Berlin:
Die wirtschaftliche Lage in Deutschland im Oktober 2019
Die Schwächephase der deutschen Wirtschaft hält an. Die globale konjunkturelle Eintrübung trifft
die deutsche Wirtschaft. Eine Konjunkturkrise zeichnet sich nicht ab, die Indikatoren zeigen aber
auch noch keine Trendwende an. Die Produktion und die Auftragseingänge in der Industrie waren
tendenziell weiter rückläufig, die Bauproduktion zeigte eine Seitwärtsbewegung auf hohem Niveau.
Die deutschen Ausfuhren waren weiter leicht rückläufig. Die staatlichen und privaten Konsumausgaben
stützen hingegen weiterhin spürbar. Am Arbeitsmarkt erfolgt der Beschäftigungsaufbau
konjunkturbedingt langsamer. Zuletzt ging überraschend die ohnehin niedrige Arbeitslosigkeit leicht
zurück.
Die konjunkturelle Flaute der deutschen Wirtschaft hält an. Ihre wirtschaftliche Aktivität verharrt
gegenwärtig in etwa auf dem erreichten Niveau. [1] Die Verluste an Wertschöpfung in der Industrie,
die sich weiter im Abschwung befindet, werden weitgehend durch das Wachstum in den Bereichen
Dienstleistungen und Bauwirtschaft kompensiert. Die einschlägigen Konjunkturindikatoren deuten noch
nicht auf eine grundlegende Veränderung der konjunkturellen Situation hin. Ein stärkerer Abschwung
oder gar eine ausgeprägte Rezession sind gegenwärtig aber nicht zu erwarten. Die exportorientierte
deutsche Industrie sieht sich weiterhin einem schwachen Welthandel, einer stagnierenden globalen
Industriekonjunktur und einer weltweiten Abschwächung der Nachfrage nach Kraftwagen gegenüber. Dies
dämpft die Investitionsneigung im Inland und strahlt auf die binnenwirtschaftliche Nachfrage nach
Vorleistungs- und Investitionsgütern aus. Die weniger exportabhängigen Bereiche der
Binnenwirtschaft bleiben davon bislang relativ unberührt. Die private und staatliche
Konsumnachfrage sowie die nach Bauleistungen liefern indessen verlässliche Impulse.
Die Weltkonjunktur bleibt gedämpft. Vor dem Hintergrund protektionistischer Maßnahmen und der
ungelösten Brexit-Frage nahm der Welthandel im Juli im Vergleich zum Vorjahresmonat erneut ab.
Während die Industrieproduktion in den entwickelten Volkswirtschaften weiter gedrosselt wurde, nahm
sie in den aufstrebenden Volkswirtschaften insbesondere in Asien etwas Fahrt auf. Allerdings liegt
der Stimmungsindikator IHS Markit PMI für die Weltwirtschaft auch nach einer leichten Aufhellung
immer noch unter seiner Wachstumsschwelle. Angesichts der schwelenden Handelskonflikte und dem
schwierigen geopolitischen Umfeld gehen die internationalen Organisationen von einer zwar weniger
dynamischen, aber weiterhin aufwärtsgerichteten Entwicklung der Weltwirtschaft aus.
Diese globale Schwäche ist weiterhin beim deutschen Außenhandel spürbar. So gingen die Exporte von
Waren und Dienstleistungen von Juli auf August saisonbereinigt und in jeweiligen Preisen um 2,4 %
zurück. Im Zweimonatsvergleich ist in etwa Stagnation zu verzeichnen (+0,1 %). Mit einer Belebung
der Ausfuhren in den kommenden Monaten rechnen die Unternehmen den ifo Exporterwartungen zufolge
nicht. Der entsprechende Index spiegelt mit seiner Eintrübung im September die niedrigste
Erwartungshaltung seit der Finanzkrise wider. Die Importe von Waren und Dienstleistungen nahmen im
August ungeachtet der robusten Binnenkonjunktur saisonbereinigt und in jeweiligen Preisen um 1,2 %
und im Zweimonatsvergleich um 1,0 % ab.
Die Industrie bleibt trotz einer leichten Belebung am aktuellen Rand im Abschwung, die
Baukonjunktur floriert hingegen weiterhin. Die Produktion im Produzierenden Gewerbe insgesamt stieg
im August leicht (+0,3 %). Während die Herstellung in der Industrie um 0,7 % zunahm, verzeichnete
das Baugewerbe eine Abnahme um 1,5 %. Im Zweimonatsvergleich indes ergab sich im Baugewerbe ein
Produktionsplus von 0,5 %. Das Verarbeitende Gewerbe meldete hier einen Rückgang der Erzeugung um
0,9 %. Dabei verzeichneten alle drei großen Industriebereiche Rückgänge: Investitionsgüter 0,6 %,
Vorleistungsgüter 1,1 % und Konsumgüter 1,2 %. Die nationale Indikatorenlage spricht nicht für
eine baldige Erholung der Industriekonjunktur. Die industriellen Auftragseingänge lagen im August
um 1,7 % unter ihrem durchschnittlichen Wert im zweiten Quartal. Das unsichere weltwirtschaftliche
Umfeld drückt weiterhin auf die Stimmung in den Unternehmen.
Die privaten Konsumausgaben bleiben demgegenüber eine wichtige Stütze der binnenwirtschaftlichen
Entwicklung. Im August nahmen die Umsätze im Einzelhandel ohne Kfz im Vormonatsvergleich um 0,5 %
zu. Im Zweimonatsvergleich Juni/Juli lagen sie kalenderbereinigt 2,8 % über dem Vorjahreszeitraum.
Die Neuzulassungen von Pkw erhöhten sich im dritten Quartal um 3,5 %, bei den privaten
Haltergruppen gingen sie auf Grund eines schwachen Schlussmonats allerdings um 4,7 % zurück. Das
Geschäftsklima im Einzelhandel ist per saldo weiter positiv und besser als der langjährige
Durchschnitt, auch wenn es im September leicht nachgab.
Der seit März deutlich abgeschwächte Beschäftigungsaufbau zeigte sich auch im August. Der Anstieg
der Erwerbstätigkeit gegenüber dem Vormonat lag nur noch bei 10.000 Personen. Der Zuwachs in den
Ursprungszahlen gegenüber dem Vorjahr hat sich binnen 1 ½ Jahren auf 333.000 Personen halbiert. Der
Aufbau der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung war mit einem Anstieg um 46.000 Personen im
Juli allerdings überraschend kräftig. Die Arbeitslosigkeit sank im September um 10.000 Personen,
nachdem sie drei Monate nahezu unverändert war. In Ursprungszahlen ging sie im Zuge der
Herbstbelebung auf rund 2,2 Mio. Personen zurück. Eine ähnliche Tendenz zeigt sich bei der
Unterbeschäftigung. Die Frühindikatoren signalisieren, dass sich der verlangsamte
Beschäftigungsaufbau bei leicht steigender Arbeitslosigkeit fortsetzen dürfte.
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Hinweis:
Eine ausführliche Darstellung und Kommentierung der wirtschaftlichen Lage und Entwicklung wird in
der November-Ausgabe des Monatsberichts „Schlaglichter der Wirtschaftspolitik“ veröffentlicht.
Diese Ausgabe wird voraussichtlich in der 44. Kalenderwoche 2019 auf der Internetseite des
Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie zu finden sein.
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[1] In diesem Bericht werden Daten verwendet, die bis zum 11. Oktober 2019 vorlagen. Soweit nicht
anders vermerkt, handelt es sich um Veränderungsraten gegenüber der jeweiligen Vorperiode auf Basis
preisbereinigter sowie kalender- und saisonbereinigter Daten.
Quelle:bmwi.bund.de