten Freihandel!“

In ihrem Abschlusskommuniqué verständigten sich die Agrarministerkonferenz unter anderem auf folgende Ziele:

* Globale Regeln für den globalen Markt, Stärkung der WTO, bilaterale Freihandelsabkommen als Beitrag zur Öffnung der Märkte, Abbau marktverzerrender Stützungsmaßnahmen.
* Lokale, regionale und globale Wertschöpfungsketten sollen vorangetrieben, der Agrarhandel gefördert werden. Wohlstandsgewinne sollen dabei gleichermaßen allen Ländern und allen sozialen Schichten zugutekommen.
* Förderung technischer und organisatorischer Innovationen, zum Beispiel im Bereich der Digitalisierung, um die Effizienz zu erhöhen und die Agrar- und Ernährungswirtschaft auch für eine neue Generation von Landwirtinnen und Landwirte attraktiv zu machen.
* Kleinbäuerinnen und Kleinbauern sollen durch Kleinkredite unterstützt, unter anderem durch die Förderung von Genossenschaften stärker in die Märkte eingebunden werden.
* Frauen müssen mehr Rechte und leichteren Zugang zu den Märkten erhalten, um die Armut vieler Familien effektiv zu bekämpfen.
* Kein Verzicht auf Umweltmaßnahmen, Einhaltung der internationalen Klimaabkommen.
* Einführung globaler Standards für nachhaltige Landwirtschaft.

Internationaler Digitalrat wird eingerichtet
Ein wichtiger Schritt nach vorne konnte bei der Agrarministerkonferenz auch im Bereich der Digitalisierung erreicht werden. Dieses Thema hatten die Minister im vergangenen Jahr diskutiert und die Welternährungsorganisation FAO, um die Erarbeitung eines Konzepts zur Einrichtung eines Internationalen Digitalrats gebeten. Dieses wurde heute diskutiert und unterstützt. Die FAO erhält damit den Auftrag zur Umsetzung. Der Digitalrat soll die Staaten in Fragen der Digitalisierung beraten und den Austausch von Ideen und Erfahrungen vorantreiben. „Der Beschluss zur Einsetzung eines Internationales Digitalrats ist ein Meilenstein. Weltweit bietet die Digitalisierung die Möglichkeit, Ertragssicherung und Ressourcenschutz zusammenzubringen, die ländlichen Räume zu stärken und damit auch Fluchtursachen zu bekämpfen. Mit dem Rat wollen wir die so genannte digitale Kluft zu verringern und den Zugang zu digitalen Technologien verbessern – auch für kleine Bauernfamilien auf der ganzen Welt.“

Hintergrund:
In den vergangenen 50 Jahren hat sich die Weltbevölkerung verdoppelt. Im gleichen Zeitraum konnte die globale landwirtschaftliche Produktion dank technologischer und organisatorischer Innovationen sowie förderlicher politischer Konzepte und Maßnahmen im Bereich Landwirtschaft und Ernährung verdreifacht werden. Gleichwohl leiden auf der Welt immer noch über 821 Millionen Menschen an Hunger und über 2,5 Milliarden Menschen an Mangelernährung. 65 Länder haben selbst unter guten Bedingungen nicht genug Fläche um ihre eigene Bevölkerung zu ernähren. Zudem wird die Weltbevölkerung bis zum Jahr 2050 auf rund zehn Milliarden Menschen ansteigen. Gleichzeitig sind die natürlichen Ressourcen zur Ernährung der wachsenden Bevölkerung begrenzt und die Landwirtschaft sieht sich mit weiteren Herausforderungen wie Klimawandel, Wasserknappheit, Bodendegradation und Verlust an biologischer Vielfalt konfrontiert.

Quelle:bmel-bund.de

Von redaktion