Berlin:
Gemeinsam mit Schäfereien für mehr biologische Vielfalt im Werratal
Neues Projekt im Bundesprogramm Biologische Vielfalt startet
Wiesen, Weiden, Heiden – das sind Lebensräume, die das Werratal prägen
und zu einer Schatzgrube der Natur machen. Heute ist in Hessen ein Projekt
gestartet, das dort die Lebensräume der biologischen Vielfalt durch
Hüteschafhaltung langfristig schützen und erhalten soll. Das
Bundesumweltministerium fördert das Projekt bis 2025 mit 5,2 Millionen
Euro im Bundesprogramm Biologische Vielfalt. Es wird vom Bundesamt für
Naturschutz (BfN) fachlich begleitet.
Bundesumweltministerin Svenja Schulze: „Die Region Werratal mit Hohem
Meißner und Kaufunger Wald ist eine geologisch wie landschaftlich sehr
abwechslungsreiche Region. Hier konnten auch durch die traditionellen
Landnutzungen vor Ort, Lebensräume mit einer hohen biologischen Vielfalt
entstehen. Viele der wertvollen, mittlerweile selten gewordenen
Magerstandorte im Werratal sind jedoch gefährdet, etwa durch intensive
Landwirtschaft, Nutzungsaufgabe und Verbuschung. Mit dem Projekt ‚Schaf
schafft Landschaft‘ sollen jetzt durch Hüteschafhaltung
Biotopverbundkorridore etabliert werden. Der Schaftrieb hilft dabei,
wertvolle Standorte in der Region miteinander zu vernetzen und so die
Lebensraum- und Artenvielfalt zu sichern und zu verbessern.“
BfN-Präsidentin Prof. Beate Jessel: „Die Hüteschafhaltung hat die
einzigartige, kleinstrukturierte Kulturlandschaft im Werratal in besonderem
Maße geprägt und zur hohen biologischen Vielfalt in der Region erheblich
beigetragen. In dem neuen Projekt werden Schäfereibetriebe jetzt dabei
unterstützt, eine tragfähige Hüteschafhaltung aufzubauen. Schafkorridore
sollen besser miteinander vernetzt, Weide- und Triftflächen gepflegt und
aufgewertet werden. Von Anfang an sind dabei die Schäferinnen und Schäfer
in das Projekt eingebunden. Die wissenschaftliche Begleitung des Vorhabens
stellt zusätzlich sicher, dass die umgesetzten Maßnahmen auf ihren Erfolg
hin geprüft und bei Bedarf optimiert werden. Für zukünftige Vorhaben
werden diese Erfahrungen und Ergebnisse von großem Nutzen sein.“
Ziel von „Schaf schafft Landschaft“ ist es, die selten gewordenen
Lebensräume einer nachhaltig bewirtschafteten Kulturlandschaft langfristig
zu erhalten. Wertvolle Bereiche außerhalb der Schutzgebiete, wie magere
Wiesen, Weiden, Streuobstbestände und Wegränder profitieren ebenso wie
Magerrasen und Wacholderheiden von der Pflege und Entwicklung von Flächen,
die für die Hüteschafhaltung geeignet sind. Zudem sollen Flächen
langfristig gesichert werden. Der Schaftrieb hilft dabei, wertvolle
Standorte in der Hotspot-Region miteinander zu vernetzen. Das Werratal
gehört zu den „Hotspots der biologischen Vielfalt“, die eine besonders
hohe Dichte und Vielfalt charakteristischer Arten, Populationen und
Lebensräume aufweisen.
Im Rahmen des Projekts werden zudem Strategien zur Vermarktung der im
Hotspot hergestellten Schafprodukte entwickelt. Die Unterstützung beim
Marketing von Erzeugnissen wie Lammfleisch, Schafskäse und Wolle sowie der
geplante Aufbau eines regionalen Akteursnetzwerks können entscheidend zu
einer zukunftsfähigen, sozial und wirtschaftlich tragfähigen Schafhaltung
beitragen. Die Maßnahmen werden durch eine intensive
Öffentlichkeitsarbeit und durch Umweltbildung ergänzt.
„Strahlkraft und Vorbildcharakter erreicht ein Projekt nur, wenn sich die
angestoßenen Maßnahmen auf Dauer bewähren. Dies wollen wir erreichen,
indem wir Akteure aus Wissenschaft und Praxis zusammenbringen und auch
diejenigen mitentscheiden lassen, die die Maßnahmen letztlich umsetzen“,
so der Projektleiter Prof. Dr. Gert Rosenthal. Die Koordination und die
Projektleitung übernimmt das Fachgebiet Landschafts- und
Vegetationsökologie der Universität Kassel. Projektpartner sind das
Fachgebiet für Betriebswirtschaft der Universität Kassel in Witzenhausen,
der Werra-Meißner-Kreis und der Geo-Naturpark Frau-Holle-Land.
Projekt-Steckbrief unter:
https://www.bmu.de/presseverteiler/lt.php?tid=gkghjE5ZqyC2EbR3IcVn6TcFE3rOu0i7ozwP3myAciSBuBNZyf+roKSsg41K6FIQ
Das Bundesprogramm Biologische Vielfalt
Die Umsetzung der Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt (NBS) wird
seit 2011 durch das Bundesprogramm Biologische Vielfalt unterstützt.
Gefördert werden Vorhaben, denen im Rahmen der NBS eine gesamtstaatlich
repräsentative Bedeutung zukommt oder die diese Strategie in besonders
beispielhafter Weise umsetzen. Die geförderten Maßnahmen tragen dazu bei,
den Rückgang der biologischen Vielfalt in Deutschland zu stoppen und
mittel- bis langfristig in einen positiven Trend umzukehren. Sie dienen dem
Schutz und der nachhaltigen Nutzung sowie der Entwicklung der biologischen
Vielfalt und gehen über die rechtlich geforderten Standards hinaus.
Akzeptanzbildende Maßnahmen der Information und Kommunikation tragen dazu
bei, das gesellschaftliche Bewusstsein für die biologische Vielfalt zu
stärken.
Quelle: bmu.bund.de