Berlin:

Die wirtschaftliche Lage in Deutschland im Oktober 2017

Der Aufschwung der deutschen Wirtschaft gewinnt an Breite. Neben den Konsumausgaben und den
Bauinvestitionen haben sich die Ausfuhren und die Investitionen in Ausrüstungen belebt. Die
Fertigung im Produzierenden Gewerbe zeigt seit Jahresbeginn mehr Dynamik. Die positive Entwicklung
bei den Auftragseingängen und das günstige Geschäftsklima in der Industrie sprechen für eine
Fortsetzung des Aufwärtstrends. Die Verbraucherpreise haben sich vor dem Hintergrund stabiler
Energiepreise im Jahresverlauf normalisiert. Die Kauflaune der Verbraucher bleibt hoch. Die
Grundtendenzen am Arbeitsmarkt sind weiterhin positiv. Dank kräftiger Nachfrage hält die hohe
Dynamik beim Beschäftigungsaufbau an. Arbeitslosigkeit und Unterbeschäftigung bleiben in der
Tendenz rückläufig.


Die deutsche Wirtschaft befindet sich in einem stetigen und nun auch breit angelegten Aufschwung.
Die konjunkturelle Dynamik hat sich im ersten Halbjahr spürbar belebt. Wesentliche Impulse hierfür
kamen von der globalen Nachfrage nach Industriegütern, die seit Ende vergangenen Jahres anzog.
Damit belebten sich auch die heimischen Investitionen in Ausrüstungen. Die Indikatoren deuten auf
eine rege Fortsetzung des Aufschwungs in der zweiten Jahreshälfte hin, wenn auch nicht ganz mit der
Dynamik des ersten Halbjahrs. Die Bundesregierung erwartet damit gemäß ihrer Herbstprojektion einen
Anstieg des Bruttoinlandsprodukts im Jahr 2017 von preisbereinigt 2,0 Prozent, dies wäre das
stärkste Wirtschaftswachstum seit sechs Jahren.[1] Der Aufschwung steht auf einem soliden
binnenwirtschaftlichen Fundament. Die Beschäftigung nimmt weiter deutlich zu. Die privaten
Konsumausgaben und die Bruttoanlageinvestitionen liefern die größten Wachstumsbeiträge in Höhe von
1,0 beziehungsweise 0,7 Prozentpunkten. Die Kapazitäten sind etwas über normal ausgelastet. Der
Anstieg des Verbraucherpreisniveaus erhöht sich auf eine Jahresrate von 1,8 Prozent. Der Aufschwung
der deutschen Wirtschaft wird sich in den kommenden Jahren fortsetzen.
Die Weltwirtschaft gewinnt auf das Jahr gesehen weiter an Fahrt. Trotz eines leichten Rückgangs
liegt die weltweite Industrieproduktion im Juli um 3,7 Prozent über dem Niveau des Vorjahres. Die
Dynamik in den asiatischen Schwellenländern ist hoch, aber auch die Konjunktur in den entwickelten
Volkswirtschaften belebte sich. Die globalen Stimmungsindikatoren zeigen einen zunehmenden
Optimismus. Insbesondere im Euroraum haben sich die Wachstumserwartungen zuletzt deutlich
verbessert. In den Vereinigten Staaten hat sich die Konjunktur nach dem schwachen ersten Quartal
normalisiert. Die japanische Wirtschaft legte im zweiten Quartal merklich zu. Von den
Schwellenländern verzeichnete China wieder eine gleichmäßigere wirtschaftliche Entwicklung.
Insgesamt wird daher das Wachstum der Weltwirtschaft in diesem Jahr höher ausfallen als im Vorjahr.
In Anlehnung an die Einschätzung der internationalen Organisationen rechnet die Bundesregierung für
dieses Jahr mit einem Wachstum der Weltwirtschaft von 3,6 Prozent und im Folgejahr von 3,7 Prozent.
Nach der Zahlungsbilanzstatistik der Deutschen Bundesbank legten die Ausfuhren an Waren und
Dienstleistungen im August 2017 in jeweiligen Preisen deutlich um 2,3 Prozent gegenüber dem
Vormonat zu. Im Dreimonatsvergleich erhöhten sie sich weiter um 1,3 Prozent. Die Einfuhren stiegen
im August weniger stark um 0,6 Prozent. Im Dreimonatsvergleich gaben sie demgegenüber um
1,0 Prozent nach. Der seit Jahresbeginn kumulierte Leistungsbilanzüberschuss liegt weiterhin
spürbar niedriger als ein Jahr zuvor. Die positiven Signale der nationalen Indikatoren zur
Außenwirtschaft sowie die weltwirtschaftliche Belebung lassen trotz eines stärkeren Euros eine
weitere Expansion der deutschen Exporte erwarten. Aufgrund der starken Binnennachfrage und den
damit einhergehenden Importzuwächsen wird der Außenbeitrag in diesem Jahr voraussichtlich
wachstumsneutral ausfallen.
Die seit Jahresbeginn zu beobachtende Dynamik bei der industriellen Produktion, die um die
Jahresmitte ausgesetzt hatte, setzte sich zuletzt wieder fort. Die Herstellung des Verarbeitenden
Gewerbes erhöhte sich im August saisonbereinigt um 3,2 Prozent. Die Produktion im
Investitionsgütergewerbe legte dabei mit einem Plus von 4,8 Prozent besonders kräftig zu. Eine
Rolle dürfte hier die Lage der Werksferien im Bereich Kraftfahrzeuge (+10,8 Prozent) gespielt
haben. Die positive Entwicklung der Auftragseingänge (August: +3,6 Prozent) und das weiterhin
günstige Geschäftsklima sprechen für eine Fortsetzung der guten Industriekonjunktur. Die
Bauproduktion entwickelt sich bereits seit dem Frühjahr leicht rückläufig, allerdings von einem
hohen Niveau aus. Im August kam es zu einem Rückgang um 1,2 Prozent. In Anbetracht baufreundlicher
Rahmenbedingungen hat sich das Geschäftsklima in der Branche im September weiter verbessert. Die
Bauunternehmen waren mit ihrer aktuellen Lage zufriedener und auch ihre Geschäftserwartungen hoben
sie an.
Der private Konsum bleibt eine wichtige Stütze der deutschen Konjunktur. Gemäß Herbstprojektion der
Bundesregierung steigen die privaten Konsumausgaben im laufenden Jahr um 1,8 Prozent und im
Folgejahr um weitere 1,6 Prozent. Am aktuellen Rand deuten die Umsätze im Einzelhandel eine etwas
langsamere Gangart an (Juli: -1,2 Prozent, August: -0,4 Prozent). Nach einem starken Mai und Juni
gingen auch die Umsätze im Kfz-Handel im Juli um 1,2 Prozent zurück, blieben aber deutlich
aufwärtsgerichtet. Dafür sprechen auch die privaten Kfz-Neuzulassungen, die im August um
8,2 Prozent und im September um 2,0 Prozent gestiegen sind. Die Stimmungsindikatoren sind ebenfalls
sehr positiv. Das ifo Geschäftsklima für den Einzelhandel hat sich im September verbessert und
befindet sich weit über seinem langjährigen Durchschnitt. Auch das Konsumklima der Verbraucher
bewegt sich in der Nähe historischer Höchstwerte, obwohl sich die Inflation mit 1,8 Prozent im
August binnen eines Jahres wieder merklich beschleunigt hat.
Die Grundtendenzen am Arbeitsmarkt sind weiterhin positiv. Die Erwerbstätigkeit, die
saisonbereinigt seit Februar monatlich um rd. 50.000 Personen zunahm, stieg im August um 64.000
Personen. Auf Jahressicht liegt der Zuwachs bei ca. 700.000 Personen. Einen derartigen
Beschäftigungsaufbau gab es in Deutschland zuletzt vor zehn Jahren, dem Jahr vor der Finanzkrise.
Das geht vor allem auf die rapide Entwicklung bei der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung
zurück, die im Juli, bereinigt um die Saisoneinflüsse, um 57.000 Personen anstieg. Die
einschlägigen Frühindikatoren signalisieren eine anhaltend hohe Nachfrage nach Arbeitskräften in
weiten Teilen der Wirtschaft. Die Bundesregierung rechnet für das laufende Jahr im
Jahresdurchschnitt mit einem Anstieg der Erwerbstätigkeit um 660.000 Personen. Arbeitslosigkeit und
Unterbeschäftigung sind im September saisonbereinigt um 23.000 beziehungsweise 20.000 Personen
weiter zurückgegangen. Der Rückgang der Arbeitslosigkeit dürfte anhalten; er könnte sich aber etwas
verlangsamen, weil Personen mit Migrationshintergrund nach dem Abschluss von Integrations- und
Sprachkursen zunehmend auf den Arbeitsmarkt drängen.
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Hinweis:
Eine ausführliche Darstellung und Kommentierung der wirtschaftlichen Lage und Entwicklung wird in
der November-Ausgabe des Monatsberichts „Schlaglichter der Wirtschaftspolitik“ veröffentlicht.
Diese Ausgabe wird voraussichtlich in der 44. Kalenderwoche auf der Internetseite des
Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie zu finden sein.
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[1] Herbstprojektion der Bundesregierung vom 11. Oktober 2017. In diesem Bericht werden Daten
verwendet, die bis zum 11. Oktober 2017 vorlagen.
Soweit nicht anders vermerkt, handelt es sich um Veränderungsraten gegenüber der jeweiligen
Vorperiode auf Basis preisbereinigter sowie nach dem Verfahren Census X-12-ARIMA kalender- und
saisonbereinigter Daten.

Quelle:

http://www.bmwi.de/Redaktion/DE/Pressemitteilungen/Wirtschaftliche-Lage/2017/20171013-wirtschaftliche-lage-in-deutschland-im-oktober-2017.html

Von redaktion