Berlin:

Die wirtschaftliche Lage in Deutschland im April 2018

Der Aufschwung der deutschen Wirtschaft setzt sich fort, sein Tempo hat sich zu Jahresbeginn
leicht abgeschwächt. Das weltwirtschaftliche Umfeld ist weiterhin günstig, die schwelenden
Handelskonflikte bergen allerdings erhöhte Risiken. Die Aufwärtstrends bei den Auftragseingängen im
Verarbeitenden Gewerbe und bei der Industrieproduktion haben sich zuletzt abgeschwächt, bleiben
aber bestehen. Die Konsumnachfrage der privaten Haushalte war zuletzt weniger dynamisch. Die
Konsumlaune und die Stimmung im Handel bleiben aber zuversichtlich. Die hohe Nachfrage nach
Arbeitskräften in weiten Teilen der Wirtschaft sorgt für eine stetig steigende Beschäftigung. Die
verbesserten Arbeitsmarktchancen für Bewerber gehen einher mit höheren Herausforderungen für viele
Arbeitgeber bei der Mitarbeitersuche. Arbeitslosigkeit und Unterbeschäftigung sinken weiter.
Die deutsche Wirtschaft befindet sich weiterhin in einem soliden Aufschwung. Ihre Kapazitäten sind
deutlich über normal ausgelastet. [1] Anfang des Jahres hat sich ihr Expansionstempo allerdings
etwas verlangsamt. Hierfür sprechen zum Beispiel die einschlägigen Indikatoren für das
Geschäftsklima, die sich auf hohem Niveau etwas abgeschwächt haben. Auch das Produktionsvolumen im
Produzierenden Gewerbe oder die industriellen Umsätze befinden sich aktuell etwas unterhalb des
Niveaus des Jahresschlussquartals 2017. Angesichts der hohen Schlagzahl der deutschen Wirtschaft in
den vier sehr wachstumsstarken Quartalen im Jahr 2017 ist dies keine ungünstige Entwicklung. Sie
bedeutet kein Ende des Aufschwungs, sondern verbessert die Chancen für seine Verstetigung. So ist
das Geschäftsklima weiterhin überdurchschnittlich, die Auftragsbücher sind voll und der
Arbeitsmarkt läuft auf hohen Touren. Das außenwirtschaftliche Umfeld zeigt sich günstig, auch wenn
die Korrektur an den Kapitalmärkten und der schwelende Handelskonflikt für eine gewisse
Verunsicherung sorgen. Der globale Aufschwung ist vielfältigen Unsicherheiten und Risiken
ausgesetzt.
Der Weltwirtschaft expandiert mit hohem Tempo. Die Weltindustrieproduktion blieb allerdings im
Januar 2018 gegenüber dem Vormonat nahezu unverändert, lag dabei aber um 4,0 Prozent über dem
Niveau des Vorjahres. Impulse kamen im Januar weiterhin von den Schwellenländern, während die
Produktion der entwickelten Volkswirtschaften etwas schwächer ausfiel. Die weiteren Aussichten für
den regional breit angelegten globalen Aufschwung bleiben positiv, auch wenn sich sein
Wachstumstempo kaum mehr steigern dürfte. So gab der globale Markit Einkaufsmanagerindex im März
nach, blieb aber deutlich in seiner Wachstumszone. Das ifo Weltwirtschaftsklima stieg demgegenüber
für das ersten Quartal auf den höchsten Wert seit Herbst 2007. Internationale Organisationen haben
zuletzt ihre Prognose etwas angehoben. IWF und OECD rechnen für die Weltwirtschaft für die Jahre
2018 und 2019 nunmehr mit einem Wachstum von jeweils 3,9 Prozent. Bei dieser Aufwärtsrevision
dürfte die Steuerreform in den Vereinigten Staaten eine Rolle gespielt haben. Noch nicht
berücksichtigt sind allerdings die aufkeimenden Handelskonflikte. Diese könnten nicht nur den
Handel in einigen Bereichen beeinträchtigen, sondern vor allem für Verunsicherung sorgen und bei
einer Eskalation den globalen Aufschwung gefährden.
Angesichts des außenwirtschaftlichen Umfelds bleiben die deutschen Ausfuhren an Waren und
Dienstleistungen trotz Abschwächung in der Tendenz aufwärtsgerichtet. Im Dreimonatsvergleich
Dezember/Januar/Februar gegenüber September/Oktober/November legten sie in jeweiligen Preisen um
1,0 Prozent zu. Die ifo Exporterwartungen im Verarbeitenden Gewerbe haben sich vier Monate in Folge
abgeschwächt, blieben aber überdurchschnittlich. Dabei dürfte neben der weiteren Aufwertung des
Euro-Wechselkurses der aufkeimende Handelskonflikt eine Rolle gespielt haben. Die nominalen Importe
von Waren und Dienstleistungen entwickelten sich im Februar ebenfalls schwächer. Angesichts der
steigenden Binnennachfrage dürfte aber auch die Importnachfrage aufwärtsgerichtet bleiben.
Insgesamt ergab sich im Januar und Februar ein Überschuss der Leistungsbilanz, die neben dem Waren-
auch den Dienstleistungshandel und grenzüberschreitende Einkommen berücksichtigt, der über dem
Vorjahresstand lag.
Die Industrieproduktion startete sehr verhalten in das neue Jahr, bleibt aber in der Grundtendenz
auf Wachstumskurs. Im Februar ging sie um 2,0 Prozent zurück und verbuchte damit den dritten
Rückgang in Folge. Innerhalb der Industrie meldeten die Investitionsgüterproduzenten die stärkste
Abschwächung (-3,1 Prozent). Das Baugewerbe meldete zuletzt ebenfalls eine Abnahme (-2,2 Prozent).
Die Auftragseingänge im Verarbeitenden Gewerbe sind nach einem starken Minus von 3,5 Prozent im
Januar im Februar wieder leicht um 0,3 Prozent gestiegen, was auf die Orders von Investitionsgütern
zurückging (+0,9 Prozent). Im ersten Quartal dürfte sich die Erzeugung der Industrie und des
Baugewerbes angesichts des schwachen Starts wohl kaum mehr als seitwärts bewegen. Trotz dieser
aktuell verhaltenen Entwicklung ist davon auszugehen, dass die Industriekonjunktur bei weiterhin
guten globalen und binnenwirtschaftlichen Rahmenbedingungen im laufenden Jahr grundsätzlich
aufwärtsgerichtet bleibt. Ihre Wachstumsdynamik dürfte allerdings weniger stark als im vergangenen
Jahr ausfallen. Für das Baugewerbe wird seit dem zweiten Halbjahr 2017 nur noch ein leichter
Aufwärtstrend ausgewiesen.


Die Indikatoren für den privaten Konsum liefern ein gemischtes Bild. Die Umsätze im Einzelhandel
gingen im Februar den dritten Monat in Folge leicht zurück (-0,7 Prozent), lagen aber noch merklich
über ihrem Vorjahresniveau. Die Zahl der Neuzulassungen von Kraftfahrzeugen war im ersten Quartal
demgegenüber deutlich höher als im Vorquartal. Allerdings hat sich auch das ifo Geschäftsklima für
den Einzelhandel im März weiter verschlechtert, blieb aber gut. Das Konsumklima der Verbraucher
zeigte sich unbeeindruckt. Zuletzt stieg der prognostizierte GfK-Konsumklimaindex im April leicht
an. Angesichts der Einkommens- und Beschäftigungsentwicklung sollten daher auch vom privaten Konsum
weiter Impulse ausgehen.
Die Entwicklungen am Arbeitsmarkt sind weiterhin positiv. Die Frühindikatoren signalisieren eine
anhaltend hohe Nachfrage nach Arbeitskräften in weiten Teilen der Wirtschaft. Im Februar nahm die
Erwerbstätigkeit saisonbereinigt um 45.000 Personen zu und auch auf Jahressicht blieb der
Beschäftigungszuwachs (+1,4 Prozent) unverändert hoch. Der Zuwachs bei der
sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung war im Januar saisonbereinigt sehr kräftig (+89.000
Personen). Die Zahl der Arbeitslosen sank im März weiter und unterschritt deutlich die Marke von
2,5 Millionen Personen. In der saisonbereinigten Betrachtung betrug der Rückgang 19.000 Personen.
Die Unterbeschäftigung, die zudem Personen in entlastenden arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen und in
kurzfristiger Arbeitsunfähigkeit einschließt, nahm etwas stärker ab. Dennoch bleiben weitere
Herausforderungen, wie die Eindämmung der Langzeitarbeitslosigkeit und die höhere Arbeitslosigkeit
in strukturschwachen Gebieten.
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Hinweis:
Eine ausführliche Darstellung und Kommentierung der wirtschaftlichen Lage und Entwicklung wird in
der Mai-Ausgabe des Monatsberichts „Schlaglichter der Wirtschaftspolitik“ veröffentlicht. Diese
Ausgabe wird voraussichtlich in der 18. Kalenderwoche 2018 auf der Internetseite des
Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie zu finden sein.
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[1] In diesem Bericht werden Daten verwendet, die bis zum 11. April 2018 vorlagen. Soweit nicht
anders vermerkt, handelt es sich um Veränderungsraten gegenüber der jeweiligen Vorperiode auf Basis
preisbereinigter und kalender- und saisonbereinigter Daten.

https://www.bmwi.de/Redaktion/DE/Pressemitteilungen/Wirtschaftliche-Lage/2018/20180412-wirtschaftliche-lage-in-deutschland-im-april-2018.html

Quelle:bmwi.bund.de

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