Berlin:

Die wirtschaftliche Lage in Deutschland im September 2017

Die deutsche Wirtschaft ist im ersten Halbjahr 2017 beschleunigt gewachsen. Die rechnerisch
größeren Impulse kamen von der binnenwirtschaftlichen Seite. Das Wachstum im Produzierenden Gewerbe
bleibt in der Tendenz aufwärtsgerichtet, auch wenn es im Juni und Juli an Dynamik einbüßte. Das
Geschäftsklima in der Wirtschaft ist weiterhin sehr zuversichtlich. Die Verbraucherpreise haben
sich vor dem Hintergrund stabiler Energiepreise normalisiert. Die Kauflaune der Verbraucher blieb
dennoch hoch. Die Grundtendenzen am Arbeitsmarkt sind weiterhin positiv. Dank kräftiger Nachfrage
ist die Dynamik beim Beschäftigungsaufbau hoch. Arbeitslosigkeit und Unterbeschäftigung sind in der
Tendenz rückläufig. Dennoch bleiben strukturelle Herausforderungen am Arbeitsmarkt zu bewältigen.
Die deutsche Wirtschaft befindet sich in einem soliden Aufschwung. Im ersten Halbjahr 2017
beschleunigte sie ihr Expansionstempo merklich. Die gesamtwirtschaftliche Leistung legte im ersten
Halbjahr 2017 preis-, kalender- und saisonbereinigt gegenüber dem Vorzeitraum um 1,2 % zu, nach
einem Wachstum von 0,8 % im zweiten Halbjahr 2016. [1] Unterstützt wurde die Konjunktur im ersten
Halbjahr 2017 durch starke binnenwirtschaftliche Auftriebskräfte. Während sich die Impulse durch
die privaten und staatlichen Konsumausgaben fortsetzten, belebten sich die Investitionen in Bauten
(+4,4 %) und vor allem erstmals auch wieder die in Ausrüstungen (+2,1 %). Der Beitrag des
Außenhandels zum Wirtschaftswachstum war im ersten Halbjahr netto leicht positiv. Die Basis für die
binnenwirtschaftliche Entwicklung ist weiterhin die gute Entwicklung des Arbeitsmarkts insgesamt.
Impulse kamen im ersten Halbjahr aber auch von den niedrigen Zinsen und dem etwas günstigeren
Mineralölpreisen. Das Wachstum der deutschen Wirtschaft setzt sich im zweiten Halbjahr fort.
Vermutlich wird die Dynamik aber etwas geringer ausfallen. Die Stimmung in der Wirtschaft ist
weiterhin sehr zuversichtlich. Der Beschäftigungsaufbau könnte aber etwas ruhiger verlaufen. Auch
die Produktionsausweitung in Industrie und Baugewerbe könnten moderater ausfallen.
Die Weltwirtschaft gewinnt auf das Jahr gesehen weiter an Fahrt. Die globale Industrieproduktion
ist seit Februar 2017 aufwärtsgerichtet. Die Dynamik in den asiatischen Schwellenländern ist hoch,
aber auch die Konjunktur in den entwickelten Volkswirtschaften belebte sich. Die globalen
Stimmungsindikatoren zeigen einen zunehmenden Optimismus. Die Konjunkturerwartungen für den
Euroraum haben sich weiter aufgehellt. In den Vereinigten Staaten hat sich das Wachstum nach dem
schwachen ersten Quartal normalisiert. Das Wirtschaftswachstum in Japan ist im zweiten Quartal
höher ausgefallen. Von den Schwellenländern verzeichnete China wieder eine stabilere
wirtschaftliche Entwicklung. Russland und Brasilien profitieren von den anziehenden
Rohstoffpreisen. Beide Länder konnten ihre Rezessionsphasen überwinden. Insgesamt wird daher das
Wachstum der Weltwirtschaft in diesem Jahr höher ausfallen als im Vorjahr. Der IWF, wie andere
Organisationen zuvor, erwartet in seinem Ausblick vom Juli weiterhin einen Anstieg der
Weltwirtschaft von 3,5 %.
Die deutschen Ausfuhren bleiben in der Tendenz leicht aufwärtsgerichtet. Nach der
Zahlungsbilanzstatistik der Deutschen Bundesbank legten die Ausfuhren an Waren und Dienstleistungen
im Juli 2017 in jeweiligen Preisen leicht um 0,2 % gegenüber dem Vormonat zu. Im aussagekräftigen
Dreimonatsvergleich stiegen sie deutlicher um 1,3 %. Die Einfuhren erhöhten sich im Juli um 2,1 %.
Im Dreimonatsvergleich war ihr Anstieg mit +1,2 % etwa ebenso stark wie der der Ausfuhren. Der seit
Jahresbeginn kumulierte Leistungsbilanzüberschuss liegt weiterhin spürbar niedriger als ein Jahr
zuvor. Die nationalen Indikatoren zur Außenwirtschaft sowie die weltwirtschaftliche Belebung lassen
trotz eines stärkeren Euros eine weitere moderate Expansion der deutschen Exporte erwarten.
Die im ersten Halbjahr starke Industriekonjunktur hat in den Sommermonaten etwas an Schwung
verloren. Nach einem Rückgang im Juni wurde die Produktion im Juli nur leicht um 0,3 % ausgeweitet.
Ob sich die dynamische Entwicklung des ersten Halbjahrs auch im Herbst fortsetzt, bleibt daher
abzuwarten. Während die Auftragseingänge der vergangenen Monate eine etwas ruhigere Gangart
signalisieren, sprechen das verbesserte ifo Geschäftsklima im Verarbeitenden Gewerbe sowie die
starke Kfz-Produktion im August für ein gutes drittes Quartal. Die Bauproduktion wurde im Juli um
0,5 % gesteigert, hat sich seit dem Frühjahr aber insgesamt eher schwach entwickelt. Trotz
nachgebender Auftragseingänge im Bauhauptgewerbe, die im zweiten Quartal um 2,6 % zurückgingen,
blieb die Stimmung in der Branche gut. Sowohl die aktuelle Lage als auch Aussichten für die
kommenden Monate werden von den Bauunternehmen sehr positiv eingeschätzt. Die Kapazitätsauslastung
ist überdurchschnittlich hoch, was sich mittlerweile auch in der Entwicklung der Baupreise
niederschlägt.


Der private Konsum bleibt weiterhin eine wichtige Stütze der Konjunktur. Zwar sind die Erlöse im
Einzelhandel im Juli um 1,2 % gesunken, im aussagekräftigeren Dreimonatsvergleich blieben sie aber
aufwärtsgerichtet. Auch im Kfz-Handel entwickelten sich die Umsätze im Juni weiter dynamisch. Trotz
der etwas anziehenden Verbraucherpreise, die im August 1,8 % über dem Niveau des Vorjahres lagen,
stieg das Konsumklima erneut und erreichte im August ein neues Hoch. Angesichts dessen sollte der
private Konsum weiter expandieren. Allerdings deutet die etwas eingetrübte Stimmung im Einzelhandel
darauf hin, dass sich die Entwicklung nach dem außergewöhnlich starken zweiten Quartal etwas
verlangsamen könnte.
Der Arbeitsmarkt entwickelte sich insgesamt weiterhin positiv und auch der Ausblick stimmt
zuversichtlich. Die Erwerbstätigkeit nimmt saisonbereinigt seit Februar monatlich stetig um 40 bis
50 Tausend Personen zu, im Juli um 42.000 Personen. Nach den Ursprungszahlen waren fast 44,4 Mio.
und damit 1,6 % mehr Personen als vor einem Jahr erwerbstätig. Die sozialversicherungspflichtige
Beschäftigung stieg im Juni (+53.000 Personen) erneut etwas stärker als die Erwerbstätigkeit. In
nahezu allen Wirtschaftsbereichen werden Mitarbeiter gesucht. Die Arbeitslosigkeit ist im August
während der Sommerferien leicht angestiegen. Nach den Ursprungszahlen waren 2,54 Mio. Personen
arbeitslos gemeldet, 139.000 weniger als vor einem Jahr. Die Unterbeschäftigung war etwas geringer
als im Juli. Bereinigt um die Saisoneffekte gingen Arbeitslosigkeit und Unterbeschäftigung im
August gegenüber dem Vormonat erneut leicht zurück. Diese positiven Entwicklungen sollten die
bestehenden Problembereiche aber nicht verdecken, denn die regionalen Unterschiede bei der
Arbeitslosigkeit sind weiterhin sehr groß. Zudem stellen der Abbau der Langzeitarbeitslosigkeit,
von der im August noch immer 895.000 Personen betroffen waren, sowie die Integration der
Flüchtlinge nach wie vor erhebliche Herausforderungen dar.

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Hinweis:
Eine ausführliche Darstellung und Kommentierung der wirtschaftlichen Lage und Entwicklung wird in
der Oktober-Ausgabe des Monatsberichts „Schlaglichter der Wirtschaftspolitik“ veröffentlicht. Diese
Ausgabe wird voraussichtlich in der 39. Kalenderwoche auf der Internetseite des Bundesministeriums
für Wirtschaft und Energie zu finden sein.
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[1] In diesem Bericht werden Daten verwendet, die bis zum 11. September 2017 vorlagen. Soweit nicht
anders vermerkt, handelt es sich um Veränderungsraten gegenüber der jeweiligen Vorperiode auf Basis
preisbereinigter sowie nach dem Verfahren Census X-12-ARIMA kalender- und saisonbereinigter Daten.

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Von redaktion