Berlin:
Im Land der Forscher und Sammler
Was haben Inszenierungspläne aus der deutschen Theatergeschichte in
Köln, der Nachlass eines namhaften DDR-Architekten in Wismar und
Fotografien aus den frühen Jahren der Berliner Kunstgewerbeschule
gemeinsam? Sie sind jeweils Teil einer wissenschaftlichen Sammlung an einer
deutschen Hochschule, deren exemplarische Erschließung und Erforschung
durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert
wird.
Mehr als 1000 solcher Sammlungen zu den unterschiedlichsten Themen gibt es
an deutschen Universitäten und Fachhochschulen – vielfach befinden sie
sich jedoch in prekärem Zustand, da ihre Erschließung und Erhaltung
aufwendig ist. Insgesamt 15 Forschungsverbünde werden jetzt vom BMBF
gefördert, um das Potenzial hochschulischer Sammlungen zu stärken und sie
besser für Forschung und Lehre nutzbar zu machen. Die thematische
Bandbreite ist groß, es werden unter anderem ethnologische, marine,
archäologische, botanische, technische und haustierkundliche Sammlungen
erschlossen und erforscht. Dafür stehen in den kommenden drei Jahren
insgesamt acht Millionen Euro bereit.
„Deutsche Hochschulen verwahren oft Schätze, die sonst nirgendwo
verfügbar sind. Diese Sammlungen sind ein wichtiger Teil unseres
kulturellen Erbes. Sie wurden eigens für Forschung und Lehre angelegt und
sind heute häufig in Vergessenheit geraten. Wir unterstützen
Universitäten und Fachhochschulen dabei, ihre Sammlungen in Kooperation
mit Museen und anderen Partnern wiederzuentdecken und neue Forschungsfragen
für ihre alten Bestände zu entwickeln“, sagte Bundesforschungsministerin
Johanna Wanka.
Ein Ziel der BMBF-Bekanntmachung „Vernetzen – Erschließen – Forschen.
Allianz für universitäre Sammlungen“ ist es, Forschungskooperationen
zwischen Hochschulen und Museen aufzubauen, über die auch Impulse in den
Bereichen Sammlungsmanagement, Erschließung und Digitalisierung sowie
Konservierung und Restaurierung an die Hochschulen weitergegeben werden
sollen.
Beispielsweise besitzt die Hochschule Wismar den Nachlass von Ulrich
Müther (1934-2007), einem der bedeutendsten Architekten der DDR. Müther
wurde insbesondere durch seine Schalenbauweise bekannt. Wichtige Bauwerke –
etwa der sogenannte „Teepott“ in Warnemünde – befinden sich an der
Ostseeküste, in Berlin und Cottbus, aber auch in Polen, der arabischen
Welt und auf Kuba. In Zusammenarbeit mit dem Baukunstarchiv Berlin wird die
Hochschule Wismar die Sammlung im Verbundprojekt „Sonderbauten der
DDR-Moderne“ zu einer nachhaltig nutzbaren Forschungs- und Lehreinrichtung
entwickeln, zudem werden einzelne konservatorische und restauratorische
Maßnahmen realisiert.
Ein weiteres Beispiel: Die bedeutende theaterwissenschaftliche Sammlung an
der Universität Köln. Das Verbundprojekt „(Re-)Collecting Theatre History
– Erforschung biografischer Zeitläufte der Theatergeschichte“ der Kölner
Universität, der Freien Universität Berlin sowie den Theatermuseen in
Düsseldorf und München nutzt universitäre und museale Expertise, um
Personennachlässe zu untersuchen und digital zusammenzuführen. Ziel ist
es, anhand der Nachlässe – die etwa biographische Notizen oder
Inszenierungspläne enthalten – neue Impulse für die Erforschung der
deutschsprachigen Theatergeschichte zu setzen und die entsprechenden
Materialien auch öffentlich verfügbar zu machen.
Die Universität der Künste Berlin verfügt über eine aufgrund ihres
Umfangs und Erhaltungszustandes in Deutschland einmalige Sammlung noch
nicht inventarisierter Fotografien, die sie im Verbundprojekt „Die
Bildvorlagen- und Modell-Sammlungen der Kunstakademie und der
Kunstgewerbeschule in Berlin, 1850-1932“ gemeinsam mit dem Zentrum für
Literatur- und Kulturforschung (Geisteswissenschaftliches Zentrum Berlin)
erforschen will. Ziel ist es, ausgewählte Teile der Sammlungen im Lichte
aktueller kunst- und kulturwissenschaftlicher Fragestellungen zu bearbeiten
und in die heutige universitäre Lehre einzuführen.
Weitere Informationen:
https://www.bmbf.de/de/kulturelles-erbe-und-forschungsmuseen-746.html
Quelle:bmbf.bund.de