Berlin:
Die wirtschaftliche Lage in Deutschland im Januar 2017
* Die deutsche Wirtschaft ist im Jahr 2016 um 1,9 % gewachsen.
* Die Konjunktur hat sich zum Jahresende hin belebt.
* Eine leicht anziehende globale Konjunktur lässt die Exporte wieder steigen.
* Die Produktion im Produzierenden Gewerbe dürfte im Jahresschlussquartal
insgesamt spürbar zugenommen haben. Auftragseingänge und
Stimmungsindikatoren sprechen für einen guten Start in das Jahr 2017.
* Der Arbeitsmarkt entwickelte sich 2016 erfreulich. Der private Konsum
erhält weiterhin zuverlässige Impulse vom Arbeitsmarkt.
Die deutsche Wirtschaft ist im Jahr 2016 um preisbereinigt 1,9 % in einem
unruhigen außenwirtschaftlichen Umfeld solide gewachsen, nach einem Anstieg des
Bruttoinlandsprodukts (BIP) um 1,7 % im vorangegangenen Jahr.[1] [2] Das Wachstum
fiel damit sogar geringfügig stärker aus, als in der Herbstprojektion der
Bundesregierung vorhergesagt. Die Entwicklung wurde rechnerisch von der
Binnennachfrage getragen. Vor allem die staatlichen und privaten Konsumausgaben,
aber auch die Bauinvestitionen legten kräftig zu. Die Investitionen in
Ausrüstungen erhöhten sich ebenfalls, aber verhaltener. Mit der starken
Binnennachfrage nahmen die Importe stärker zu als die Exporte, so dass der
Wachstumsbeitrag des Außenhandels leicht negativ ausfiel.
Das positive Jahresergebnis unterstreicht, dass sich die Konjunktur
<http://www.bmwi.de/DE/Themen/Industrie/statistische-daten.html> in Deutschland
im Jahresschlussquartal 2016 belebt hat. Die verhaltene Entwicklung im dritten
Quartal ist überwunden. Darauf deuten unter anderem die soliden Produktions- und
Umsatzzahlen in der Industrie hin. Die Bautätigkeit hat sich in den letzten
Monaten ebenfalls positiv entwickelt. Zudem stellt sich das außenwirtschaftliche
Umfeld etwas freundlicher dar. Insgesamt bleibt das Bild einer soliden, stark
binnenwirtschaftlich getriebenen Konjunktur bestehen.
Die Aussichten für die Weltwirtschaft haben sich tendenziell verbessert. Die
weltweite Industrieproduktion nimmt weiter zu. Die Wirtschaft der Vereinigten
Staaten hat im zweiten Halbjahr 2016 mehr Fahrt aufgenommen. Die
Wirtschaftsleistung der Europäischen Union nimmt gemäßigt, aber stetig zu. Sogar
das BIP des Vereinigten Königreichs erhöhte sich infolge der Pfund-Abwertung nach
dem Brexit-Referendum <http://www.bmwi.de/DE/Themen/europa,did=771554.html> recht
deutlich. In China schwächt sich das Wachstum tendenziell weiter ab, bleibt aber
vergleichsweise hoch. Die großen rohstoffexportierenden Schwellenländer Russland
und Brasilien dürften allmählich ihre Rezession verlassen. Insgesamt wird das
globale Wachstum im Jahr 2016, aufgrund des schwachen ersten Halbjahrs, geringer
ausfallen als im Vorjahr. Nach einem Anstieg des globalen BIP von 2,9 % im Jahr
2016 erwartet die OECD für das Jahr 2017 eine Beschleunigung auf 3,3 %.
Allerdings bleiben die Unwägbarkeiten beachtlich.
Angesichts der leichten Besserung der Weltkonjunktur haben die deutschen
Ausfuhren ihre Schwächephase vom Sommer überwunden und sind zum Jahresende 2016
wieder leicht aufwärtsgerichtet. Saisonbereinigt stiegen die Ausfuhren an Waren
und Dienstleistungen im November kräftig um 3,1 % gegenüber dem Vormonat an. Die
nominalen Einfuhren nahmen mit 3,3 % noch stärker zu. Dieses Muster ergab sich
auch im weniger schwankungsanfälligen Dreimonatsvergleich. Die Einfuhren stiegen
mit einem Zuwachs von 3,2 % stärker als die Ausfuhren mit 2,2 %. Vom Außenhandel
insgesamt dürften demnach gegenwärtig eher leicht dämpfende Wachstumsimpulse
ausgehen. Die nationalen Konjunkturindikatoren für den Außenhandel, wie die
industriellen Auftragseingänge, die Exporterwartungen der Unternehmen sowie die
realen effektiven Wechselkurse, deuten zusammen mit der Einschätzung der
Weltkonjunktur auf eine, wenn auch moderate, Exportbelebung hin.
Die Produktion im Produzierenden Gewerbe zog im November im Vergleich zum
Vormonat um 0,4 % etwas an.[3] Die Industrieproduktion erhöhte sich dabei um 0,4
% und die Erzeugung im Bauhauptgewerbe um 1,5 %. Während sich die Produktion von
industriellen Vorleistungsgütern und Konsumgütern belebte (+0,9 % und +0,3 %),
blieb die von Investitionsgütern nahezu unverändert (-0,1 %). Der Trend der
Industrieproduktion ist leicht aufwärtsgerichtet. Im Durchschnitt der Monate
Oktober/November produzierte die Industrie 0,8 % mehr als im Durchschnitt des
dritten Quartals 2016. Die Erzeugung im Baugewerbe lag um 1,6 % höher. Die
industriellen Auftragseingänge sprechen für eine weitere Belebung der
Industriekonjunktur. Im Vergleich der Durchschnitte Oktober/November mit dem
dritten Quartal nahmen die Bestellungen in der Industrie um 3,7 % zu. Dabei ergab
sich für die Herkunft der Nachfrageimpulse ein gemischtes Bild. Die Bestellungen
aus dem Inland verzeichneten ein Plus von 4,3 %. Die Aufträge aus dem Euroraum
gingen um 0,6 % zurück und die aus den Ländern außerhalb des Euroraums stiegen
äußerst stark um 5,8 % an. Sowohl die Auftragseingänge als auch die
Stimmungsindikatoren versprechen ein solides Produktionswachstum zum Jahresende
und einen guten Start in das Jahr 2017.
Der private Konsum hat sich im Jahr 2016 um preisbereinigt 2,0 % kräftig erhöht.
Auch im Jahresschlussquartal dürfte es einen spürbaren Zuwachs gegeben haben. Die
Umsätze im Einzelhandel fielen im November zwar um 1,8 % geringer aus als im
Vormonat. Dieser war mit einem Anstieg von 2,5 % aber auch sehr stark. Der
Kfz-Handel fällt im vierten Quartal dagegen vermutlich etwas schwächer aus. Seine
Umsätze sind im Oktober um 1,5 % gesunken und die Neuzulassungen haben sich zum
Jahresende schwach entwickelt. Die Stimmung sowohl unter den Einzelhändlern als
auch unter den Verbrauchern bleibt jedoch weiterhin sehr gut.
Der Arbeitsmarkt entwickelte sich erfreulich und auch der Ausblick bleibt
positiv. Die Erwerbstätigkeit nahm saisonbereinigt weiter zu. Sie lag Im November
bei gut 43,8 Mio. Personen, 0,7 % über Vorjahresniveau (Ursprungszahlen). Die
Entwicklung bei der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung ist seit Juni
deutlich verlangsamt, wobei auch im Oktober der Vorjahresstand noch um 1,2 %
überschritten wurde. Die Frühindikatoren deuten aber weiterhin auf eine hohe
Nachfrage nach Arbeitskräften hin, wobei es schwieriger wird, Angebot und
Nachfrage zusammenzuführen. Die Arbeitslosigkeit sank im Dezember saisonbereinigt
um 17.000 Personen. Nach den Ursprungszahlen waren 2,57 Mio. Personen arbeitslos
gemeldet. Bei Flüchtlingen, die Zugang zum Arbeitsmarkt haben, nahm die
Arbeitslosigkeit schrittweise zu, obwohl gleichzeitig viele in
arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen qualifiziert wurden.
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Hinweis:
Eine ausführliche Darstellung und Kommentierung der wirtschaftlichen Lage und
Entwicklung wird in der Februar-Ausgabe des Monatsberichts „Schlaglichter der
Wirtschaftspolitik“ veröffentlicht. Diese Ausgabe wird voraussichtlich in der 5.
Kalenderwoche auf der Internetseite des Bundesministeriums für Wirtschaft und
Energie zu finden sein.
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[1] Pressemitteilung des Statistischen Bundesamtes zur Entwicklung des
Bruttoinlandsprodukts im Jahr 2016 vom 12. Januar 2017.
[2] In diesem Bericht werden Daten verwendet, die bis zum 12. Januar 2017
vorlagen.
[3] Soweit nicht anders vermerkt, handelt es sich um Veränderungsraten gegenüber
der jeweiligen Vorperiode auf Basis preisbereinigter sowie nach dem Verfahren
Census X-12-ARIMA kalender- und saisonbereinigter Daten.
Downloads
Ausgewählte Daten zur wirtschaftlichen Lage
Stand: Januar 2017
PDF: 41,5 KB
<http://www.bmwi.de/BMWi/Redaktion/PDF/W/wirtschaftliche-lage-brd-01-2017,property=pdf,bereich=bmwi,sprache=de,rwb=true.pdf>
Quelle: bmwi.bund.de